Gerard Pique vom FC Barcelona sieht sich derzeit in Spanien mit Vorwürfen rund um die Vergabe der Supercopa nach Saudi-Arabien konfrontiert. Diese stehen im Zusammenhang mit Piques Firma "Kosmos Global Holding", die seit ihrer Gründung 2017 in allerhand Geschäftsfelder investiert. Was steckt dahinter?
Gerard Pique und seine Firma Kosmos: Die Gründung
Laut der Homepage der Firma Kosmos wurde diese von Gerard Pique, der zugleich der Präsident ist, im November 2017 gegründet und hat seinen Sitz in der Paseo de Gracia 32 in Barcelona. Es handelt sich dabei um eine Sport- und Medieninvestitionsgruppe.
Mit Hiroshi Mikitani, Edmund Chu, Nullah Sarker und Mike Evans waren vier weitere Geschäftsmänner an der Gründung beteiligt. Der Japaner Mikitani ist zugleich Gründer und Vorsitzender des japanischen E-Commerce-Unternehmens Rakuten, das seit der Saison 2017/18 Trikotsponsor des FC Barcelona ist. Mikitani hat auch ein Standbein im Fußball: Er ist Präsident von Vissel Kobe, wo einst Lukas Podolski spielte und seit 2018 mit Andres Iniesta ein ehemalige Barca-Star sein Geld verdient.
Im August 2018 veröffentlichte der US-Milliardär Larry Ellison einen öffentlichen Brief, in dem er mitteilte, dass er Kosmos beitritt. Ellison ist Besitzer des Tennisturniers von Indian Wells und Chef des Segelteams BMW Oracle Racing, das 2010 und 2013 den prestigeträchtigen America's Cup gewann.
Nach Angaben von Pique arbeiten etwa 100 Menschen für Kosmos. Auf der Website wird das Geschäftsmodell wie folgt dargestellt: "Das globale Publikum von morgen wird Sport und Unterhaltung auf neue und aufregende Weise konsumieren. Kosmos leistet Pionierarbeit für diese Zukunft mit hochwirksamen Investitionen in der gesamten Sportmedienlandschaft. Unsere Unternehmen setzen auf Innovation, um das Publikum zu begeistern und die Welt näher zusammenzubringen."
Gerard Pique und seine Firma Kosmos - wichtigste Infos
- Gründung: 2017
- Hauptsitz: Barcelona (Spanien)
- Anschrift: Passeig de Gracia 32
- Gründer: Gerard Pique
- Mitarbeiter: ca. 100
Gerard Pique und seine Firma Kosmos: Die Geschäftsfelder
Die Kosmos Global Holding hat sich zum Ziel gesetzt, allerlei Unternehmen zu erwerben, verwalten und managen, die mit Kommunikation, Unterhaltung und Sport zu tun haben. Die Firma lässt sich also nicht auf ein bestimmtes Thema festnageln, sondern ist vielmehr in drei Bereiche aufgeteilt. Diese tragen eigenständigen Namen: Kosmos Studio, Kosmos Fußball und Kosmos Tennis.
Kosmos Studios ist eine Produktionsfirma, die Sport- und Unterhaltungsinhalte erstellt, produziert und vermarktet. Ihr erster großer Erfolg war 2018 die 32-minütige Mini-Dokumentation "La Decision", in der Fußballspieler Antoine Griezmann mitteilte, trotz eines Angebots des FC Barcelona bei Atletico Madrid zu bleiben.
Kosmos Fußball dagegen investiert - wie der Name schon sagt - in den Fußball. Im Dezember 2018 kaufte man den damals hochverschuldeten spanischen Fußballverein FC Andorra. Pique wurde zugleich Präsident des Klubs, der in der 5. Liga spielte, aber am Saisonende aufstieg.
Mittlerweile hat Andorra die 3. Liga erreicht und steht dort auf Platz eins der Tabelle. Gegenüber der BBC sagte Pique, er habe "über Freunde von Freunden" von dem Klub gehört und ein Investment "für eine interessante Möglichkeit" gehalten.
Im Juli 2019 übernahm Piques Firma die Mehrheit an einem weiteren spanischen Fußballverein - Gimnastic Manresa. Im Dezember 2020 investierten Pique und Kosmos in das Fantasy-Fußballspiel "Sorare".
