Real Madrid hat den 229. Clasico für sich entschieden. Gegen den bis dahin in der Primera Division ungeschlagenen Tabellenführer FC Barcelona kamen die Königlichen zu einem verdienten 3:1 (1:1). Luis Suarez feierte bei den Katalanen sein Debüt und gab wie der Ex-Münchner Toni Kroos einen Assist.
Vor 85.450 Zuschauern im ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu sorgte Neymar mit der ersten Chance des Spiels für den Traumstart der Gäste (4.). Luis Suarez bereitete bei seiner Pflichtspiel-Premiere für Barcelona den Treffer vor.
Nach einer guten halben Stunde schlug Real Madrid allerdings in Person von Cristiano Ronaldo zurück. Der Portugiese verwandelte einen von Gerard Pique verursachten Handelfmeter zum Ausgleich (33.). Es war der erste Gegentreffer für die Katalanen in der laufenden Saison der Primera Division.
Kurz nach Wiederanpfiff brachte Pepe die Königlichen nach einer Ecke von Toni Kroos in Führung (51.), zehn Minuten später sorgte Karim Benzema nach einem sensationellen Konter für die Vorentscheidung.
Die Königlichen brachten Barcelona damit die erste Saisonniederlage in der Liga bei und stehen in der Tabelle mit 21 Zählern nur noch einen Punkt hinter dem Erzrivalen aus Katalonien.
Reaktionen:
Carlo Ancelotti (Real Madrid): "Die Mannschaft war einfach phänomenal und ich bin unglaublich stolz auf sie. Nach dem frühen Rückstand haben meine Spieler nicht den Kopf verloren und die Partie mit voller Ernsthaftigkeit, Professionalität und Konzentration gedreht. Das war ein umwerfender Abend."
Marcelo (Real Madrid): "Unser Geheimnis war der Einsatz. Laufen und kämpfen, sich für das Team aufopfern. Wir hatten den Ball und die Kontrolle über das Spiel, das war sehr wichtig. Wir hatten nach der Führung mehr Ballbesitz, die Arbeit des ganzen Trainerteams ist herausragend."
Luis Suarez (Barcelona): "Ich hörte zwei Stunden vor dem Spiel, dass ich spielen soll. Ich fühlte mich gut, auch wenn es noch nicht für 90 Minuten gereicht hat. Madrid war das bessere Team, sie haben effizienter gespielt und sehr gut gekontert. Aber dieses Team hat schon schlimmeres erlebt, wir sind immerhin noch immer Tabellenführer."
Gerard Pique (Barcelona): "Wir haben gut begonnen, hätten auch 2:0 in Führung gehen können. Dann hat mein unabsichtliches Handspiel die Partie gekippt, sie haben am Ende verdient gewonnen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Carlo Ancelotti hat nach dem furiosen 3:0 gegen Liverpool wenig Grund zu Veränderungen. Lediglich in der Viererkette tauscht der Italiener bei Real doppelt. Abwehrchef Ramos kehrt nach überstandener Wadenverletzung zurück ins Team und verdrängt Varane auf die Bank. Carvajal startet rechts für Arbeloa.
Luis Enrique bringt nach dem Sieg gegen Amsterdam in der Königsklasse gleich fünf Neue. Topneuzugang Suarez feiert sein Pflichtspieldebüt gegen den Erzrivalen der Katalanen. Busquets steht nach auskurierten Hüftproblemen in der Startelf, Mascherano rückt dafür in die Innenverteidigung und Bartra sitzt draußen. Mathieu kommt für Alba ins Team und Rakitic muss für Xavi weichen. Im Tor beginnt wieder Bravo.
4., 0:1, Neymar: Was für ein Auftakt für die Blaugrana! Suarez hat den Ball rechts im Halbfeld und findet mit seinem Seitenwechsel Neymar am linken Sechzehnereck. Der Brasilianer geht mit Tempo zur Mitte, darf viel zu einfach an Carvajal und Pepe vorbeigehen und trifft zentral aus 16 Metern cool rechts unten!
6.: Fast postwendend der Ausgleich! Barca ist nach einem abgewehrten Freistoß ungeordnet, eine Flanke von links segelt in den Strafraum, wo plötzlich Benzema frei vor Bravo auftaucht und den Ball am herauseilenden Keeper vorbeispitzelt - das Tor aber verfehlt...
10.: Marcelo lässt links gleich drei Katalanen stehen und passt scharf vor das Gehäuse von Bravo. Der Ball dreht sich allerdings etwas vom Tor weg, so dass der eingelaufene Benzema den Ball verfehlt. Durchatmen bei Barcelona!
11.: UN-FASS-BAR! Ronaldo flankt von links zu Benzema, der einen Kopfball aus sechs Metern an die Latte setzt. Der Ball springt zurück in den Strafraum, wo es wieder der Franzose ist, der am schnellsten schaltet. Rechts im Sechzehner zieht der Stürmer auf - und nagelt das Leder an den Querbalken!
23.: Wieder läuft ein Angriff Barcas über Suarez, der den Ball von rechts scharf in de Mitte bringt. Messi löst sich von der Innenverteidigung, scheitert aber aus fünf Metern am klasse reagierenden Casillas. Das muss das 2:0 sein!
