Trotz starker Saison haben Sie mit Werder die Europa League knapp verpasst. Wie lautet die Zielsetzung für die kommende Spielzeit?
Friedl: In den entscheidenden Momenten haben wir gegen vermeintlich schwächere Gegner viele Punkte liegen lassen. Gegen die Absteiger Nürnberg, Hannover und Stuttgart haben wir gepatzt - das darf nicht passieren, wenn man international dabei sein will. Die Qualifikation für die Europa League ist auf jeden Fall unser Ziel für die kommende Saison. Noch heute hadere ich auch mit dem Halbfinal-Aus im DFB-Pokal gegen den FC Bayern. Wir waren lange Zeit die bessere Mannschaft und verloren nur durch einen sehr fragwürdigen Elfmeter.
Ihre Beziehung zum FC Bayern ist ohnehin etwas Besonderes. Nach zehn Jahren haben Sie den Klub im vergangenen Jahr verlassen. Wurmt es Sie, dass Sie sich in München nicht durchsetzen konnten?
Friedl: Ich hatte das große Glück, meine ersten zweieinhalb Jahre als Profi beim FC Bayern zu spielen und dort unglaublich viele tolle Erfahrungen sammeln zu dürfen. Gerade als Jugendspieler ist es aber brutal schwer, sich in dieser Mannschaft durchzusetzen. Trotzdem habe ich mein Debüt in der Champions League und Bundesliga gefeiert und einiges erreicht. Der Wechsel zu einer vermeintlich kleineren Mannschaft wie Werder war für mich trotzdem kein Schritt zurück, sondern nach vorne, da mir die Verantwortlichen dort eine deutlich bessere Perspektive aufzeigen konnten. Es macht großen Spaß, in diesem Team Fußball zu spielen und ich freue mich auf die kommenden Jahre.
Marco Friedl über David Alaba: Ein "Freund fürs Leben"
Gerade wenn man jemanden wie David Alaba vor sich hat, ist es nicht gerade leicht, auf Spielzeit zu kommen. Wie war Ihre Beziehung zu ihm?
Friedl: Auf jeden Fall, David Alaba ist eine Klasse für sich. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis und schon zu meinen Jugendzeiten waren wir gute Freunde. Gerade in meinen letzten zwei Jahren in München habe ich so oft wie möglich bei ihm übernachtet. Da ich zu dieser Zeit noch zur Schule ging, klappte es leider nicht immer.
Als Jugendspieler plötzlich regelmäßig Zeit mit seinem großen Vorbild zu verbringen, war sicher spannend.
Friedl: Alaba war schon früh mein Vorbild und es war eine glückliche Fügung, schon als Jugendspieler in ihm einen Freund fürs Leben zu finden. Er zählt auf der Welt zu den allerbesten auf seiner Position - so jemanden in seinem Team und Freundeskreis zu haben, zu dem ich aufschauen kann, war großartig für meine Entwicklung. Zu sehen, wie sich jemand, der schon alles gewonnen hat, auf und neben dem Platz verhält, hat mir sehr geholfen.
Wie eng ist der Kontakt heute noch?
Friedl: Wir stehen bis heute in Kontakt. Erst vor der U21-EM haben wir uns getroffen. Wir versuchen, uns so häufig wie möglich zu sehen und schreiben sehr viel. Dabei geht es in den Gesprächen weit über den Fußball hinaus. Für das Turnier hat er mir geraten, die Zeit zu genießen, da wir die ersten Österreicher sein dürfen, die unser Land bei der Europameisterschaft vertreten. Ich bin froh, auch mal was erleben zu können, was er noch nicht erlebt hat