"Hoeneß war wie ein Vater für mich"

Uli Hoeneß holte Roque Santa Cruz im Mai 1999 zum FC Bayern München
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SPOX: Wo Sie mit dem FC Malaga sogar in der Champions League spielten. Nach dem ersten Jahr machten sich Gerüchte um einen Wechsel zurück in die Bundesliga zum Hamburger SV, breit. Was war damals tatsächlich dran?

Santa Cruz: Die Situation in Malaga war nicht einfach. Der Scheich gab plötzlich bekannt, kein Geld mehr in den Verein investieren zu wollen, weshalb die Spieler mit den großen Verträgen gehen sollten. Als dann die Anfrage vom HSV kam, wo mein ehemaliger Mannschaftskollege Thorsten Fink Trainer war, wollte ich gerne zurück in die Bundesliga und zeigen, was ich in den letzten Jahren gelernt habe. Aber meine Familie hat sich in Malaga sehr wohl gefühlt. Meine Frau hat hier viele Freundinnen, was in Deutschland und England nicht der Fall war, meine Kinder gehen zur Schule, wir alle sind hier sehr glücklich. Als sich dann plötzlich die Möglichkeit ergab, für deutlich reduzierte Bezüge doch in Malaga zu bleiben, habe ich das Angebot aus Hamburg abgelehnt. Ich wäre zum HSV gegangen, aber für meine Familie war es besser, dass ich bleibe.

SPOX: Anfang des vergangenen Jahres wechselten Sie dann aber doch nach Mexiko. Woher der Sinneswandel?

Santa Cruz: Der Wechsel zu CD Cruz Azul ging sehr schnell über die Bühne. Malaga lagen einige gute Angebote für Spieler vor, weshalb man an mich herangetreten ist und mir gesagt hat, dass man die Möglichkeit hätte, mich zu verkaufen. Gleichzeitig sagte man mir, dass man nicht mehr in der Lage sei, mein Gehalt zu bezahlen. In Mexiko konnte ich hingegen nochmal einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Ich habe dann mit meiner Familie gesprochen, dass ich nur für zwei Jahre weg gehe und dann zurück nach Malaga komme und anschließend zugesagt. Das war natürlich nicht leicht für mich, aber manchmal muss man als Fußballer solche Entscheidungen treffen.

SPOX: Hand aufs Herz. Wie weit schwingt da bereits der Gedanke an das Karriereende mit? Sie werden bald 35, da muss man auch an die Zeit danach denken...

Santa Cruz: Natürlich spielt das eine Rolle und man denkt auch darüber nach, was man noch mitnehmen kann und will. Diese Entscheidung dann aber wirklich zu treffen, ist viel schwerer, als man denkt. Ich habe vier Kinder, davon sind drei in der Schule, haben dort Freunde und wollen auch mal mit ihrem Papa spielen. Da gehst du nicht so einfach nach Indonesien, liegst den ganzen Tag am Strand und spielst zwischendurch ein bisschen Fußball für gutes Geld. Ich wollte in meinem Leben immer da spielen, wo es schwierig ist, wo man sich mit den besten messen und jeden Tag prüfen kann. Und solange ich noch spüre, dass ich mit den Jungen mithalten und mit fast 35 Jahren Tore schießen kann, will ich weitermachen. Die mexikanische Liga ist da ein guter Kompromiss.

SPOX: Trotzdem treffen wir uns hier in Malaga. Wie kam es zu dem Leihgeschäft?

Santa Cruz: Nach den ersten sechs Monaten in Mexiko hatte ich eine schwere Muskelverletzung und konnte lange nicht spielen. Weil die Saison in Mexiko nur ein halbes Jahr lang ist, hat man mir angeboten, dass ich woanders hingehen kann, um wieder fit zu werden und Spielpraxis zu sammeln. Ich habe dann hier in Malaga angerufen und konnte sofort zurückkehren.

SPOX: Und wie geht es nach der Saison weiter?

Santa Cruz: Ich muss auf jeden Fall zurück nach Mexiko und habe dann noch ein halbes Jahr Vertrag. Danach gehe ich wieder zu meiner Familie, denke ich. Aber wer weiß, im Fußball kann alles passieren...

SPOX: ... wie zum Beispiel plötzlich der Star in einem Indie-Rock-Song zu sein. Wie ist es damals dazu gekommen?

Santa Cruz: Haha, genau. Mehmet Scholl war mit den Sportfreunden Stiller befreundet und hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, bei einem Lied mit zu machen. Weil ich Musik liebe und jeden Tag Gitarre spiele, habe ich natürlich zugesagt, das war ein Traum von mir. Im Tonstudio haben wir dann auch keine fünf Minuten gebraucht. Ich habe einfach gesagt "Ich Roque" und sollte es dann noch ein zweites Mal sagen und schon waren wir fertig und ich sehr glücklich.

SPOX: Fortan kannte Sie fast jeder in Deutschland. Was war das für ein Gefühl?

Santa Cruz: Das war herrlich, wann immer wir Testspiele im Umkreis von Bayern hatten, lief das Lied, wenn ich ein Tor geschossen habe und alle haben immer "Ich Roque" gerufen, wenn sie mich gesehen haben. Das hat mir großen Spaß gemacht.

SPOX: Hinter ihnen liegt eine lange und außergewöhnliche Karriere. Der von Uli Hoeneß 2002 prognostizierte Schritt zum besten Stürmer der Welt ist Ihnen dabei jedoch verwehrt geblieben. Mit welchen Gefühlen blicken Sie zurück?

Santa Cruz: Ich bin glücklich über die Zeit, die hinter mir liegt. Gemessen an den vielen Verletzungen, die ich hatte, habe ich viel geschafft. Ich hätte zum Beispiel niemals gedacht, dass ich mit 28 noch Fußball spielen kann. Auch heute noch ist jeder Tag ein Kampf. Gegen die Schmerzen und den inneren Schweinehund. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen und bin durch schwierige Zeiten gegangen.

SPOX: Vor 17 Jahren kamen Sie als strahlender Mädchenschwarm nach Deutschland, heute sitzen Sie vor mir, sind doppelt so alt, aber strahlen nicht weniger. Wie haben Sie sich ihre freundliche und erfrischende Art erhalten?

Santa Cruz: Vielen Dank. Ich denke viel hängt damit zusammen, dass ich auch heute noch der gleiche Junge bin, der damals zum FC Bayern gegangen ist. Es gab Phasen, in denen habe ich viel zu sehr darauf geachtet, was andere von mir erwarten und was aus ihrer Sicht aus mir werden soll. In diesen Zeiten habe ich wenig Spaß gehabt und mir vorgenommen, viel zu arbeiten und gleichzeitig an meinen Werten und Idealen festzuhalten. Heute habe ich eine tolle Familie und bin ich sehr stolz auf das, was ich erreicht habe.

SPOX: Sehen wir Sie denn nochmal im Trikot der Nationalmannschaft? Zuletzt fehlten Sie verletzungsbedingt.

Santa Cruz: Mit 34 gehört man schon zum alten Eisen und muss in bester Verfassung sein, um der Nationalmannschaft helfen zu können. Aber ich habe immer gesagt, dass ich mein Land liebe und sofort zur Verfügung stehe, wenn ich gebraucht werde. Ich würde nie zurücktreten. Aber wer weiß, vielleicht habe ich noch ein paar Spiele und kann noch das eine oder andere Tor für Paraguay schießen.

Roque Santa Cruz im Steckbrief

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