Sead Kolasinac
Alter: 18
Position: Defensives Mittelfeld/Innenverteidigung
DFB: U-19 Nationalspieler
Erinnert nicht nur wegen der Ähnlichkeit im Gesicht und in der Physiognomie an den zwei Jahre älteren Papadopoulos. Beide spielen mit der selben Robustheit und mit dem Verständnis eines nicht zu stoppenden Terminators. "Sead lebt von seiner überragenden Physis", sagt Ruhnert.
Der Schalke-Nachwuchsboss betont zugleich, dass Kolasinac nicht zu vergleichen sei mit vielen Talenten vor ihm, die nur aufgrund körperlicher Vorteile im Nachwuchsbereich dominierten und bei den Profis, im Wettstreit echter Männer, nichts auszurichten wussten und scheiterten. Ruhnert: "Sead ist nicht so stark, weil er einen Kopf größer ist als andere, sondern weil er sehr gut mit seinem Körper umzugehen versteht. Das ist ein großer Unterschied."
Auffällig außerdem: Kolasinac wird wohl nie ein Vertreter gehobener Fußball-Kunst, doch das Verständnis ist so ausgeprägt, dass er mühelos zwischen den Positionen switchen kann. Ob nun als Sechser oder als Innenverteidiger, seine Leistungen sind beständig gut. In dieser A-Jugend-Saison wurde er sogar erfolgreich im Angriff aufgestellt (6 Toren, 7 Vorlagen) - und sorgt für Verwirrung.
"Den Sturm schließe ich eigentlich aus. Aber wir haben intern oft diskutiert und sind uns noch nicht einig, auf welcher Position Sead am Ende landet", sagt Ruhnert. "Er ist eben extrem flexibel."
Zur Flexibiltät kam eine Reife hinzu, die aus dem früher schwierig zu führenden Kolasinac ein Muster an Verlässlichkeit machte. "Es gab Vorfälle bei seinen vorherigen Klubs. Wir haben ihm unmissverständlich klar gemacht, was wir von ihm erwarten", erinnert sich Ruhnert an die Verpflichtung Anfang 2011. Nach Karlsruhe, Hoffenheim und Stuttgart bedeutete Schalke die vierte Station in seiner jungen Karriere, hinzukamen mehrere Beraterwechsel.
Allerdings: "Den Sead von damals würde man heute gar nicht mehr erkennen. Er hat sich absolut positiv entwickelt", sagt Ruhnert, der in Kolasinac, Kapitän der U 19, das Sinnbild der neuen Generation sieht: "Die Mannschaft um Özil war geprägt von herausragenden Solisten, die aktuellle Mannschaft lebt vom bedingungslosen Teamgeist."
Der Lohn: Kolasinac unterschrieb letzte Woche einen Profivertrag über drei Jahre. Cheftrainer Huub Stevens ist ein großer Befürworter, weswegen er ihn in der abgelaufenen Saison bei der Bundesliga-Mannschaft mittrainieren ließ. Ruhnert: "Sead wird irgendwann in der Bundesliga spielen, das ist Fakt."
Max Meyer
Alter: 16
Position: Offensives Mittelfeld
DFB: U-17-Nationalspieler
Eine Ode, eigens vom Schalke-Nachwuchsboss verfasst. "Jedem, der Fußball liebt, geht das Herz auf", sagt Ruhnert, wenn er Meyer, das "Next big thing" des deutschen Fußballs, beschreiben soll. Der 16-Jährige erwies sich seinen Altersgenossen als derart überlegen, dass er im Winter 2011/12 aus der U 17 in die U 19 hochzogen wurde - wo er weiter brilliert.
Nach elf Toren und zehn Vorlagen in 17 B-Jugend-Bundesliga-Spielen gelangen ihm acht Scorer-Punkte (4+4) in acht A-Jugend-Bundesliga-Spielen. Zwischenzeitlich nahm er mit der deutschen U 17 an der EM teil, wurde Torschützenkönig (drei Treffer) und erreichte mit dem Team das Finale.
Er profitiert besonders vom Umdenken im deutschen Fußball: Früher wurde sklavisch nach Körpergröße gescoutet, mittlerweile entscheidet mehr die fußballerische Klasse, ob ein Talent gefördert wird. Ruhnert: "Ich weiß, dass nicht alle im Verein glücklich waren, als wir ihn als 13-Jährigen geholt haben. Einige waren skeptisch und dachten, er wäre zu klein."
Mittlerweile weiß Meyer den gesamten Verein hinter sich - und das nicht nur, weil er in den letzten Monaten um vier Zentimeter auf 1,69 Meter wuchs.
Schalkes Max Meyer im Interview: "Der Messi-Vergleich ist mir unangenehm"
Philipp Max
Alter: 18
Position: Linksaußen/Sturm
DFB: -
Es hatte lange den Anschein, als ob Philipp Max so gar nicht den Weg seines Vaters folgen würde. Während Martin Max als zweimaliger Bundesliga-Torschützenkönig (2000, 2002) zu den besten Stürmern der Neuzeit gehört, versuchte sich der Sohn in der Jugend des FC Bayern vor allem als Linksverteidiger. Mit vielversprechenden Ansätzen, doch ohne den durchschlagenden Erfolg.
Als sich die Familie Max im Sommer 2010 dazu entschloss, aus dem Süden wieder in den Ruhrpott zu ziehen, bot sich die Möglichkeit eines Neubeginns. Philipp Max wechselte zu Schalke - und wurde vom Mitläufer zum Leistungsträger. Und das auf ungewohnter Position.
Bei den Bayern wurde er gelegentlich links offensiv eingesetzt, auf Schalke schob man ihn noch weiter nach vorne: ins Sturmzentrum. Angesichts der Beförderung von Philipp Hofmann zur U 23 entstand eine Vakanz, die der früher schmächtige Max dank neuer Muskeln exzellent ausfüllte (15 Tore, 5 Vorlagen). Ruhnert: "Dass er torgefährlich sein kann, ahnten wir schon. Trotzdem ist es überraschend, auf welchem Niveau er sich bewegt."
Perspektivisch ist aber Max' Rückkehr auf die linke Seite angedacht, "ob vorne oder hinten, müssen wir noch sehen", sagt Ruhnert. Eine defensivere Ausrichtung würde insofern Sinn machen, dass sich in der B-Jugend mit Maximilian Dittgen ein weiterer starker Linksaußen anbietet. Ruhnert über Dittgen, mit Meyer U-17-Vizeeuropameister geworden: "Ein brutal guter Linksfuß."