Das Tor für die in der Offensive streckenweise furios aufspielende deutsche Mannschaft erzielte der Gladbacher Jonas Hofmann (51.). Kurz vor Schluss traf Harry Kane per Foulelfmeter zum insgesamt glücklichen 1:1.
Nach dem 1:1 gegen Italien am vergangenen Samstag und dem 1:1 gegen die Niederlande Ende März war es somit die dritte Punkteteilung der deutschen Mannschaft gegen eine große Fußball-Nation in diesem Jahr.
"Wir haben ein tolles Spiel gezeigt, uns aber leider nicht belohnt", klagte Flick im ZDF. Hofmann ärgerte sich: "Es ist bitter, diesen Ausgleich noch zu kassieren, extrem blöd. Aber wir haben gute Chancen herausgespielt, waren aktiv - das war ein ordentliches Spiel."
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Deutschland - England: Die Analyse
Ähnlich wie beim 1:1 am Samstag in Bologna gegen Italien begann die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick sehr druckvoll. Zwei Eckbälle und ein Schuss aufs Tor durch Kai Havertz in den ersten vier Minuten sprachen Bände.
Auf sieben Positionen hatte Flick seine Mannschaft verändert, von dem in Bologna aus sechs Feldspielern bestehenden Bayern-Block blieben noch Joshua Kimmich und Thomas Müller übrig, dazu mit Jamal Musiala noch einer, der in Italien nur eingewechselt worden war.
Flick vertraute genau den richtigen Bayern: Kimmich spielte im zentralen Mittelfeld solide, wenn auch zu oft nach hinten, Müller und Musiala wirbelten in der Offensive gemeinsam mit Kai Havertz auf eine Weise, die man lange nicht mehr gesehen hatte bei der deutschen Nationalmannschaft.
Die deutsche Offensive aus den eher schmal gebauten Müller, Musiala und Havertz wechselte klug die Positionen, lief sich gegenseitig frei und war an den meisten deutschen Offensivaktionen beteiligt. Einmal tänzelte sich Musiala nach vier Steil-Klatsch-Aktionen des Trios hintereinander in Richtung Strafraum, verlor dann aber den Ball.
Hofmann, nach seiner Einwechslung in Italien bester Deutscher rechts in der Viererkette und gegen England auf dem rechten Flügel postiert, ließ das Offensiv-Trio eher seltener mitspielen. Dafür schoss der Gladbacher kurz nach der Pause das 1:0, Kimmich hatte zuvor durchgesteckt.
Doch weil auch England, immerhin auf fünf Positionen verändert im Vergleich zum 0:1 gegen Ungarn, die Offensive suchte, entwickelte sich von Beginn an ein sehr munteres Spiel mit deutlich mehr Höhepunkten als am Samstag am ersten Spieltag der Nations League.
In der insgesamt deutlich verbessert spielenden deutschen Mannschaft fiel im Grunde nur der künftige Dortmunder Nico Schlotterbeck ab, der einige Male in gefährlichen Situationen im Abwehrzentrum den Ball verlor. Bei Harry Kanes Großchance in der 76. Minute war er zwar der letzte Spieler vor dem Tor, konnte aber nichts machen. Glück für die deutsche Mannschaft, dass Manuel Neuer blitzschnell unten war und die bis dahin beste Chance der Engländer eiskalt entschärfte.
Gerade als sich beide Mannschaften mit dem 1:0 eingerichtet zu haben schienen - Leroy Sane hatte mit seiner ersten Aktion nach Einwechslung eine vielversprechende Flanke nicht an den Mitspieler gebracht - fiel nach einer unglücklichen Berührung von Schlotterbeck Harry Kane im deutschen Strafraum. Der VAR entschied korrekt auf Elfmeter, Kane verwandelte kalt.
Deutschland - England: Die Aufstellungen
Deutschland: Neuer - Klostermann, Rüdiger, Schlotterbeck, Raum - Gündogan (83. Sane), Kimmich - Hofmann (65. Gnabry), Müller (75, Goretzka), Musiala (65. Werner) - Havertz.
England: Pickford - Walker, Stones, Maguire - Trippier, Phillips (15. Bellingham), Rice, Saka (80. Bowen) - Sterling, Kane, Mount (70. Grealish).
Deutschland - England: Die Daten des Spiels
Tore: 1:0 Hofmann (51.), 1:1 Kane (88./Foulelfmeter)
Thomas Müller hat seinen 114. Einsatz im DFB-Dress absolviert und damit im Ranking der "ewigen" deutschen Länderspielliste Philipp Lahm überholt. Müller belegt nun allein den fünften Platz.
Manuel Neuer stand zum 111. Mal zwischen den Pfosten.
Der Star des Spiels: Jamal Musiala (Deutschland)
Der in England aufgewachsene 19-Jährige war der spielfreudigste Spieler auf dem Platz. Suchte sehr oft das Dribbling, machte das deutsche Angriffsspiel aber auch variabel und kreierte viele Offensivaktionen. Dass er sehr oft den Ball verlor, war nicht so schlimm, da dies fast immer nur in vorderster Linie geschah. Bekam bei seiner Auswechslung Standing Ovations von den Rängen.
Der Flop des Spiels: Nico Schlotterbeck (Deutschland)
Nur ein Spieler auf dem Platz hatte zum Zeitpunkt von Musialas Auswechslung mehr Ballverluste als er: Schlotterbeck. Überhaupt fiel der Bald-Dortmunder in der ansonsten sehr umsichtig agierenden Viererkette ab, auch weil einige seiner Ballverluste zu englischen Chancen führten. Dass er dann auch noch - unglücklich - den Elfmeter an Harry Kane verursachte passte ins Bild.
Der Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)
Je länger die erste Halbzeit lief, desto mehr ließ der spanische Schiedsrichter laufen, am Ende sogar klare Fouls. In der zweiten Halbzeit blieb er seiner Linie immerhin treu. Stand einmal Gündogan im Weg, als der freie Bahn aufs Tor gehabt hätte. Entschied auf Weisung des VAR zu Recht auf Elfmeter für England.