"Ein Geschenk für den Fußball": Jude Bellingham ist bei Real Madrid zum besten Spieler der Welt gereift

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Jude Bellingham spielt in seinem ersten Jahr bei Real Madrid eine sensationelle Saison und ist zum besten Spieler der Welt gereift. Die große Gabe des 20-jährigen Engländers ist aber nicht nur sein fußballerisches Talent.

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Man muss eine Fehleinschätzung auch zugeben können. Und dem Autor dieser Zeilen ist eine unterlaufen. Hier steht nämlich schwarz auf weiß über Jude Bellingham: "Er wird künftig nicht mehr das Gesicht und der Star der Mannschaft sein wie beim BVB, sondern nur noch einer von vielen sehr guten, hoch talentierten Profis."

Richtig ist lediglich noch, dass es bei Real Madrid auch zehneinhalb Monate nach dem zitierten Kommentar viele sehr gute, hoch talentierte Profis gibt. Das Gesicht und der Star der Mannschaft ist aber Bellingham. Eindeutig sogar.

Dessen Superlativ-Leistungen waren schon bei Borussia Dortmund nur schwer in Worte zu fassen, da sie so herausragend waren und vieles von dem, was früher einmal war, in den Schatten stellten. Seit er in Madrid spielt, und auch tatsächlich vom frühesten Beginn an, führt der 20-Jährige diese Leistungen einfach fort - als gäbe es nichts leichteres.

Man muss sich schlicht nur einen Auszug der zahlreichen Belege vor Augen führen: Bellingham steht in seiner ersten Saison als Spieler beim selbst ernannten größten Klub der Welt derzeit bei 21 Toren und zehn Vorlagen nach 36 Pflichtspielen. Zwar spielt er in Madrid wie zu seiner finalen Phase beim BVB deutlich offensiver als noch zum Start seiner Profikarriere. Doch Bellingham ist ja kein Stürmer. Und dennoch legt er diese Werte auf. In der Primera División hat nur Artem Dovbyk vom FC Girona, ein Stürmer, häufiger getroffen - einmal mehr.

Jude Bellingham
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Jude Bellingham ist zum besten Spieler der Welt gereift

Zum Jahreswechsel noch lag Bellingham mit 13 Toren an der Spitze der Torschützenliste und hatte zugleich in seinen ersten vier Champions-League-Spielen für Real vier Treffer erzielt. Das gelang zuvor noch keinem königlichen Neuzugang, seine 15 Tore aus den ersten 16 Pflichtspielen schaffte nicht einmal Klub-Legende Alfredo Di Stéfano. Nur Cristiano Ronaldo kam 2009 auf dieselben Zahlen.

Am vergangenen Wochenende war es Bellingham, der in der Nachspielzeit beim Clásico gegen den Erzrivalen FC Barcelona Reals für die Meisterschaft womöglich entscheidenden Siegtreffer markierte. Bereits im Hinspiel in Katalonien (2:1) schoss er beide Tore für Madrid, das Siegtor ebenfalls nach der 90. Minute. Zuletzt im Elfmeterschießen gegen Manchester City in der Königsklasse verwandelte Bellingham seinen Strafstoß maximal souverän.

Sagen wir es so: All dies war möglicherweise nicht für jeden vorherzusehen. Aktuell führt in der Elite des Fußballs kein Weg am Engländer vorbei. Bellingham ist durch seine Vorstellungen in der laufenden Saison zum besten Spieler der Welt gereift, man kann es kaum anders sagen.

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Jude Bellingham: "Ein Geschenk für den Fußball, nicht nur für Real Madrid"

"Er ist ein Geschenk für den Fußball, nicht nur für Real Madrid. Er hat Potenzial und gibt ein sehr positives Bild ab. Er ist ein ernsthafter, professioneller junger Spieler, der sich sehr gut integriert hat. Er arbeitet viel und versteht sich sehr gut mit den anderen", sagte sein Trainer Carlo Ancelotti schon früh.

Das Besondere an Bellingham ist, dass er nicht nur diese sensationellen Statistiken für Real vorzuweisen hat und auch dank seines jungen Alters Rekorde am laufenden Band bricht. Seine große Gabe ist, dass sein fußballerisches Talent einhergeht mit einer erstaunlichen reifen Persönlichkeit und einem außergewöhnlichen Charakter.

