2021 steht bei Real Madrid wieder einmal eine Präsidentschaftswahl an. Florentino Perez, der aktuelle Amtsinhaber, ließ bisher noch nicht durchklingen, ob er sich noch einmal zur Wahl stellt oder seiner mittlerweile 18 Jahre langen Ära mit fünf Champions-League-Siegen ein Ende bereitet.
Beweisen muss er, der Vater der Galacticos, den Madridistas gewiss nichts mehr. Er nährte den Mythos, den Santiago Bernabeu einst geschaffen hatte, schon zu Genüge, indem er legendäre Spieler wie die beiden Ronaldos, Luis Figo, David Beckham oder Zinedine Zidane in die spanische Hauptstadt lotste und zumindest in seiner zweiten Amtszeit dafür auch mit etlichen Titeln belohnt wurde. Vor seiner Verabschiedung in den Ruhestand hat sich Perez aber noch zwei Aufgaben auferlegt. Wobei, es sind mehr Herzensangelegenheiten als Aufgaben. Die eine besteht hauptsächlich aus Beton.
Perez, hauptberuflich Bauunternehmer, möchte das legendäre Bernabeu-Stadion renovieren. 575 Millionen Euro kostet die Modernisierung, die Bauarbeiten an der Avenida de Concha Espina 1 laufen auch während der Corona-Krise auf Hochtouren. Bis 2049 kann der Verein die Summe an diverse Kreditgeber abstottern. "Wir werden das beste und schönste Stadion der Welt haben", sagt Perez mit all der Großspurigkeit, die einen Fußball-Aristokraten wie ihn nun einmal so auszeichnet. In diesem Stadion soll dann zukünftig auch der Spieler spielen, dem die meisten Experten zutrauen, das Zeitalter nach Lionel Messi und Cristiano Ronaldo nachhaltig zu prägen: Kylian Mbappe.
Real-Madrid-Boss Perez: "Natürlich gefällt uns der junge Franzose"
"Natürlich gefällt uns der junge Franzose, über den so viel gesprochen wird. Und natürlich werden wir uns hinter ihm her machen", kündigte Perez bereits im vergangenen September an. Einen Namen nannte er, der zumindest in der Öffentlichkeit so edel und gerecht wie nur möglich daher kommende Geschäftsmann, nicht. Diese Aufgabe übernahm Zinedine Zidane, früher einer seiner Lieblingsgalacticos und heute Trainer des spanischen Rekordmeisters. "Ich habe mich schon vor einiger Zeit in Mbappe verliebt", erklärte der einstige Weltfußballer und machte das auch während eines Duells seiner Mannschaft mit Paris Saint-Germain in der zurückliegenden Champions-League-Gruppenphase deutlich, als er den stürzenden Mbappe nach einem Luftzweikampf an der Seitenlinie väterlich auffing und tätschelte.
All diese Signale schienen auch dem Spieler selbst nicht entgangen zu sein. Er schoss bis zur Corona-Pause zwar weiter munter seine Tore, doch in Paris entdeckten sie in den vergangenen Monaten auch eine ganz andere Seite ihres Superstars: die eines überheblichen und launischen, die einer Mimose. So ließ Mbappe (90 Tore in 120 Pflichtspielen für PSG) kaum eine Gelegenheit aus, Stunk gegen seinen Trainer Thomas Tuchel zu machen. Gleich in zwei Spielen echauffierte er sich vor laufenden Kameras darüber, kurz vor Schluss ausgewechselt worden zu sein. "Mbappe muss aufpassen, dass er nicht so oft auf Neymar macht", sagte der französische Ex-Nationalspieler Emmanuel Petit. "Diese Überheblichkeit könnte ihm schaden."
Kylian Mbappe hätte 2017 schon nach Madrid gehen können
Nicht nur Petit gewann den Eindruck, als würde Mbappe insgeheim bereits mit seiner Etappe an der Seine abgeschlossen haben. Er war ja schon 2017 vor seinem Wechsel von der AS Monaco nach Paris von Real umworben worden, entschied sich aber letztlich für den nicht ganz so großen Karriere-Schritt innerhalb von Frankreich, um seiner Familie näher zu sein. "Real wird schon auf mich warten", wurde Mbappe damals zitiert.
Jetzt, mit 21, könnte allmählich der Zeitpunkt gekommen sein, in die Fußstapfen seines Vorbilds CR7 zu treten und in Madrid eine neue Galacticos-Dynastie ins Leben zu rufen. Wie aus gut unterrichteten Quellen zu hören ist, fanden schon erste Sondierungsgespräche zwischen seinem Vater, der gleichzeitig sein Berater ist, und den Königlichen statt. Glaubt man den großen Sportzeitungen Marca und AS, stellt sich ohnehin nicht mehr die Frage, ob Mbappe ein Blanco wird, sondern wann. Sein Vertrag in Paris läuft nur noch bis 2022, Verhandlungen über einer Verlängerung weicht er wegen des Interesses aus Madrid aus.
Kylian Mbappe: Wohl dreistellige Millionensumme fällig
Dass sich Perez' letzter großer Traum in diesem Sommer erfüllt, ist angesichts der Corona-Krise jedoch unwahrscheinlich. PSG würde für sein Aushängeschild eine dreistellige Millionensumme aufrufen, die vermutlich an dem 222 Millionen Euro schweren Neymar-Rekorddeal kratzen würde.
Real hat keinen Investoren, der einen derartigen Coup im Handumdrehen und ungeachtet der derzeitigen Lage stemmen könnte. Abgesehen davon wird der Kader von Zidane im Sommer aus über 35 Spielern bestehen, da zahlreiche Leihgeschäfte enden. Der Klub muss erst verkaufen, bevor er einkaufen kann. Gerade die Offensive ist überfüllt, weil Real für Streichkandidaten wie Gareth Bale oder James Rodriguez nach wie vor keine Abnehmer gefunden hat.
Mbappe-Wechsel 2021? "Er will zu Real - und Real will ihn"
2021, ein Jahr bevor Mbappes Vertrag in Paris endet, läge ein Transfer wohl eher im Bereich des Möglichen. Diese Meinung vertritt auch der französische Top-Agent Yvan Le Mee. "Bei normalen Bedingungen, ohne diesen Horror-Virus und ohne die damit einhergehende Wirtschaftskrise, wäre ein Transfer in diesem Sommer realistisch", sagte Le Mee in einem Interview mit der Marca. "Es wird aber keine großen Transfers geben. Real wird keine Verrücktheiten machen. Ich rechne deshalb damit, dass Mbappe nach der EM 2021 nach Madrid gehen wird."
Schließlich sei es kein Geheimnis, dass er gerne unter seinem Landsmann Zidane arbeiten würde. Jerome Rothen, früherer Nationalspieler Frankreichs, behauptete jüngst sogar, er wisse "aus sicherer Quelle", dass der Weltmeister von 2018 seine Wechsel-Entscheidung bereits bei der Vereinsführung der Pariser hinterlegt habe: "Er will zu Real - und Real will ihn."
Saison 2019/20: Kylian Mbappe in Zahlen
Gespielte Minuten | 2478 |
Tore | 30 |
Vorlagen | 13 |
Kreierte Großchancen | 28 |
Vergebene Großchancen | 28 |
Passquote | 82,1 % |
Zweikampfquote | 46,4 % |