SPOX: Das Spiel gegen den FC Bayern in der Allianz Arena...
Wellenreuther: Genau. Im Februar 2015 habe ich gegen die Bayern mein Debüt gegeben. Das war mit Abstand das überwältigendste Gefühl meiner Karriere. Als ich in der Halbzeit erfahren habe, dass ich aufs Feld muss, konnte ich das kaum fassen.
SPOX: Als Sie wenige Wochen später gegen Werder Bremen und Hertha BSC keine glückliche Figur machten, schwenkte die Stimmung um und es gab viel Kritik. Wie gingen Sie damit um?
Wellenreuther: Ich gebe nicht viel darauf, was in den Medien über mich geschrieben wird, sondern versuche mein Ding durchzuziehen. Allerdings hat mich die Kritik schon getroffen und war nicht ganz fair. So ist es aber im Fußball. Mal bist du der Held, dann bist du der Buhmann.
SPOX: Haben Sie intern weiterhin Rückendeckung erhalten?
Wellenreuther: Ja, intern schon. Aber ich bin auch nicht der Typ, der in solchen Phasen bemuttert werden will. Da musste ich einfach durch. Außerdem war ohnehin klar, dass Ralf Fährmann wieder spielt, wenn er fit ist. Aber klar, kein Torwart sitzt gerne auf der Bank.
SPOX: Generell war die Zeit zwischen Februar und März letzten Jahres wohl die ereignisreichste in Ihrer Karriere...
Wellenreuther: In dieser Phase passierte sehr viel, sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League. Aber im Endeffekt war es perfekt für mich, weil ich in den zehn Spielen auf Top-Niveau unfassbar viel gelernt habe und sowohl sehr positive als auch negative Erfahrungen machen konnte.
SPOX: Derzeit überwiegen die positiven Nachrichten: Im Verein sind Sie Stammkeeper und auch in der U21-Auswahl von Horst Hrubesch sind Sie gesetzt. Wie groß ist die Hoffnung auf Olympia?
Wellenreuther: Da ich seit September acht Einsätze absolviert habe, ist die Hoffnung sehr groß. Olympia? Es wäre eine absolute Ehre, Deutschland in Brasilien zu repräsentieren. Wir sind richtig stark besetzt und wer weiß: Vielleicht schaffen wir sogar den ganz großen Wurf.
SPOX: Die A-Nationalmannschaft ist angesichts der großen Konkurrenz aktuell kein Thema. Wie bitter ist es aus Ihrer Sicht, dass Deutschland eine 'Torhüter-Nation' ist?
Wellenreuther: Auf der Torhüterposition sind wir insgesamt noch breiter besetzt als auf allen anderen Positionen. Das macht es unglaublich schwierig, sich im Verein oder der Nationalmannschaft als Nummer eins zu etablieren. Gerade deshalb werde ich weiter hart an mir arbeiten, damit ich als Stammtorwart spielen kann. Vor zwei Jahren noch war es ein Traum, der sich realisiert hat. Aber klar, bei der Nationalmannschaft ist Manuel Neuer eine Wand.
SPOX: Was zeichnet ihn aus?
Wellenreuther: Manuel Neuer ist mein absolutes Vorbild. Er hat ein überragendes Offensivspiel und jeder Torhüter kann etwas von ihm lernen. Ich persönlich versuche, mir viel von ihm abzuschauen. Aber auch in Spanien kann ich mich gut weiterentwickeln: Noch mehr als in Deutschland wird hier großer Wert auf Reflexe gelegt und das kommt mir zugute.
SPOX: Spielpraxis ist für Sie ein entscheidender Faktor. Wäre eigentlich ein Wechsel zum Karlsruher SC nicht die einfachste Lösung gewesen? Immerhin ist ihr Vater dort Präsident...
Wellenreuther: Gerade deshalb wollte ich weg vom KSC und mich bei einem anderen Club durchsetzen und eigene Erfahrungen sammeln. Das war genau der richtige Schritt. Deswegen kommt eine Rückkehr vorerst nicht in Frage. Aber wer weiß, was in ein paar Jahren ist...