90 Minuten im Bernabeu können sehr lang sein. Diese Fußballweisheit galt in den letzten Jahren nahezu ständig. In dieser Spielzeit ist das anders. Die Königlichen weisen die schwächste Heimbilanz seit 18 Jahren auf. Dass der FC Bayern München erst im Rückspiel in Madrid antritt, ist demnach nicht zwangsläufig ein Nachteil.
Wettbewerbsübergreifend gab es in 26 Spielen lediglich 14 Siege im Santiago Bernabeu. Dem gegenüber stehen sieben Unentschieden und fünf Niederlagen. Zu viele für einen Klub, der vor jeder Saison das Ziel hat, alle möglichen Titel zu gewinnen.
Real Madrid holt zuhause zehn Punkte weniger als Barca
Den spanischen Supercup entschied Real durch zwei souveräne Spiele gegen den FC Barcelona bereits zu Beginn der Saison für sich. Die Klub-WM gewann Real durch einen Sieg im Finale gegen den brasilianischen Vertreter Gremio Porto Alegre. In La Liga und der Copa del Rey ist ein Titelgewinn bereits ausgeschlossen.
Der Hauptgrund hierfür ist die ungewöhnliche Heimschwäche. In der Meisterschaft holte das Team von Trainer Zinedine Zidane vor eigenem Publikum zehn Punkte weniger als Tabellenführer Barcelona. Und das, obwohl Real Madrid sogar ein Heimspiel mehr als die Katalanen ausgetragen hat.
Es setzte Niederlagen gegen Betis Sevilla, Barcelona und Villareal, zuletzt gab es nur zwei Unentschieden, am Mittwoch gegen Athletic Bilbao rettete Ronaldo kurz vor Schluss einen Punkt. Der letzte Heimerfolg gelang Mitte März mit einem 6:3-Sieg gegen Girona.
Real Madrids Heimbilanz in der Saison 2017/2018
Wettbewerb | Spiele | Siege | Unentschieden | Niederlagen | Tore |
La Liga | 17 | 10 | 4 | 3 | 46:19 |
Copa del Rey | 3 | 0 | 2 | 1 | 5:6 |
Champions League | 5 | 3 | 1 | 1 | 11:7 |
Supercopa | 1 | 1 | 0 | 0 | 2:0 |
Gesamt | 26 | 14 | 7 | 5 | 64:32 |
Real Madrid ohne Heimsieg im spanischen Pokal
Im Pokal schied Real bereits im Viertelfinale aus. In diesem Wettbewerb konnte Real keinen einzigen Heimerfolg feiern. Gegen Drittligist Fuenlabrada und Zweitligist Numancia kamen Cristiano Ronaldo und Co. nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus. Nur durch die Erfolge in den Auswärtsspielen schaffte Madrid jeweils den Einzug in die nächste Runde.
Anschließend folgte ein 1:0-Sieg bei Ligakonkurrent Leganes. Im Santiago Bernabeu verlor Real eine Woche später mit 1:2 und schied so gegen den damaligen Tabellendreizehnten der Liga aus.
Zitterspiel in der Champions League gegen Juventus
Letzte Titelchance: die Champions League. Es wäre der dritte Titel in Folge. Noch nie schaffte dies ein Team in der Königsklasse. Doch auch dieser Traum wäre beinahe durch einen schwachen Heimauftritt geplatzt.
Im Viertelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin sah alles danach aus, als würde Real Madrid einen 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel verspielen. Cristiano Ronaldo sorgte jedoch mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit für den 1:3-Endstand, der den Halbfinal-Einzug bedeutete.
Rückspiel in Madrid: Vorteil für den FC Bayern?
Nun geht es gegen den FC Bayern München. Beim deutschen Rekordmeister gab es möglicherweise ein paar nervöse Blicke, als klar war, dass man im Hinspiel das Heimrecht hat. Schließlich gilt Real Madrid doch als eines der heimstärksten Teams Europas. Wie schwer es im Bernabeu mit allen Begleitumständen sein kann, erfuhren die Bayern beim 2:4 n.V. in der vergangenen Saison.
Doch in dieser Saison scheinen sich die Gesetze des Fußballs umzudrehen. Hinzu kommt, dass der FC Bayern unter Trainer Jupp Heynckes alle Auswärtsspiele in der Champions League gewann.
Auch 1999/2000 war Real keine Heimmacht - und warf Bayern aus der CL
Zudem bekommt Real überdurchschnittlich viele Gegentore vor heimischer Kulisse. In 26 Spiele kassierten die Königlichen 32 Gegentore, also mehr als ein Tor pro Spiel. Zum Vergleich: Der AS Rom kassierte 20 Treffer in 23 Partien, Liverpool 18 in 25 und die Bayern lediglich zwölf in 21 Spielen.
Doch aufgepasst: Als Real Madrid in der Saison 1999/2000 letztmals eine ähnlich schwache Heimbilanz aufzuweisen hatte, trafen Real und Bayern ebenfalls aufeinander. In der zweiten Gruppenphase gewannen die Münchner mit 4:2 im Bernabeu.
Im Halbfinale musste der Rekordmeister allerdings eine 0:2-Niederlage in Madrid hinnehmen und schaffte es anschließend nicht, diese im Rückspiel wettzumachen. Eine 1:2-Niederlage reichte den Königlichen, um ins Finale einzuziehen. Dort gewann Real schließlich durch einen deutlichen 3:0-Erfolg gegen den FC Valencia den Henkelpott.