Die Anmeldung einer weltweiten Fahndung nach dem "Bullen vom Bosporus" und eines internationalen Auslieferungsersuchens wegen mutmaßlicher Verwicklung in den misslungenen Umsturzversuch des Militärs vom 15. Juli soll demnach unmittelbar bevorstehen.
Die offizielle Suche nach dem 44-Jährigen unterstreicht die rigorose Linie von Staatschef Recep Tayyip Erdogan gegen Kritiker seiner Politik selbst im Lager des Sports. Erst vor wenigen Tagen waren beim nationalen Fußball-Verband TFF im Zuge von Erdogans angeblicher "Säuberung" rund 100 Funktionäre und Schiedsrichter geschasst worden.
Die Staatsanwaltschaft wirft Sükür, der schon seit 2015 mit seiner Familie in den USA leben soll, nunmehr offenbar auch die "Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrorgruppe" unter Fethullah Gülen vor. Der in den USA lebende Prediger soll nach unbewiesenen Darstellungen der türkischen Regierung Drahtzieher des Putschversuchs gewesen sein.
Erdogan holte Sükür 2011
Bereits im vergangenen Februar ist Sükür, der 2002 in Südkorea mit einem Treffer für die Türkei nach elf Sekunden das bis heute schnellste Tor der WM-Geschichte erzielt hatte, wegen angeblich beleidigender Aussagen gegen Erdogan angeklagt worden.
Außer Sükür, der außer beim türkischen Rekordmeister Galatasaray Istanbul auch bei Inter Mailand, dem FC Parma und den Blackburn Rovers auf Torejagd gegangen ist, steht auch sein Vater Selmet auf der Fahndungsliste der türkischen Polizei. Durchsuchungen von Sükürs Häuser in Istanbul und Sakarya blieben ergebnislos.
Erdogan hatte Sükür 2011 in die Politik geholt. Für die Regierungspartei AKP saß der Rekordtorschütze der türkischen Nationalmannschaft im Parlament der Provinz Istanbul. Ende 2013 trat Sükür jedoch im Streit aus der Partei aus. In seiner Begründung warf der frühere Weltklasse-Stürmer der AKP "feindliche Schritte" gegen die Anhängerschaft der Gülen-Bewegung vor. Sükür hat seine Sympathien für den Prediger und Erdogan-Rivalen stets öffentlich bekundet. "Seit mehr als 20 Jahren kenne und liebe ich die Gülen-Bewegung", sagte Sükür bei seinem Parteiaustritt weiter.