Viel los und nix passiert

SPOX
04. August 201513:05
Rafa Benitez übernahm das Amt als Real-Coach von Carlo Ancelottigetty
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Die bisherige Sommervorbereitung von Real Madrid verläuft verdächtig ruhig. Abseits des Platzes gab's ein wenig Trouble, auf dem Grün wissen die Königlichen aber bereits zu überzeugen. In Sachen Transfers gibt man sich ungewohnt passiv. Vor dem Testspiel gegen Tottenham im Rahmen des Audi Cups (18.15 Uhr im LIVETICKER) blickt SPOX auf die aktuelle Situation bei den Madrilenen.

Wie spielt Real unter Rafa Benitez?

Als die ersten Gerüchte um eine Verpflichtung von Rafael Benitez die Runde machten, dauerte es nicht lange, bis Reals neuem Coach von zahlreichen Seiten die Tauglichkeit für die Königlichen abgesprochen wurde. Ein Defensiv-Fetischist sei er, ohne den nötigen Glamour-Faktor für die spanische Hauptstadt. Ohnehin lägen seine Erfolge ja schon Ewigkeiten zurück.

Die Realität sieht, zumindest in der Vorbereitungsphase, aber ganz anders aus. Beim International Champions Cup in Melbourne und China überzeugte Real auf ganzer Linie. Nicht mehr im 4-3-3, sondern in einem klassischen 4-2-3-1, das sich situationsabhängig zum 4-4-2 verschiebt, kassierte Real aus dem Spiel heraus in vier Spielen genau ein Gegentor - einen lächerlichen Handelfmeter beim 4:1-Sieg gegen Manchester City. Gegen die Roma (0:0), Inter (3:0) und Milan (0:0) klingelte es nicht ein einziges Mal im Madrider Kasten.

"Die Defensive ist nicht das, was mich am meisten oder einzig und allein kümmert", sagte Benitez, der trotz der überzeugenden Auftritte feststellte: "Es ist offensichtlich, dass wir uns in diesem Mannschafsteil noch erheblich steigern können. Zu sehen, dass wir kaum Torchancen zulassen und vorne selbst treffen, stellt mich sehr zufrieden, weil das zeigt, dass unsere Arbeit Früchte trägt."

Auffällig ist dabei, wie kompakt sich die Mannschaft bei gegnerischem Ballbesitz präsentiert und die gute Arbeit gegen den Ball in allen Mannschaftsteilen. "Die Mannschaft sollte generell aber zusammenarbeiten und sich beim Ballbesitz des Gegners gegenseitig unterstützen", mahnte Benitez in Bezug auf seine Angreifer, der aber auch ein dickes Lob übrig hatte: "Die Positonswechsel und Variabilität im Angriff machen uns definitiv stärker."

Dabei durfte Bale beispielsweise des Öfteren auf der eher ungewohnten Position im Zentrum ran, während Benitez Ronaldo oder Jese zeitweise ins Sturmzentrum beorderte.

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So komisch sich das auch anhören mag: Es ist recht wahrscheinlich, dass die Königlichen diesen Sommer ohne einen galaktischen Transfer in den monetären Sphären von Bale, James und Co. auskommen - sondern sich eher auf die Ausdünnung des aktuellen Kaders konzentrieren.

"Ich habe schon eine wirklich großartige Mannschaft. Meine Aufgabe ist es, die mir zur Verfügung stehenden Spieler zu fordern und das Beste aus ihnen herauszuholen", so Benitez, der nach der China-Reise jedoch betonte, sich nicht gegen Verstärkungen zu sträuben.

Auf der Torwart-Position könnte es mit David de Gea den namhaftesten Zugang geben. Doch die Verhandlungen mit dem Schlussmann der Red Devils ziehen sich seit Wochen wie ein Kaugummi, obwohl sich die Engländer bereits die Dienste des argentinischen Nationalkeepers Sergio Romero gesichert haben.

Abgesehen vom Abschied der Klublegende Iker Casillas haben die Madrilenen keine schmerzhaften Abgänge zu verzeichnen. Sami Khedira war vor seinem Abschied gen Juventus ohnehin nicht gesetzt, ansonsten verließen lediglich das frisch verpflichtete und direkt wieder nach Saragossa verliehene Innenverteidiger-Talent Jesus Vallejo und Chicharito (Manchester United/Leih-Ende) die Königlichen.

Als Neuzugänge präsentierten die Spanier bislang neben 31-Millionen-Mann Danilo aus Porto und Keeper Kiko Casilla nur Marco Asensio aus Mallorca und Lucas Vazquez. Zudem kehren Casemiro (Porto) und Denis Cheryshev (Villarreal) von ihren Ausleihen zurück.

Letzterer soll sich dabei wie fünf andere Real-Kicker auf dem Abstellgleis befinden. Benitez will den Kader demnach ausdünnen, neben dem Russen Cheryshev, der in der Vorbereitung jedoch bislang überzeugen konnte, stehen auch Lucas Silva und Asier Illaramandi zum Verkauf. Ebenfalls fahndet man für Wunderkind Martin Ödegaard und Marco Asensio nach Abnehmern - aber nur auf Leihbasis wegen Spielpraxis, die im Santiago Bernabeu nicht gegeben wäre.

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Was wird aus Gareth Bale und Sergio Ramos?

