Nach aktuellem Stand darf der FC Barcelona beim Ligaauftakt am kommenden Wochenende seine Neuzugänge um Robert Lewandowski nicht einsetzen. Warum das so ist, erklärt SPOX in den folgenden Fragen und Antworten.
An diesem Wochenende beginnt in der höchsten spanischen Klasse, LaLiga, die Saison 2022/23. Nach einer sportlich und finanziell desaströsen Vorsaison will der FC Barcelona mit zahlreichen Neuzugängen wieder die Vorherrschaft von Real Madrid brechen.
Um dieses Ziel zu erreichen, kaufte Barca in diesem Sommer kräftig ein. Für Andreas Christensen (FC Chelsea), Franck Kessie (AC Mailand), Raphinha (Leeds United), Jules Kounde (FC Sevilla) und Robert Lewandowski (Bayern München) gab der Klub insgesamt 153 Millionen Euro aus. Hinzu kommen die sicher nicht kleinen Gehälter der fünf neuen Stars. An weiteren Neuzugängen soll gearbeitet werden.
Ob diese im ersten Saisonspiel gegen Rayo Vallecano mitwirken können, ist fraglich. Stand jetzt sind sie nicht bei der Liga registriert. Warum das so ist, und wie die finanzielle Situation bei den Katalanen ist, erklärt SPOX in den folgenden Fragen und Antworten.
Was hat es mit den Spieler-Registrierungen in LaLiga auf sich?
In LaLiga darf jedes der 20 Teams 25 Spieler registrieren, die dann am regulären Spielbetrieb teilnehmen können. Seit 2013 sind alle Mannschaften an eine Gehaltsobergrenze gebunden. Das sogenannte Financial Fairplay richtet sich nach bestimmten Regeln. Abhängig vom gemeldeten Vereinsbudget wird den Vereinen eine bestimmte Grenze für die Erfassung der Bruttogehälter und der möglichen Abschreibungsquote des gesamten Kaders im Laufe einer Saison zugewiesen.
Bei Überschreitung der Obergrenze sind die Vereine in ihren Möglichkeiten, neue Spieler in den Kader aufzunehmen, eingeschränkt. Dann müssen sie neue Geldquellen, beispielsweise durch zusätzliches Sponsoring oder Spielerverkäufe, erschließen.
Wie ist die Lage beim FC Barcelona hinsichtlich der Spieler-Registrierungen?
Die finanzielle Situation beim FC Barcelona ist verheerend. Präsident Joan Laporta sprach bei seinem Amtsantritt im März 2021 von "451 Millionen Euro Nettoschulden und 1,35 Milliarden Euro Bruttoschulden".
Im März dieses Jahres gab die Liga bekannt, dass sich der FC Barcelona mit 144 Millionen Euro über der veranschlagten Gehaltsobergrenze von 97 Millionen Euro befindet. "Diese Zahl ergibt sich aus der Differenz zwischen den tatsächlichen Verlusten des Klubs und den von LaLiga im Mai 2021 geschätzten", sagte Liga-Generaldirektor Javier Gomez gegenüber der Mundo Deportivo.
Das Budgetdefizit verhindert momentan, dass die neuen Spieler registriert werden können. Um diesen Zustand zu ändern und die Gehaltsobergrenze zu steigern, muss der Verein seine Schulden reduzieren. Dazu wurde bereits einiges unternommen.
So machte der Verein beispielsweise durch den Verkauf von zehn Prozent seiner LaLiga-Fernsehrechte an die globale Investmentfirma Sixth Street einen Kapitalgewinn von 267 Millionen Euro. Im Juli wurden weitere 15 Prozent an Sixth Street veräußert. Dadurch erzielte Barca insgesamt Einnahmen in Höhe von 667 Millionen Euro.
Die Summe ist laut dem spanischen Radiosender Cope aber strittig. So soll Sixth Street nur 517 Millionen gezahlt haben, den Rest Barcelona selbst, weshalb die Liga nur Einnahmen von 517 Millionen Euro akzeptiert - und dem Verein 150 Millionen Euro zur Erfüllung des Financial Fairplay und der Registrierung der neuen Spieler fehlt.
Was ist das Worst-Case-Szenario?
Erfüllt der FC Barcelona in den nächsten Tagen nicht das Financial Fairplay, könnte das weitreichende Folgen haben.
Zum einen könnten die Neuzugänge nicht registriert werden, zum anderen drohen dem Verein seitens der Liga ein Punktabzug und auch eine Geldstrafe.
Was sagen die Klub-Verantwortlichen?
Präsident Laporta äußerte sich zuletzt optimistisch, dass der Verein die Auflagen der Liga erfüllen wird, und die neuen Spieler registriert werden und somit zum Saisonauftakt auflaufen können.
"Wir haben daran gearbeitet, alle zu registrieren. Wir haben hart und produktiv daran gearbeitet, die Anforderungen zu erfüllen. Sollte es erforderlich sein, noch mehr Dinge zu unternehmen, werden wir das tun. Es ist eine Entscheidung, die LaLiga treffen muss", sagte er bei der Vorstellung von Robert Lewandowski am vergangenen Freitag.
Welche Spieler sollen noch gehen?
Um die noch erforderlichen Millionen einzusparen, sollen den FC Barcelona in den nächsten Tagen noch einige Stars verlassen.
In erster Linie wird dabei an Frenkie de Jong gedacht. Für den niederländischen Nationalspieler erhofften sich die Katalanen Transfereinnahmen von 80 Millionen Euro oder mehr. Doch daraus wird nun wohl nichts mehr. Laut Laporta will de Jong beim FC Barcelona bleiben. "Er hat Angebote, aber wir wollen, dass er bleibt. Er will auch bleiben", sagte Laporta der Mundo Deportivo. Der Verein fordert de Jong und weitere Spieler des aktuellen Kaders aber dazu auf, auf Gehalt zu verzichten - und droht im Falle des Niederländers offenbar sogar mit Klage.
Weitere Verkaufskandidaten sind Memphis Depay, Samuel Umtiti und Martin Braithwaite. An die beiden Letztgenannten richtete Laporta eine unmissverständliche Botschaft. "Sie haben Vertrag, aber sie haben verstanden, dass der Trainer nicht mit ihnen rechnet. Sie wissen, dass es Zeit ist zu gehen", sagte der Präsident bei ESport3.