33., 1:1, Ronaldo (Handelfmeter): Wieder bekommen die Gäste Marcelo nicht in den Griff, der links zur Grundlinie geht und flach zur Mitte passt. Pique rutscht rein und blockiert den Ball mit der Hand - der Unparteiische zeigt umgehend auf den Punkt. Ronaldo tritt an und schickt Bravo in die falsche Ecke - rechts unten schlägt's ein!
44.: Marcelo bringt eine butterweiche Flanke vom linken Sechzehnereck an den Elferpunkt. Pique verschätzt sich und taucht unter der Kugel durch, doch James verfehlt das Tor per Kopf knapp.
51., 2:1, Pepe: Eine Ecke von Kroos kommt von rechts zentral an den Fünfer. Die Zuordnung bei Barca stimmt vorne und hinten nicht, denn Pepe ist fünf Meter vor dem Kasten vollkommen frei und hält die Rübe rein - drin!
56.: Mathieu wird's nach einem schwach ausgespielten Konter zu bunt. Der Verteidiger huft aus gut 20 Metern halblinker Position drauf und zwingt Casillas zu einer Glanzparade!
61., 3:1, Benzema: Überirdisch guter Konter der Königlichen - allerdings begünstigt durch einen haarsträubenden Fehler von Iniesta, der einen weiten Ball links im Mittelfeld am eigenen Mann vorbeispitzelt und Isco den Angriff ermöglicht. Über den Spanier und Ronaldo kommt der Ball rechts am Strafraum zu James, der lässig in den Sechzehner durchsteckt. Benzema ist frei durch und schließt trocken ins lange Eck ab.
Fazit: Völlig verdienter Sieg der Königlichen, die nach dem frühen Schock stark reagierten, das Spiel im Griff hatten und sogar noch höher hätten gewinnen können.
Der Star des Spiels: Marcelo wurde im Vorfeld von spanischen Medien als Wackelkandidat gehandelt, legte aber eine überragende Partie hin. Nach hinten ohne Fehler, nach vorne unglaublich umtriebig und für die Katalanen nicht zu halten. Leitete immer wieder gefährliche Angriffe ein und holte so auch den wichtigen Elfer zum Ausgleich heraus. Ebenso überragend bei Real: Isco und Modric, der sich in 89 Minuten nicht einen einzigen (!) Fehlpass erlaubte.
Der Flop des Spiels: Gerard Pique hatte sich zuletzt kritisch über seine Einsatzzeiten geäußert, gab gegen den Erzrivalen aber alles andere als eine Empfehlung für weitere Nominierungen ab. Verursachte den Handelfmeter zum Ausgleich und war auch beim 1:2 nicht auf der Höhe. Nach Suarez mit den wenigsten Ballaktionen der Katalanen und in 90 Minuten mit mickrigen vier Zweikämpfen - von denen er die Hälfte verlor.
Der Schiedsrichter: Jesus Gil Manzano hatte den Clasico gut im Griff und sorgte mit den frühen Verwarnungen gegen Neymar und Messi gleich für ein deutliches Zeichen. Der Elfmeterpfiff vor dem 1:1 war ebenso korrekt, wie die anderen reklamierten Situationen - unter anderem beim vermeintlichen Foul an Ronaldo in Minute 26 - weiterlaufen zu lassen.
Das fiel auf:
- Die Königlichen formierten sich wie erwartet in einem 4-3-3, verschoben die Formation bei Ballbesitz Barca oder eigenen, schnellen Angriffen zu einem 4-4-2. Ronaldo rückte dabei in die Spitze an die Seite von Benzema und tauchte auch immer wieder auf der rechten Seite auf.
- Was bei beiden Teams von Beginn an auffiel, war die mangelhafte Rückwärtsbewegung. Die Mannschaften verdichteten das Zentrum, waren dann aber über die Flügel sehr anfällig - beispielhaft dafür die beiden ersten Tore. Die Königlichen profitierten in ihrer starken Drangphase nach dem frühen Rückstand von den viel zu großen Abständen zwischen den Mannschaftsteilen der Gäste, so dass Real immer wieder mit Tempo auf die Verteidigung zugehen konnte.
- Auch im Spielaufbau leisteten sich Barca wie Real immer wieder Ungenauigkeiten. Erst nach einer Viertelstunde vermochten es die Teams, das bis dato wilde Hin und Her etwas zu beruhigen. Messi ließ sich dafür immer wieder extrem weit fallen, um sich die Kugel auf Sechser-Höhe zu holen und auf die Flügel zu verteilen.
- Was den Katalanen das Genick brach, war wieder einmal das verheerende Defensivverhalten bei und nach Standardsituationen. Zusammen mit den vier Gegentreffern in der Champions League haben die Katalanen jetzt fünf von sieben Gegentoren durch oder unmittelbar nach Standardsituationen kassiert.
- Das Spiel war mit dem 3:1 entschieden, da Madrid in der Defensive deutlich besser stand. Barcelona rannte an, ohne wirklich Gefahr zu kreieren und lief in einen Konter nach dem anderen - die die Königlichen wiederum schwach ausspielten.
Real Madrid - FC Barcelona: Die Statistik zum Spiel