Gerard Pique und Kosmos: Großes Aufsehen wegen Davis-Cup-Reform
Im Juni 2021 kaufte Kosmos die spanischen Übertragungsrechte für die Copa America im selben Jahr und übertrug das Turnier bei Twitch. Der Kauf geschah im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Streamer Ibai Llanos. Nur zwei Monate später wurde bekannt, dass Kosmos die Übertragungsrechte an der Ligue 1 in Spanien für die nächsten drei Spielzeiten erworben hatte. Auch die malaysische Plattform "Enjoy Television" war an diesem Deal beteiligt.
Im September 21 gab Kosmos eine Vereinbarung mit "Sorare" bekannt, um exklusive Legends NFT mit über 50 Fußballlegenden, darunter Diego Maradona, Franz Beckenbauer, Johan Cruyff oder Michel Platini, zu entwickeln. Für jede Legende arbeitete "Sorare" mit Kosmos Studios zusammen, um exklusiven Interviews mit den Spielern zu produzieren, in denen sie einzigartige Erlebnisse und Schlüsselmomente ihrer Sportkarriere schildern. "Die digitalen Rechte an all diesen großen Namen unseres Sports zu besitzen, macht uns zu Pionieren in der Welt der Blockchain und des Sports", sagte Pique.
Kosmos Tennis sorgte bislang wohl für das größte Aufsehen, als man im Februar 2018 mit dem Internationalen Tennisverband eine Partnerschaft über 25 Jahre und drei Milliarden US-Dollar schloss. In diesem Zuge wurde der Modus des Davis Cup nach 118 Jahren umgestaltet.
Dies zog vehemente Kritik nach sich. Boris Becker twitterte damals das Bild eines Grabsteins, da er das Turnier als beerdigt ansah. Auch Olympiasieger Alexander Zverev war unzufrieden: "Eine 120-jährige Tennis-Historie kannst du nicht einfach mit Geld kaputtmachen. Vor allem nicht, wenn dann ein Fußballspieler reinkommt und sagt: So wird da jetzt gespielt. Und auf einmal machen das dann alle."
Die Modus-Änderung sah vor, dass der Mannschaftswettbewerb nicht mehr dreimal im Jahr mit wechselndem Heimrecht ausgetragen wird, sondern an einem neutralen Ort Ende des Jahres, innerhalb einer Woche sowie mit 18 Teams. Die spanische Sportzeitung Marca betitelte Pique damals als neuen "Chef des Welttennis" und schrieb über den Freund von Tennis-Star Rafael Nadal: "Piques Macht in Tenniskreisen ist viel größer als die jeder anderen Person auf dem Tennisplatz oder im Weltverband."
In diesem Jahr scheiterten Pläne, das Finalturnier in Abu Dhabi austragen zu lassen, da die Veranstalter dort laut der L'Equipe eine Garantie wollten, dass die Topstars am Start sein würden. Nun wird im November in Malaga der nächste Davis-Cup-Champion gekürt.
Gerard Pique im Steckbrief
Vollständiger Name | Gerard Pique i Bernabeu |
Geburtstag | 2. Februar 1987 |
Geburtsort | Barcelona, Spanien |
Größe | 194 cm |
Position | Innenverteidigung |
Stationen | Manchester United (2004 bis 2008); Real Saragossa (2006 bis 2007/Leihe); FC Barcelona (seit 2008) |
Titel | Weltmeister (2010), Europameister (2012), FIFA Klub-WM 2009, 2011, 2015), Champions League (2008, 2009, 2011, 2015), UEFA Super Cup (2009, 2011, 2015), Spanischer Meister (2009, 2010, 2011, 2013, 2015, 2016, 2018, 2019) Spanischer Pokal (2009, 2012, 2015, 2016, 2017, 2018), Supercopa de Espana (2009, 2010, 2011, 2013, 2016), Englischer Meister (2008), Englischer Ligapokal (2006) |
Gerard Pique und seine Firma Kosmos: Der Supercopa-Skandal
Pique hat mit Kosmos dabei geholfen, dass die spanische Supercopa seit 2019 - mit Ausnahme von 2020 - in Saudi-Arabien ausgetragen wird. Zuvor spielten jedes Jahr der spanische Meister und der Pokalsieger in einem Hin- und Rückspiel gegeneinander.
Im Februar 2019 wurde bekannt gegeben, dass die Supercopa künftig in einem Final-Four-Format ausgetragen wird. Teilnehmer sind die beiden Pokalfinalisten sowie die zwei bestplatzierten Teams der Primera Division, die es nicht ins Pokalfinale schafften. Ziel dessen war, die Teilnahme von Real Madrid und des FC Barcelona in Saudi-Arabien gewissermaßen zu garantieren.
