Talente-Overkill an der Weser

Von Marc-Oliver Robbers
Florian Hartherz ist nur eines von drei vielversprechenden Linksverteidiger-Talenten
© Getty

Seit Jahren ist die Linksverteidigerposition Werder Bremens größte Problemzone. Doch das soll sich in Zukunft ändern. Aktuell haben die Grün-Weißen die Linksverteidiger der U 17, U 18 und U 19 der DFB-Auswahl unter Vertrag. Dabei scheinen die Probleme auch bei den Profis ausgeräumt.

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Aymen Abdennour, Jelle van Damme oder auch Dusko Tosic. Namen, bei denen jedem Werder-Fan ein Schauer über den Rücken läuft. Die drei Profis stehen sinnbildlich für Bremens jahrelange Problemzone hinten links.

In der Ära von Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs versuchten sich bis zu dieser Saison insgesamt 16 verschiedene Linksverteidiger. Lukas Schmitz ist die Nummer 17 und macht bisher einen äußerst soliden Job auf der linken Abwehrseite.

Werder setzt auf die Jugend

Doch die Verantwortlichen an der Weser haben ihre Lehren aus dem Dilemma gezogen und setzen in Zukunft auf die eigene Jugendarbeit. Dabei überlassen sie nichts dem Zufall. Im Leistungszentrum der Grün-Weißen tummeln sich gleich drei talentierte Linksverteidiger: Leon Lingerski, Cimo Röcker und Florian Hartherz.

Alle drei gehören auch zum Stamm der jeweiligen DFB-Juniorenauswahlmannschaften. Lingerski ist Teil der neuformierten U-17-Auswahl des DFB. Beim Vier-Nationen-Turnier kam Lingerski beim 5:0-Erfolg über die israelische Nationalmannschaft als Innenverteidiger zum Einsatz.

Um einiges etablierter ist hingegen schon Cimo Röcker. Erst kürzlich feierte er beim Testspiel gegen den FC St. Pauli sein Debüt bei den Profis und heimste dafür viel Lob ein. Im Sommer sorgte er mit der deutschen U 17 für Furore. Erst wurde er Vize-Europameister bei der EM in Serbien und dann WM-Dritter in Mexiko.

Ein rasanter Aufstieg für den 17-Jährigen, der dabei aber nicht die Bodenhaftung verliert. "Ich denke, dass ich jetzt erst mal in der U 19 spiele. Ich vertraue den Verantwortlichen. Sie werden schon wissen, was das Richtige für mich ist", sagt er nach seinem Testspieleinsatz am Millerntor. Aufgrund seiner Offensivqualitäten spielte er schon des Öfteren im linken offensiven Mittelfeld. Eine Position, auf der seine Zukunft liegen könnte. Trotz aller Lobeshymnen offenbarte der 17-Jährige nämlich durchaus noch Schwächen im Defensivzweikampf.

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Verlängerung von Röcker steht aus

Sein Fördervertrag läuft noch bis 2012. In Bremen würde man gerne mit dem Talent verlängert. "Er ist unser Kapitän und macht jedes Spiel - das sagt doch alles", sagte U-17-Trainer Viktor Skripnik am Ende der vergangenen Saison. Röcker hingegen zögert bislang noch.

Man munkelt, das hänge in erster Linie mit der frischen Verpflichtung des dritten Auswahl-Spielers zusammen. Nach langem Hin und Her verpflichteten die Werderaner am letzten Transfertag den frischgebackenen A-Jugend-Meister Florian Hartherz vom VfL Wolfsburg.

Wölfe-Trainer Felix Magath wollte den 18-Jährigen eigentlich halten und mit einem Profivertrag ausstatten. Hartherz sah im aufgeblähten Kader allerdings keine Perspektive. Magath schickte ihn daraufhin aus dem Profi-Trainingslager nach Hause. In Bremen erhielt er einen Profivertrag bis 2014.

Ob es in Bremen mittelfristig für den Profikader reichen wird, bleibt abzuwarten. Schmitz zeigte vor allem offensiv und durch gefählriche Standards, dass Schaaf auf ihn zählen kann. In Aleksandar Ignjovski besitzt der Trainer zudem eine defensive Allzweckwaffe, die ihre Tauglichkeit auf der linken Seite unlängst im Nordderby gegen den HSV nachwies. Zudem kommen in der Rückrunde die Langzeitverletzten Sebastian Boenisch und Mikael Silvestre zurück. Doch auch Hartherz ist nicht auf die linke Außenposition festgelegt. Er bewies sein Können schon in der Innenverteidigung und im linken Mittelfeld.

Talentsuche im Gießkannenprinzip

Böse Zungen behaupten, Werders neuer Weg wäre Talentsuche im Gießkannenprinzip. Nach dem Motto: Einer wird es schon packen! Ähnlich verhält es sich im offensiven Mittelfeld, wo die Bremer ein Füllhorn an hoffnungsvollen Nachwuchsspielern besitzen. Florian Trinks, Felix Kroos, Özkan Yildirim und Levent Aycicek sind dabei in erster Linie zu nennen.

Der Vorwurf ist sicherlich nicht ganz falsch, aber im Grunde lässt sich noch bei keinem der drei Abwehrspieler abschätzen, wohin die Entwicklung geht. Der Schritt aus der Jugend in den Herrenbereich ist seit jeher ein großer. Plötzlich ist die körperliche Überlegenheit dahin. Die fehlende Erfahrung tut ihr Übriges.

Viele Spieler wechseln im Profibereich noch einmal ihre Stammposition. Im Werder-Kader finden sich dafür einige Beispiele. Aaron Hunt spielte in der Jugend im Sturm. Bei den Profis ist er mittlerweile auf die Außenposition der Raute gerutscht. Clemens Fritz und Torsten Frings begannen ihre Karrieren ebenfalls als Stürmer.

Eine gewisse Flexibilität ist im heutigen Profifußball keine schlechte Grundvoraussetzung. Röcker und Hartherz bringen sie beide mit. Daher blockieren sich die drei auch nicht in ihrer Entwicklung. Der Altersunterschied von jeweils einem Jahr und somit auch einer Altersstufe sorgt für ausreichend Möglichkeite,n sich weiter zu entwickeln.

Ein Grund, weshalb Werder mit Hartherz ein weiteres Talent verpflichtet hat. Die Frage wird sein, ob die Verantwortlichen es schaffen, Röcker eben diesen Weg aufzuzeigen und seinen auslaufenden Fördervertrag in einen neuen Profivertrag umwandeln können. Egal wie er sich entscheidet, Werder ist auf dem Weg die Dauerbaustelle Linksverteidiger dauerhaft zu schließen.

Der Kader von Werder Bremen II in der Übersicht

 

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