Campeones! Atletico holt den Titel

Frank Oschwald
18. Mai 201414:25
Lionel Messi (l.) verteidigt den Ball gegen Felipe Luisgetty
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Atletico Madrid ist spanischer Meister! Den Hauptstädtern reichte am 38. Spieltag im Duell gegen den direkten Konkurrenten FC Barcelona ein 1:1, um die erste Meisterschaft seit der Saison 1995/1996 perfekt zu machen.

Vor 98.772 im ausverkauften Camp Nou brachte Alexis Sanchez (34.) den Gastgeber zunächst in Führung. Nach dem Seitenwechsel glich Godin (49.) nach einer Gabi-Ecke aus.

Atletico feiert somit die zehnte Meisterschaft der Vereinsgeschichte und durchbricht dank der ausgeklügelten defensiven Ausrichtung die Phalanx von Barcelona und Real Madrid. Seit der Saison 2003/2004 gelang dieses Kunststück keinem Team. Am 24.Mai. kann Atletico im Finale der Champions League gegen Real Madrid sogar das Double holen.

Barcelona hingegen verpasste am letzten Spieltag den Sprung auf Platz eins und bleibt somit in dieser Saison ohne Titel. Im Anschluss zog Tata Martino daraus die Konsequenz und trat als Trainer der Katalanen zurück.

Die Reaktionen:

Diego Simeone (Trainer Atletico Madrid): "Das hier und heute ist einer der wichtigsten Tage in der Geschichte von Atletico. Was ich gerade fühle, kann ich gar nicht in Worte fassen, es ist einfach unbeschreiblich. Ich möchte mich vor allem bei meinen Spielern und bei den Leuten, die an uns geglaubt haben, bedanken."

Tata Martino (Trainer FC Barcelona): "Ich habe mich mit dem Verein darauf geeinigt, meinen Vertrag aufzulösen. Wir haben es leider nicht geschafft, die Ziele, die wir uns vorgenommen haben, zu erfüllen. Wir haben jedoch bis zum Schluss alles gegeben und darauf können wir Stolz sein."

Diego Godin (Atletico Madrid): "Unser Coach hat uns in der Halbzeit gesagt, dass wir noch ein Tor schießen werden. So kam es dann letztlich auch. Wir können Stolz darauf sein, dass wir Barcelona und Real Madrid 38. Spieltage in Schach gehalten haben."

Andres Iniesta (FC Barcelona): "Wir haben heute leider nur 45 Minuten gut gespielt. Aber wir müssen Atletico zum Titel gratulieren. Sie sind der verdiente Champion. Aber jetzt ist die Saison vorbei und wir müssen nach vorne schauen."

Thibaut Courtois (Atletico Madrid): "Wir sind extrem happy, dass wir den Titel nach Madrid geholt haben. Jetzt fahren wir zunächst zum Champions-League-Finale nach Lissabon und im Anschluss geht es für manche zur Weltmeisterschaft. Was mit mir danach passiert, wird man sehen. Ich habe bislang drei wunderbare Jahre hier erlebt. Diese werde ich nie vergessen. Atletico wird immer in meinem Herzen bleiben."

Der SPOX-Spielfilm

Vor dem Anpfiff: Trotz des mageren 0:0 im Spiel gegen Elche tauscht Tata Martino sein Team nur auf einer Position. Barta muss auf die Bank, da Pique nach überstandener Hüftverletzung zurück ins Team rutscht. Etwas überraschend bekommt im Mittelfeld erneut Fabregas den Vorzug vor Xavi. Alba und Neymar nehmen nach Verletzungspause erstmals wieder auf der Bank Platz.

Diego Simeone schickt sein Team wie erwartet im offensive 4-4-2 ins Rennen und vertraut auf die bewährten Kräfte. Diego Costa, dessen Einsatz unter der Woche auf der Kippe stand, kann spielen und startet im Sturmzentrum neben Ex-Barca-Stürmer Villa. Arda bekommt rechts den Vorzug vor Raul Garcia.

12.: Nach einem guten Flankenwechsel hat Koke auf halbrechts zu viel Platz und bringt den Ball von der Grundlinie volley nach innen. Pique ist zur Stelle, kann mit einem Querschläger aber nur zur erste Ecke für die Gäste klären.

16.: Ganz bittere Pille für Atletico! Diego Costa muss verletzungsbedingt vom Feld und heult auf der Bank wie ein Schlosshund. Adrian kommt rein.

22.: Es kommt noch übler für Atletico: Auch Arda muss nach einem Zusammenprall mit Hüftproblemen vom Feld. Somit ist die Taktik wohl zunächst hinfällig.

24.: Erster Annäherungsversuch von Barca: Dani Alves wackelt am rechten Flügel Felipe Luis aus und haut den Ball hoch in die Mitte. Am Fünfer gewinnt Sanchez das Kopfballduell. Der Ball kommt allerdings zu zentral auf den Kasten.

34., 1:0, Sanchez: Traumtor! Fabregas chippt den Ball aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum. Messi nimmt den Ball mit der Brust an und legt ungewollt auf Sanchez ab. Der nimmt Anlauf und rammt die Kugel mit voller Wucht in den rechten Knick. Ein irres Tor!