Bellingham ist nun ein echter Superstar, aber ein vorbildlicher mit Bodenhaftung - das ist in solchen Sphären eher die Ausnahme. Er verkörperte schon in Dortmund den BVB-Profi aus dem Bilderbuch und tut nun dasselbe in Madrid. Im Grunde verkörpert er vielmehr einen modernen Fußballprofi, wie ihn sich sehr viele Fans auf der gesamten Welt vorstellen.

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Jamal Musiala singt Loblied auf Jude Bellingham

"Jude Bellingham ist ein Junge mit einem sehr guten Herzen. Er hat immer viel Zuneigung für seine Fans gezeigt. Und jetzt macht er das Gleiche als Star. Er zeigt nur Respekt vor den Fans und das umso mehr, wenn man immer beliebter wird", sagte sein guter Kumpel Jamal Musiala vom FC Bayern.

Wie in Deutschland gelang es Bellingham auch auf Anhieb in Spanien, bereits bei seiner Vorstellung in Madrid, sich extrem mit dem Klub und seinen Werten zu identifizieren. Er weiß intuitiv, was er zu sagen und wie er sich zu verhalten hat, um nicht nur stets seinen Respekt gegenüber dem Verein zu dokumentieren, sondern auch den persönlichen Stolz, ihn als Spieler repräsentieren zu dürfen.

"Ich hätte mir das niemals erträumen lassen. Nicht nur wegen den Leistungen und Toren. Es ist einfach das Gefühl, das man bekommt, wenn man für diesen Klub spielt und jeden Tag das Wappen auf seiner Brust spürt. Ich bin einfach nur dankbar, dort zu sein", sagte Bellingham nach dem CL-Erfolg in Manchester.

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Das Hitzköpfige und Ausladende gehört zu Jude Bellingham

Hinzu kommen bei ihm eine gehörige Prise Charme, ein gewisser Witz und viel Aufrichtigkeit. Bellingham zeigt sich außerhalb des Spielfelds nie respektlos oder arrogant, gegenüber Fans beweist er immer große Nähe und Freundlichkeit.

Auf dem Platz kann das manchmal anders sein. Vielleicht muss es dies auch, damit er als der Spielertyp, der er nun einmal ist, seine volle Wirkung und den emotionalen Spielstil entfalten kann. Nach dem Treffer zuletzt gegen Barça zeigte Bellingham bei seinem Jubel ein ganzes Potpourri an Gesten, da war sehr vieles dabei. Auch etwas Gehabe wie etwa eine Geste, die er zwischen seinen Beinen machte.

Das Hitzköpfige und Ausladende, in Dortmund fiel er einige Male beispielsweise mit einer resignierenden Körpersprache und dem Lamentieren gegenüber dem Schiedsrichter negativ auf, gehört aber schlicht zu Bellingham. Es bleibt dennoch ein schmaler Grat, der auch mal in die Hose gehen kann, wenn ihm die Gäule durchgehen.

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Jude Bellingham: Beim Ballon d'Or sollte kein Weg an ihm vorbeiführen

Davon ab stellt sich Bellingham kaum einmal in den Vordergrund, wenn das Spiel abgepfiffen ist. Auch dafür war der Clásico am Sonntag ein guter Beleg. Obwohl er das Siegtor schoss, das vermutlich den Titel bringen wird, würdigte er anschließend auf X lieber seinen an allen drei Treffern beteiligten Teamkollegen Lucas Vázquez als "verdammte Legende".

Wohin das noch alles in Bellinghams Karriere führen wird? Man vermag es nicht zu erahnen. Zunächst wohl in der Liga zu seiner bislang größten Trophäe. Doch auch die Champions League ist noch drin, anschließend kommt die Europameisterschaft mit England. Beim Ballon d'Or sollte kein Weg an ihm vorbeiführen.

Klar ist, daraus dürfte auch in den nächsten zehneinhalb Monaten keine Fehleinschätzung mehr werden: Mit all den beschriebenen Eigenschaften ist Bellingham im Weltfußball einfach einzigartig.

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Jude Bellingham: Seine Saison 2023/24 bei Real Madrid im Überblick

WettbewerbSpieleToreVorlagen
Primera División25174
Copa del Rey1-1
Champions League844
Supercopa2-1
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