Wie nun publik wurde, soll Kosmos dafür vier Millionen Euro an Kommission für jedes der sechs Jahre des Vertrags erhalten. Der Deal sieht insgesamt vor, dass die Saudis 26 Millionen Euro pro Supercopa-Ausgabe an den spanischen Fußballverband RFEF zahlen.
Nun sieht sich insbesondere Pique als das Aushängeschild von Kosmos mit Vorwürfen konfrontiert, die von belastendem Audiomaterial offenbar untermauert werden. Der spanische Zeitung El Confidencial sollen demnach Dateien vorliegen, die belegen, dass der Deal mit den Saudis Pique und Kosmos insgesamt rund 24 Millionen Euro eingebracht haben.
Supercopa-Skandal: Gerard Pique weist Vorwürfe zurück
"Lass uns die Saudis ausquetschen", ist laut dem Blatt in einem Telefongespräch zu hören, welches Pique mit Luis Rubiales, dem Vorsitzenden des spanischen Verbands, geführt haben soll. Des Weiteren habe der Verteidiger laut El Confidencial in einem der aufgezeichneten Gespräche über das ebenfalls involvierte Real Madrid gesagt: "Na gut, dann bekommen sie eben acht Millionen. Barcelona bekommt auch acht. Und die anderen beiden zwei beziehungsweise eine Million. Wir sagen ihnen, dass Madrid unter acht Millionen nicht kommt, dann müssen sie nachgeben."
Rubiales habe Pique daraufhin am 15. September 2019 folgende Sprachnachricht geschickt: "Gratuliere Geri. Und dabei meine ich nicht dein gestriges Tor. Es ist jetzt nach Mitternacht, damit ist der Deal mit den Saudis fix durch. Ich schicke dir eine Umarmung, danke für alles und melde dich, wenn du irgendetwas brauchen solltest."
Bereits 2019 berichteten mehrere spanische Medien von einer möglichen Teilhabe Piques an der Vergabe der Supercopa an Saudi-Arabien. Der spanische Verband hat bereits beklagt, dass die neuerlichen Leaks "illegal und in eindeutig krimineller Absicht" beschafft wurden und "nichts Neues zu dem, was 2019 veröffentlicht wurde" beinhalten würden. Man werde den "Diebstahl" entsprechend zur Anzeige bringen.
Der 35-jährige Verteidiger des FC Barcelona reagierte am Montagabend vor 35 Journalisten und 100 000 zugeschalteten Usern auf Twitch auf die Veröffentlichungen, die in Spanien ein großes Echo hervorrufen. Pique sagte: "Alles, was wir getan haben, ist legal. Ich werde meinen Anteil an dem Interessenkonflikt offenlegen, ich möchte mein Gesicht zeigen, weil ich nichts zu verbergen habe. Ich bin stolz auf das, was wir bei Kosmos tun."
Und weiter: "Was neu ist, ist das Audio-Leak selbst, das illegal durchgesickert ist. Nicht die darin enthaltenen Informationen." Die Aussagen seien "aus dem Kontext gerissen" und er habe dem Verband Einnahmen in Millionenhöhe beschert.
Somit wies Pique sämtliche Vorwürfe zurück. Er begründete seine Arbeit für Kosmos wie folgt: "Ich könnte auch den Rest meines Lebens auf dem Sofa verbringen, ohne was zu tun. In dieser Gesellschaft bedeutet Geldverdienen, Erfolg zu haben, und ich bin gerne erfolgreich bei dem, was ich tue."
Supercopa de Espana: Rekordsieger
Rang | Verein | Siege | Jahr(e) |
1 | FC Barcelona | 13 | 1983, 1991, 1992, 1994, 1996, 2005, 2006, 2009, 2010, 2011, 2013, 2016, 2018 |
2 | Real Madrid | 12 | 1988, 1989, 1990, 1993, 1997, 2001, 2003, 2008, 2012, 2017, 2019, 2021 |
3 | Athletic Bilbao | 3 | 1984, 2015, 2020 |
Deportivo La Coruña | 3 | 1995, 2000, 2002 | |
4 | Atlético Madrid | 2 | 1985, 2014 |
6 | Real Sociedad | 1 | 1982 |
RCD Mallorca | 1 | 1998 | |
FC Valencia | 1 | 1999 | |
Real Saragossa | 1 | 2004 | |
FC Sevilla | 1 | 2007 |