45.: Fast die Belohnung für die erste Drangphase von Atletico: Bei einer Ecke von links wirkt Barca-Schlussmann Pinto nicht wirklich souverän, fängt den Ball erst im Nachfassen ab - und das wohl auch erst im Toraus.

46.: Ui! Villa dreht sich am Sechzehner einmal um die eigene Achse und drückt aus gut 20 Metern einfach mal ab. Pfosten!

49., 1:1, Godin: Der völlig überraschende Ausgleich! Godin schraubt sich nach einem Eckball im Fünfer nach oben und wuchtet die Kugel ins rechte Eck. Mustergültig gemacht.

64.: Nach einer Flanke von rechts steigt Alexis Sanchez in der Mitte hoch, verliert aber das Kopfballduell. Trotzdem kommt das Leder über Umwege irgendwie zu Lionel Messi, der am rechten Pfosten vollkommen blank ist und die Kugel aus kurzer Distanz ins Netz nagelt. Der Argentinier steht aber im Abseits - richtige Entscheidung.

80.: Dani Alves fasst sich ein Herz und versucht's aus der Distanz. Courtois reißt die Hände hoch und faustet den Ball über die Querlatte. Starker Schuss.

Fazit: Atletico schaffte es auch im sechsten Aufeinandertreffen mit einer defensiven Taktik, die Barcelona-Offensive auszuhebeln. Über 90 Minuten gab's kaum zwingende Torchancen der Katalanen.

Der Star des Spiels: Gabi. Es ist eine Augenweide zu sehen, wie der 30-jährige Dauerbrenner der Hauptstädter in der Defensive sein Team organisiert. Schaltete mit Nebenmann Tiago in dieser Saison die namhafte Barca-Offensive bereits zum sechsten Mal matt, indem er das Zentrum komplett verriegelte und die katalanischen Mittelfeldspieler frühzeitig anlief. Bereite zudem das 1:1 mit seinem Eckball vor - das Sahnehäubchen auf eine bärenstarke Saison.

Der Flop des Spiels: Lionel Messi. Der Argentinier hat zwar selten einen einfachen Stand, bekam gegen die vor allem im Zentrum dicht gestaffelte Atletico-Hintermannschaft allerdings überhaupt keinen Zugriff zum Spiel. Von den so gefürchtenen Tempodribblings war nichts zu sehen. War bis weit im zweiten Durchgang einer der Spieler mit den wenigsten Ballkontakten und gewann nur etwas über 35 Prozent seiner Zweikämpfe. Dass es kaum eine Offensivaktion des Argentiniers gab, war jedoch auch auf das enorm flügellastige Spiel der Katalanen zurückzuführen.

Der Schiedsrichter: Mateu Lahoz. Trotz der Brisanz der Partie kein wirklich schweres Spiel für den erfahrenen Referee. Lag bei seinen Gelben Karten im ersten Durchgang richtig und sorgte somit für Ruhe. Auch die Unruhe in der Halbzeitpause bestrafte er komplett unaufgeregt und richtig. Hielt sich gekonnt im Hintergrund und war kein entscheidender Faktor im Meisterrennen.

Das fiel auf:

  • Atetico stand vor allem im Zentrum wie erwartet dicht gestaffelt, ließ aber Barca auf den Flanken meist freie Hand. Dies verschaffte den beiden Barca-Außenverteidigern in der Offensive enorm viel Raum. Speziell Dani Alves schaltete sich immer wieder mit ein und zahlreiche Flanken aus der Halbfeld. Einen Abnehmer fand der Brasilianer jedoch meist nicht.
  • Aufgrund der beiden Verletzungen von Diego Costa und Arda war das Spiel im ersten Drittel enorm zerfahren. Der erwartete Barca-Dauerdruck blieb zunächst aus, vielmehr hatten die Katalanen die wie erwartet Probleme mit dem massiven Abwehrbollwerk der Colchoneros. Auch das Tor der Katalanen resultierte letztlich aus einer starken Einzelaktion von Sanchez. Wirkliche Chancen spielten sich Barca ansonsten nicht heraus.
  • Nach dem frühen Aus von Diego Costa klaffte im Sturmzentrum von Atletico ein riesiges Loch. Adrian, der den bulligen Stürmer ersetzen sollte, hatte bei Weitem nicht die Präsenz des 25-Jährigen und schaffte es nicht, Bälle zu halten. Da auch wenig später auch der pfeilschnelle Arda raus musste, war das komplette taktische Konzept der Colcheneros hinüber. Die schnellen Gegenstöße, die Atletico geprägt haben, waren überhaupt nicht zu sehen. Den ersten Schuss aufs Tor gab es erst nach knapp 40 Minuten.
  • Die Katalanen fanden auch im sechsten direkten Duell gegen Atletico in dieser Saison zu keiner Zeit, Chancen zu kreieren. Zwar hatte Barca wie erwartet viel Ballbesitz, doch das Spiel über die Flanken klappte nicht.
  • Da das brandgefährliche Umschaltspiel von Atletico nicht zündete, griff die Mannschaft auf die zweite Waffe zurück: Der Kopfball nach einer Ecke von der rechten Seite war bereits das 13. Tor nach einem ruhenden Ball - Ligabestwert.

Barcelona - Atletico: Daten & Fakten