Die deutsche U21-Nationalmannschaft steht im Finale der U21-EM in Italien. Die DFB-Junioren besiegten Halbfinalgegner Rumänien mit 4:2 (1:2). Im Finale trifft Deutschland am Sonntag auf Spanien.
Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde das Sommermärchen der deutschen U21 bei 38 Grad Celsius in Bologna dahinschmelzen. Rumänien führte zur Halbzeit mit 2:1, die DFB-Junioren waren sichtlich beeindruckt von der Hitze, aber auch vom physischen Spiel der Rumänen, die von den zehntausenden Fans im Stadio Renato dall'Ara nach vorn gepeitscht wurden. "Man hat schon gemerkt, dass das die rumänischen Spieler pusht. Rumänien war wahnsinnig gut eingestellt", sagte Florian Neuhaus nach dem Spiel.
8:9 Torschüsse und je 43 Prozent Ballbesitz und Zweikampfquote: Deutschland war in den ersten 45 unterlegen. In der Halbzeit fand Trainer Stefan Kuntz ganz offensichtlich die richtigen Worte. Seine Elf wurde mit dem Wiederanpfiff deutlich aktiver: 65 Prozent Ballbesitz und 16:5 Torschüsse.
Kuntz erklärte nach der Partie, was er der Mannschaft in der Kabine mit auf den Weg gab: "Wir haben darüber gesprochen, ob wir uns so aus dem Turnier verabschieden wollen. Ob das der letzte Eindruck sein soll, den die Leute zuhause von uns haben." Die Antwort war deutlich.
Deutschland U21 - Rumänien U21: Die Reaktionen der Trainer
Stefan Kuntz (Trainer Deutschland U21): "Es waren unglaubliche Temperaturen. In der Halbzeit haben wir uns in Ruhe drüber unterhalten, ob das die Art und Weise ist, wie wir uns bei diesem Turnier hier verabschieden möchten. Dann haben Sie ja die zweite Halbzeit gesehen. Ich kann nur den Hut vor meinen Jungs ziehen. Das haben wir klasse gemacht."
Mirel Radoi (Trainer Rumänien U21): "Denken wir daran, dass wir in Europa unter die ersten vier gekommen sind. Wir hatten zehntausende Rumänen im Stadion und Millionen vor dem Fernseher. Wir haben sie dazu gebracht, an uns zu glauben. Ich hoffe, dass diese Generation weiter besteht und wir mit diesem Gefühl nächstes Jahr zu den Olympischen Spielen fahren."
Deutschland U21 - Rumänien U21: Die Analyse des Spiels
Die deutsche Elf überließ über weite Strecken Rumänien den Ball. Die Tricolorii lebte von ihrem vertikalen Spiel, das versuchte die Mannschaft von Stefan Kuntz durch kompakte Abwehrreihen zu unterbinden. Das gelang auch größtenteils. Die rumänische U21 übte dennoch von der ersten Minute an Druck auf Deutschland aus.
Die DFB-Junioren wirkten nicht fokussiert genug. Rumänien war die spritzigere, giftigere Mannschaft und provozierte einige ungewohnte Leichtsinnsfehler und Ballverluste der Kuntz-Elf.
Deutschland kam wie geplant trotzdem zu einigen Kontern, spielte diese aber meist nicht konzentriert zu Ende oder traf wie schon gegen Österreich die falschen Entscheidungen beim letzten Pass. Es brauchte eine Einzelaktion von Amiri zum Führungstreffer: ein Solo von der Mittellinie bis zum Tor (21.).
Nur drei Minuten später foulte Baumgartl Hagi im Sechzehner, nach Ansicht des Videomaterials entschied Schiedsrichter Grinfeld auf Elfmeter - 1:1. Ohnehin war Rumänien unbeeindruckt vom Rückstand und spielte weiter druckvoll nach vorne. Eine Reihe von individuellen Fehlern resultierte im 2:1 durch Puscas. Nübel bewahrte Deutschland kurz vor der Halbzeit mit einer Weltklasse-Parade gar vor dem 1:3.
Deutschland setzte im zweiten Durchgang auf seine eigenen spielerischen Stärken, wurde aktiver und kombinierte sich immer wieder bis zur Grundlinie durch. Die DFB-Junioren dominierten nun das Spielgeschehen und wurden dafür belohnt.
Zunächst verwandelte Waldschmidt mit seinem sechsten Turniertor den Elfmeter zum 2:2 (51.). Dahoud war von Hagi gefoult worden. In der 90. Minute traf Waldschmidt nach einem Freistoß zum 3:2, Amiri erhöhte kurz vor dem Schlusspfiff per direkt verwandeltem Freistoß sogar noch auf 4:2.
Die Daten des Spiels Deutschland gegen Rumänien
Tore: 1:0 Amiri (21.), 1:1 Puscas (26./FE), 1:2 Puscas (44.), 2:2 Waldschmidt (51./FE), 3:2 Waldschmidt (90.), 4:2 Amiri (90.+4)
Rote Karte: Pascanu (90.+2/Rumänien)
- Bei vier EM-Spielen in Folge zu treffen, schaffte bisher nur Alvaro Morata 2013. Morata traf wie Waldschmidt in allen drei Gruppenspielen und im Halbfinale.
- Mit sieben Turniertoren ist Waldschmidt nun alleiniger U21-EM-Rekordtorschütze. Pierre Littbarski traf 1982 sechs Mal.
- In den letzten vier Duellen traf das DFB-Team gegen Rumänien stets mindestens doppelt und erzielte dabei insgesamt 17 Treffer.
- Bei vier der bislang fünf deutschen Halbfinalteilnahmen ging es anschließend auch ins Endspiel - nur 2015 nicht.
- Die deutsche U21 ist seit 16 Spielen ungeschlagen - bei 13 Siegen und drei Remis. Das ist eingestellter Rekord. Die letzte Niederlage gab es für das Team von Stefan Kuntz beim 1:3 gegen Norwegen in Drammen im Oktober 2017.
Der Star des Spiels: Nadiem Amiri (Deutschland)
Kam für den angeschlagenen Richter ins Spiel und rechtfertigte seine Aufstellung mit einer bärenstarken Leistung. Brachte sein Team mit einer tollen Einzelaktion in Führung und war meist dabei, wenn die Deutschen gefährlich wurden. Das 4:2 in der Nachspielzeit krönte seine Vorstellung.
Der Flop des Spiels: Timo Baumgartl (Deutschland)
Sein Foul an Hagi brachte den Rumänen einen Elfmeter und den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Danach zeigte sich der Stuttgarter verunsichert. Missverständnisse und verlorene Zweikämpfe zogen sich wie ein roter Faden durch sein Spiel.
Der Schiedsrichter: Orel Grinfeld (Israel)
Ließ viel laufen, beinahe zu viel. Den Elfmeter gegen Baumgartl erkannte er erst nach Studium des Videomaterials. Den Strafstoß zu geben, war aber zweifellos richtig, ebenso wie beim Elfmeter für Deutschland. Grinfeld erkannte Vorteilssituationen gut, ahndete die Fouls jedoch nachträglich zu selten. Leistete sich insgesamt einige Fehler.