Natürlich gingen die 16 Mannschaften mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen an den Wettbewerb, wie sich in der bereits absolvierten Vorrunde zeigte. "Wir haben die englischen Wochen so genommen, wie sie kamen. Der normale Liga-Alltag hatte für uns Priorität", sagt beispielsweise Wolfsburg-Trainer Schmidt.
Laut Modus hätte der VfL in jedem Spiel auch drei U-20-Spieler einsetzen dürfen, verzichtete aber. "Alle unsere Gegner haben das voll ausgeschöpft. Wir aber wollten den Jüngeren die Chance geben, sich auf diesem Niveau zu messen", so Schmidt.
Ganz anders gingen dagegen die englischen Vertreter ManCity, Liverpool, Aston Villa und Tottenham Hotspur zu Werke. "Die haben dem Wettbewerb wirklich alles untergeordnet und sich total auf die NextGen Series fokussiert. Die haben teilweise den Ligabetrieb verschoben, um auf diese Spiele richtig vorbereitet zu sein", berichtet der VfL-Coach.
Revolution: ManCity steigt extra aus Reserveliga aus
Wegen NextGen ist ManCity sogar aus der Reserverunde der Premier League ausgestiegen. Mark Allen, Direktor der City-Akademie, sagte dazu im Gespräch mit SPOX: "Dort waren die Terminpläne zu eng, um eine gute Nachwuchsförderung zu gewährleisten. Jetzt haben wir mehr Flexibilität."
Die erste Mannschaft von City spiele auf einem so hohem Level, dass man im Nachwuchsbereich Wege finden müsse, die Lücke zwischen den Profis und dem Nachwuchs nicht zu groß werden zu lassen, so der Ansatz der Citizens.
Umso erstaunlicher, dass ManCity in der Gruppe A der NextGen Series gegen Barcelona, Olympique Marseille und Celtic Glasgow kein Land sah und die Vorrunde mit sechs Niederlagen abschloss. Trainer Andy Welsh war dennoch zufrieden.
"Unabhängig von den Resultaten haben wir enorm von diesem Wettbewerb profitiert. Wir haben unsere Mannschaften mit Spielern der 'Elite Development Squad' und aus unserer Jugendakademie durchgemischt und vor allem die Spieler ausgewählt, die von den Erfahrungen am meisten profitieren, egal wie alt sie sind", sagt der Coach. "Wir müssen uns aber sicher noch verbessern, wir haben eindeutig zu viele Gegentore bekommen."
Wolfsburg scheidet unglücklich aus
Ähnlich war man auch in Wolfsburg das Abenteuer NextGen angegangen. "Während andere Teams vielleicht eher am sportlichen Erfolg orientiert sind, liegt unser Augenmerk eher auf dem Sammeln von Erfahrungswerten", sagt Schmidt.
Die leise Hoffnung, das Viertelfinale zu erreichen, erfüllte sich für den VfL daher nicht. Im letzten Heimspiel gegen Molde FK hätte Wolfsburg nur einen 3:1-Vorsprung über die Zeit retten müssen, kassierte aber in der 82. und 93. Minute noch zwei Gegentore und verpasste so die Runde der letzten Acht um einen Punkt. "Sehr unglücklich" sei sein Team ausgeschieden, meint Schmidt im Nachhinein.
Letztlich haben seine Spieler durch die Partien auf höchstem Niveau trotzdem sehr viel an Erfahrung mitgenommen. "Sie sind dem Profi-Fußball einen Schritt näher gekommen", so das Fazit des VfL-Coachs.
Nächste Saison mit BVB und FCB?
In der kommenden Saison wird der Wölfe-Nachwuchs wieder mitmischen: Wolfsburg hat sich für drei Jahre der NextGen Series verpflichtet. Auch andere Bundesligisten überlegen, bei der geplanten Aufstockung auf 24 Mannschaften mit an Bord zu gehen. Schmidt hat sich diesbezüglich laut eigener Aussage schon mit Verantwortlichen von Borussia Dortmund, Werder Bremen und dem Hamburger SV ausgetauscht.
Auch der FC Bayern soll Gerüchten zufolge sehr interessiert sein, auch wenn Mediendirektor Markus Hörwick Berichte darüber auf SPOX-Nachfrage abwiegelte. "Das ist bei uns im Moment kein Thema", sagt Hörwick.
Es könnte aber im Laufe des Jahres noch eins werden, zumal beim deutschen Branchenprimus größere Veränderungen im Nachwuchsbereich anstehen. Unter anderem wird Jörg Butt die Leitung des "Junior Teams" von Werner Kern übernehmen.
Bis dahin gehen die Flutlichter in der NextGen Series erstmal noch woanders an. Zum Beispiel in Barcelona, dass am 8. Februar Ajax Amsterdam im Mini Estadi in Steinwurfweite zum Camp Nou zum Viertelfinale empfängt. Der Branchenprimus bei den Senioren gilt natürlich auch beim Nachwuchs als Favorit.
Barca-Babe Dongou der Top-Torjäger
Mit fünf Siegen aus sechs Spielen ist das Team von Oscar Garcia auf Titelkurs und hat mit Jean-Marie Dongou auch den Top-Torjäger der Series (7 Tore) in den eigenen Reihen. "Vielleicht sehen wir ja den nächsten Messi", hatte City-Nachwuchsboss Mark Allen im Herbst bereits orakelt.
Alberto Coelho - oder einfach: Betinho - von Sporting Lissabon machte prompt mit einem sehenswerten Fallrückziehertor gegen Liverpool auf sich aufmerksam. Armindo Bruma, Joao Carlos Teixeira (beide Sporting), Mushaga Bakenga (Rosenborg), Souleymane Coulibaly (Tottenham) und Raheem Sterling (Liverpool) hinterließen ebenfalls schon bleibende Eindrücke bei den Scouts.
Allen Kritikern zum Trotz scheint NextGen also durchaus ein vielversprechender Versuch zu sein, die Träume der Talente wahr werden zu lassen - auch wenn deutsche Vertreter erstmal nicht um den Titel mitspielen. Aber das war in der großen Champions League zuletzt ja auch nicht anders.
Alle U-19-Bundesliga-Ergebnisse des VfL Wolfsburg im Überblick