Verwandt mit Angie

Von Fatih Demireli
Auf dem Weg zur Ehren-Mitgliedschaft bei Trabzonspor: Angela Merkel
© Imago

ALLES SÜPER blickt auf die Hinrunde in der Süper Lig zurück und stellt fest: Angela Merkel und Trabzonspor sind irgendwie verwandt. Die Fans des Schwarzmeer-Klubs sind ein Fall für Akte X. Markus Merk muss nicht um seine Hebamme zittern und Besiktas-Trainer Bernd Schuster braucht Bodyguards. Außerdem gibt's die Top-Elf der Hinrunde.

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Der Senol und die Angie: Wir drehen die Zeit zurück und machen Halt im Jahr 2002. Michael Jackson lebt noch. Facebook nutzen nur ein paar Studenten in den Vereinigten Staaten. Ein Friseur wütet bei der WM, rasiert Ronaldo einen Oberlippenbart auf den Kopf (Guckst du!) und Ümit Davala ist leider auch in der Nähe des Haarterroristen (Guckst du!). Wenn wir schon mal beim Thema Frisuren sind: Angela Merkel verzichtet auf die Kanzlerkandidatur zugunsten von Edmund Stoiber! Naja. Während Mr. Oberbayern heutzutage im Doppelpass über Fußball philosophieren darf (wer's verpasst hat: wir beneiden Euch!), hat sich für Angie das Blatt gewendet. Doch was hat ALLES SÜPER mit Angela Merkel zu tun? Eine Menge!

Angela Merkel war ja zuletzt im Oktober in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft. Die Türkei kassierte beim Heimspiel in Berlin eine 0:3-Pleite, die Kanzlerin schüttelte Özil und Co. die Hände. Dabei war die türkische Nationalmannschaft mal richtig gut. Und so sind wir wieder im Jahr 2002. Dem Jahr von Senol Günes. Als Nationaltrainer führte er die Türken zu Bronze bei der WM. Anstatt gefeiert zu werden, lästerten die Medien über seine Frisur, seine Kleidung und seinem Akzent. Günes trat ein paar Monate später entnervt zurück und ging nach Südkorea, wo er noch geliebt wurde.

Dass es das Leben und das Jahr 2002 nicht nur mit Angela Merkel gut gemeint hat, beweist nun auch Günes, der Quasi-Seelenverwandte von Merkel. Mit seinem Klub Trabzonspor steht der übrigens modisch top gekleidete, gut frisierte (Ronaldos Friseur wurde angeblich festgenommen) und wohlklingende Günes heute an der Spitze der Süper Lig und die Konkurrenz gratuliert mittlerweile kleinlaut zur Meisterschaft. Ob die Kanzlerin eine Einladung zur Meisterfeier bekommt? Wir plädieren dafür!

David, übernehmen Sie! Bleiben wir bei Trabzonspor, dem Herbstmeister. Was war das für eine Invasion am 16. Spieltag. Das Gastspiel bei Istanbul Büyükse..., in Istanbul, begleiteten 61.000 Gästefans! Ob die Zahl 61 Zufall zwar, darf stark bezweifelt werden. Denn: Es ist schon sehr mysteriös, dass ausgerechnet die für jeden Trabzoner heilige Nummer 61 (das Auto-Kennzeichen der Stadt) für diesen - wohl europaweit unschlagbaren - Rekord gesorgt hat. Wir fordern Agent Dana Scully und Agent Fox Mulder, alias David Duchovny, auf: Deckt diesen Fall auf! Übrigens: Akte X wurde 2002 abgesetzt. Nur mal so.

Die Trabzon-Fans wollen es dem FBI aber nicht einfach machen. Ihr Leitspruch bei der mysteriösen Invasion in Istanbul, aufgehängt in großen Lettern im Stadion, klingt x-aktenmäßig: "FÜR UNS IST ÜBERALL TRABZON!" Das konnten die wenigen Fans von Istanbul Büyüksehir Belediye Spor nicht auf sich sitzen lassen. Die 30 Mann, die inzwischen den Klub der Istanbuler Stadtverwaltung sogar zu Auswärtsspielen begleiten, rollten ihr eilig selbstbemaltes Spruchband aus: "FÜR UNS IST ÜBERALL AUSWÄRTS!" Klingt nach einem weiteren Fall für Scully und Mulder.