Der 94-Millionen-Mann und die nächste Klub-Ikone vor dem Absprung? Kurzzeitig hatte es tatsächlich so ausgesehen, doch unter der Fuchtel von Benitez werden sowohl Ramos als auch Bale den Klub nicht verlassen.

Trotz aller Querelen mit der Klubführung - allen voran mit Präsident Florentino Perez - wird Ramos bei Real bleiben und soll sogar die Kapitänsbinde von Iker Casillas übernehmen. Die Marca will von einer vorzeitigen Verlängerung des Vertrags bis 2020 samt eines fürstlichen Gehalts von neun Millionen Euro erfahren haben - netto.

SPOXDer kolportierte Wechsel zu Manchester United ist damit ebenso vom Tisch wie bei Gareth Bale. Der Waliser war in der abgelaufenen Spielzeit immer wieder in die Kritik geraten, soll aber dennoch auf Louis van Gaals Wunschliste weit oben gestanden haben. Die Yellow Press warf diverse Angebote in den Raum, die den Madrilenen aus Manchester gemacht worden wären. Bis zu 135 Millionen Euro hätten sich die Red Devils die Dienste des 26-Jährigen angeblich kosten lassen.

Doch spätestens ein Gespräch nach Bales Gala im Länderspiel für Wales im Juni soll Benitez endgültig überzeugt haben. Das plauderte zumindest der Waliser Nationalcoach Chris Coleman aus dem Nähkästchen. "Rafa erzählte mir, dass er sein Team bei Real um Gareth herum aufbauen will. Wieso sollte er auch nicht?" Benitez selbst stellte im Vorfeld des Audi Cups noch einmal klar: "Diese Gerüchte interessieren mich nicht. Er ist glücklich bei Real Madrid und wird eine tolle Saison haben."

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Eine Frage, die so schnell wie eindeutig beantwortet ist: Kroos hat sich bei den Königlichen im Eiltempo etabliert, ist aus der Stammformation nicht mehr wegzudenken und wird deshalb eine mindestens genauso wichtige Rolle spielen wie in der vergangenen Spielzeit - und die war schon gewaltig.

Der Stratege stand in insgesamt 55 Pflichtspielen für die Blancos auf dem Feld. Kein anderer Akteur der Königlichen kommt auf diese Anzahl, nur Ronaldo kratzt mit 54 Einsätzen an Kroos' Marke. Ein irres Pensum und ein Zeichen dafür, wie wichtig der ehemalige Münchner als Herzstück des Madrider Spiels schon in seiner ersten Saison geworden ist.

In der wohl neuen Formation mit Doppelsechs wird Kroos ohne Wenn und Aber neben Luca Modric gesetzt sein. Zwar mangelt es Kroos auf seiner Position ohnehin an Konkurrenz, doch braucht Real seinen Regisseur, um die höchsten Ziele anzugehen.

Und die sind auch unter Benitez die allerhöchsten. "Er will ein gutes Team formen, eine gute Mannschaft für die kommende Saison", so Kroos. "Ich glaube, dass wir mit Benítez gute Chancen besitzen, Titel zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir ein gutes Jahr hinlegen."

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Wie steht's um die Casillas-Nachfolge?

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Das Beben in Folge des Casillas-Abgangs hat sich noch immer nicht ganz gelegt. Denn in Madrid rätselt man: Wer kann und darf die Nachfolge von San Iker im Bernabeu antreten?

Neben Keylor Navas und dem 23-Jährigen Fernando Pacheco sicherten sich die Königlichen die Dienste von Kiko Casilla von Espanyol Barcelona. Der spanische Nationaltorhüter unterschrieb für fünf Jahre und soll die Blancos an die sechs Millionen Euro gekostet haben.

Doch die Geister in Madrid scheiden sich am 28-Jährigen - bei Anhängern, Experten und ehemaligen Spielern. Ex-Blanco-Keeper Pedro Luis Jaro plädierte jüngst für Casilla, sagte über einen möglichen Transfer von de Gea als Nummer eins, er empfinde "große Zuneigung für Casilla. Ich kenne De Gea nicht, aber ich denke, dass die Torwartposition gut abgedeckt ist."

SPOXGanz anders urteilt ein weiterer früherer Real-Keeper in Person von Santiago Canizares, der meinte, dass de Gea "perfekt für Real ist. Er ist ein Torwart von internationaler Klasse, einer der Besten der Welt". Casilla sei "sicherlich ein guter Torwart, aber er ist offensichtlich nicht auf de Geas Level. De Gea ist derjenige, den Madrid braucht, um Spiele und Titel zu gewinnen".

Coach Benitez scheint die Debatte um seinen zukünftigen Keeper ganz entspannt zu sehen. "Ich habe zwei sehr gute Torhüter", sagte er über Casilla und Navas, "und mit Pacheco einen dritten, der wartet". Falls noch jemand kommt "wird er willkommen sein. Doch er muss besser sein als das, was wir haben". Gespräche mit der Chefetage gebe es, doch selbige "bleiben intern".

Klar ist: Kommt de Gea, wird der Spanier die Nummer eins im Madrider Kasten. Neuesten Medienberichten aus England zufolge hat van Gaal mittlerweile tatsächlich um einen Verkauf de Geas gebeten, weil der Niederländer keine unzufriedenen Spieler in seinem Kader haben will.

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