Fußball ohne Fans, das passt für Andres Perales irgendwie nicht zusammen. Auch mit 83 Jahren braucht das Mitglied des FC Malaga den Trubel rund um das Estadio La Rosaleda, rund um den Rosengarten. Er muss die wehenden Fahnen sehen, das Meer von Schals. Vor allem aber fehlt ihm gerade das laute Raunen und Beben, das durchs Stadion geht, wenn seine Lieblingsmannschaft ein Tor erzielt. "Ich kenne es nicht anders", sagt Perales. Denn er wohnt auf dem Stadiongelände.
1989 stellte der Verein ihm nach 23 Jahren als Angestellter ein Haus zur Verfügung, das er mit seiner Familie bezog. Perales wurde zum Hüter des Rosengartens, nachdem er den Blanquiazules zuvor als Busfahrer und privater Chauffeur gedient hatte. Er kümmerte sich um den Rasen, fungierte als Wartungstechniker und machte sich, wenn Not am Mann war, zeitweise sogar als Masseur nützlich.
Andres Perales: Der treue Hüter des Rosengartens
"Ich habe hier sieben Kinder großgezogen, von denen vier sowie meine Frau und ich für den Verein gearbeitet haben", berichtet er. Der Verein sei "ein Teil meines Herzens und meines Körpers". Das wird nicht nur bei einem Blick auf seine Anschrift deutlich, sondern auch an der Tatsache, dass er seine große Fußball-Liebe selbst während des Ruhestands und trotz einer tödlichen Pandemie nicht im Stich lässt.
Gemeinsam mit einem gleichnamigen Sohn sieht der treue "Hausmeister" dieser Tage im verlassenen Rosaleda nach dem Rechten. Andres junior bewässert den Rasen des Stadions, in dem über 25.000 Zuschauer Platz finden, und pflegt zudem das Grün des benachbarten Trainingsplatzes. Da die Ausgangssperre in Spanien noch mindestens bis zum 9. Mai anhalten wird, ist die Familie Perales gerade wichtiger denn je für den Verein. Sie ist ein Lichtblick in seiner ansonsten tristen Gegenwart. Denn der FC Malaga steckt auf und abseits des Platzes in einer tiefen Misere.
Zoff mit Scheich Al Thani: Malaga in großer Not
Bis vor Kurzem hatte der Klub mit Abdullah bin Nasser Al Thani zumindest noch auf dem Papier einen Geldgeber. Der katarische Geschäftsmann erwies sich nach einigen vielversprechenden Investitionen zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts zuletzt jedoch nicht mehr als sonderlich große finanzielle Unterstützung.
Im Gegenteil: Sorgte der Malaga 2013 noch in der Champions League für Furore, steckt er heute vor allem wegen Al Thani als Tabellen-15. im Abstiegskampf der zweiten spanischen Liga fest. Der 50-Jährige wehrte sich über die Jahre immer hartnäckiger gegen Investitionen und zog es stattdessen vor, die besten Akteure zu verkaufen und mit günstigen Spielern oder Eigengewächsen zu ersetzen. "Das", erzählt der in Malaga ansässige Sportjournalist Fabian Pakulat im Gespräch mit SPOX und Goal, "war aber nur die Spitze des Eisbergs."
Dem Scheich werden Misswirtschaft und Geldwäsche vorgeworfen. Er soll Klubgelder für private Zwecke verwendet haben, etwa um sich Luxusgüter wie Autos, Villen oder Jachten zu kaufen. Dadurch stieg der Schuldenberg. "Der FC Malaga wurde Al Thani nach dem bitteren Aus im Champions-League-Viertelfinale 2013 gegen Borussia Dortmund von Jahr zu Jahr gleichgültiger", berichtet Insider Pakulat.
Nach anhaltenden Fan-Protesten wurde der zwielichtige Investor schließlich im Februar seines Amtes enthoben. Ein Zwangsverwalter muss nun dafür sorgen, dass der Klub bis zum Sommer seine Schulden von rund 15 Millionen Euro begleicht. Eine Herkulesaufgabe in Zeiten wie diesen. Umso schöner aus Sicht des Vereins, dass er noch auf einige wenige zählen kann. Zum Beispiel auf Andres Perales und dessen Sohn.
FC Malaga im Steckbrief
Vereinsname | Malaga Club de Futbol |
Spitznamen | Malaguistas, Boquerones, Blanquiazules, Albicelestes |
Gründungsjahr | 25. Mai 1948 |
Stadion | La Rosaleda (auf Deutsch: der Rosengarten) |
Zuschauerplätze | 30.000 |
Präsident | Jose Maria Munoz |
Trainer | Sergio Pellicer |
Platzierung vergangene Saison | 5 |
Platzierung aktuelle Saison | 15 |