Was macht eigentlich...? Erinnern Sie sich noch an Fatih Tekke (AS #10)? Kurzer Recap: Besiktas gewinnt extrem glücklich mit 2:1 gegen Sivasspor. Stürmer Tekke quatscht im Anschluss im Kabinengang fröhlich mit den Jungs aus Sivas, was Bernd Schuster extrem auf die Palme bringt: "Fuck off, du nimmst überhaupt nichts ernst." Tekke, das Nervenbündel, tickt aus, setzt zum Kopfstoß an und kann nur mit viel Mühe zurückgehalten werden: "Ich bin 33, niemand darf mich beschimpfen, wer bist du überhaupt?"

Tekke spielte seitdem keine Minute mehr - selbst als Besiktas, wie zuletzt, zehn Ausfälle zu verkraften hatte und praktisch ohne Offensive auflaufen musste. Tekke wird den Klub im Winter verlassen. Wohin die Reise geht, ist noch unklar. Aus der Sicht des Stürmers wird der Abschied aber versöhnlich, es gibt sogar fettes Lob für Schuster: "Der Vorstand hat versucht, auf den Trainer einzuwirken, mich wieder einzusetzen. Aber Schuster hat sich nicht kleinkriegen lassen. Das verdient großen Respekt. Wenn ich ihn irgendwo sehe, werde ich ihm gratulieren." Klingt nett, Don Bernardo sollte dennoch nicht alleine kommen.

Mensch, Markus: ALLES SÜPER ist ja nicht nur "haha, toll SPOX, selten so gelacht" oder "wer will das lesen? Sollen die Türken doch Hürrüyüt lesen, hehehehehe", sondern auch so ein bisschen Völkerkunde - Türkei Spezial. Was geht in einem Türken vor? Was isst er gerne? Was mag er? Und überhaupt. So haben wir den regelmäßigen Lesern u.a. schon beigebracht, dass Döner zum Beispiel nicht die Hauptnahrung ist. Oder dass Türken Vergleiche so sehr lieben. Die Türken lieben aber auch Serien und Fußball-Talkshows.

Wenn Ex-Fußballer, Ex-Schiedsrichter, Ex-Trainer, Ex-Prominente nach Mitternacht stundenlang über Fußball diskutieren, sind die Einschaltquoten gigantisch. Einige Sendungen sind legendär und brechen bei YouTube alle Rekorde. Wäre beim Doppelpass ja nicht anders, wenn Udo Lattek wütend seinen Kulli auf den Kopf Wontorras wirft - oder wenn ein Experte unschöne Wörter über die Hebamme eines anderen Experten verliert. Im türkischen TV-Fußball alles schon da gewesen - live!

Der PayTV-Sender "LigTV" wollte dem ganzen Chaos ein Ende setzen - und holte Markus Merk ins Boot. Der Ex-Bundesliga-Schiedsrichter kommentiert an jedem Wochenende die Schiedsrichterentscheidungen. Das reicht dem Sender aber nicht: nur Schiedsrichter bewerten, wäre ja langweilig: Merk muss die brennenden Fragen beantworten, weshalb z.B. Aufsteiger Bucaspor in der Defensive so große Probleme hat oder warum bei Fenerbahce das Verhältnis zwischen Trainer Aykut Kocaman und Spielmacher Alex so angespannt ist. Merk findet fast immer eine Antwort - ganz ohne Hebamme und fliegende Stifte. Die Fans sind begeistert, der Sender ist begeistert - nur ein paar Experten aus der Hebammen-Abteilung sind unzufrieden: "Früher holten wir aus Deutschland die Trainer, jetzt kommen schon die Experten von dort."

Sie sind die Besten: Ach ja, Fußball wurde an den 17 Spieltagen auch gespielt. Elf Spieler sahen dabei so gut aus, dass sie es in den erlauchten Kreis der SPOX-Elf der Hinrunde geschafft haben. Viel Spaß beim Durchklicken!

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