Im ersten Clasico ohne Messi und Ronaldo seit elf Jahren stärkten beide Trainer ihr Mittelfeld. Barca-Coach Valverde ließ den eher defensiveren Rafinha im gewohnten 4-3-3 an der Seite von Suarez und Coutinho stürmen. Reals Trainer Lopetegui opferte den zuletzt formschwachen Linksaußen Asensio für den zentraler agierenden Isco. Die Gäste traten dadurch zunächst in einer Art 4-3-2-1 an.
Der Plan von Lopetegui, mithilfe von Freigeist Isco mehr Ballbesitz und dadurch Kontrolle im Mittelfeld zu erlangen, ging aber schnell in die Hose. Barcas Pressingmaschine ließ den Madrilenen in der Anfangsphase kaum Luft zum Atmen. Hinzu kam, dass sich Reals Spieler wie schon in den vergangenen Wochen äußerst schläfrig präsentierten. Wie schläfrig, zeigte sich in Minute elf, als ein einfacher Heber von Rakitic genügte, um die gesamte Hintermannschaft der Gäste auszuhebeln. Coutinho verwertete den darauffolgenden Querpass von Alba mühelos zum 1:0.
Mit der frühen Führung und den eigenen Fans im Rücken stieg das Selbstvertrauen der Katalanen. Courtois vereitelte mit einer Glanzparade das schnelle 2:0 durch Arthur (18.). Zwölf Minuten später blieb der Belgier jedoch machtlos. Ein Foul von Varane an Suarez im Strafraum wurde mithilfe des Videoschiedsrichters mit einem Elfmeter geahndet, den der Gefoulte selbst verwandelte.
Und Real? Kam in Durchgang eins nicht einmal gefährlich vor das Tor von ter Stegen. Setzte sich nur mit verzweifelten Fernschüssen, wie etwa durch Ramos (26.), zur Wehr. Erst nach dem Seitenwechsel wachte der spanische Rekordmeister wie auf Knopfdruck auf, kam durch Marcelo zum schnellen Anschlusstreffer (50.) und hätte in der Folge noch nachlegen können.
Die Sturm-und-Drang-Phase der Gäste endete aber mit dem Pfostenschuss von Modric (55.). Weil Barca sich wieder wehrte, entstand ein offener Schlagabtausch - mit dem besseren Ende für den Tabellenführer. Suarez vollendete zwei Konter perfekt, ehe der eingewechselte Vidal die königliche Demütigung per Kopf perfekt machte.
Die Daten zum Spiel FC Barcelona - Real Madrid
Tore: 1:0 Coutinho (11.), 2:0 Suarez (30.), 2:1 Marcelo (50.), 3:1 Suarez (74.), 4:1 Suarez (83.), 5:1 Vidal (87.)
- Suarez entwickelt sich immer mehr zum Clasico-Experten. Der Uruguayer hat seit seinem Wechsel zu Barcelona neun Tor in La Liga gegen Real geschossen. Kein Spieler traf öfter.
- Messi ausgenommen ist Luis Suarez der erste Spieler seit Romario, der einen Dreierpack im Clasico für die Katalanen schnürt.
- Barca hat in jedem der 22 vergangenen Partien gegen Real mindestens ein Tor geschossen.
Der Star des Spiels: Jordi Alba (FC Barcelona)
Überragende Vorstellung des Linksverteidigers. Bereitete nicht nur das 1:0 mustergültig vor, sondern entpuppte sich mit seinen unermüdlichen Tempoläufen als ständiger Unruheherd für die Defensive der Königlichen. Tauchte hin und wieder sogar in der Sturmspitze auf. Auch bärenstark: Dreifachtorschütze Suarez.
Der Flop des Spiels: Raphael Varane (Real Madrid)
Seit dem WM-Triumph mit Frankreich ein Schatten seiner selbst. Leistete sich schon in den vergangenen Spielen unzählige Stellungs- und Konzentrationsfehler. Schlief auch im Clasico bei den ersten beiden Gegentreffern und brachte selbst einfache Pässe nicht an den Mann. Wurde folgerichtig zur Pause ausgewechselt.
Der Schiedsrichter: Jose Maria Sanchez Martinez
Hatte einen vergleichsweise fair geführten Clasico - seinen ersten - im Griff. Verteilte vier Gelbe Karten. Ließ sich beim Foul von Varane an Suarez richtigerweise von seinem Videoassistenten überstimmen.
Die Reaktionen zu FC Barcelona - Real Madrid
Luis Suarez (Barcelona): "Wir haben ohne den besten Spieler der Welt 5:1 gewonnen. Ein großer Tag für Barca, auch für mich. Man erzielt nicht jeden Tag drei Tore gegen Madrid."
Julen Lopetegui (Trainer Real): "Ich bin traurig, wie die gesamte Mannschaft, aber fühle mich stark. Ich entscheide nicht, wie es weitergeht. Ich kann nur sagen, dass ich an diese Mannschaft glaube. Es ist erst Oktober. Wir hatten einen ausgezeichneten Saisonstart. Danach wurde uns die ausbleibende Effektivität vor dem Tor zum Verhängnis. Auch heute gaben wir mehr Schüsse als der Gegner ab. Aber im Fußball muss man auch die Tore machen."
Sergio Ramos (Real): "Wir stehen bis zum Tod hinter Lopetegui, aber diese Entscheidung liegt nicht bei uns. Wir müssen abwarten, uns wurde bislang noch nichts gesagt."