Zwei der besten Fußballerinnen des Landes waren im Podcast zu Gast und nahmen kaum ein Blatt vor den Mund. Beide spielen beim VfL Wolfsburg und sehen diesen auch in der Zukunft bestens aufgestellt. "Der Verein steht immer hinter uns und wir sind auch finanziell gut aufgestellt. Wir haben unfassbar professionelle Bedingungen und die Mannschaft ist stets mit Charakteren aufgestellt, die immer mehr Titel wollen. Alles was man kriegen kann, will mitgenommen werden. Unsere sportliche Leitung findet solche Charaktere dann eben auch", sagt Popp und bekommt von ihrer Kollegin die entsprechende Unterstützung.
"Der VfL ist nie satt. Das finde ich so faszinierend", sagt Doorsoun über das Erfolgsrezepet des Abonnementmeisters. "Wir sind hungrig und wollen immer mehr. Das merkt man bei jeder Spielerin und beim Team hinter dem Team, das jedes Jahr noch ein Stück professioneller wird."
Alexandra Popp: "Das Aus bei der WM war eine Katastrophe"
Das Problem, dass der Frauenfußball in Deutschland aber immer noch in einer Nische unterwegs ist, erkennen beide trotz gestiegener Sympathiewerte für ihren Sport. Derzeit unterhalten sieben der zwölf Bundesligaklubs auch Profimannschaften bei den Herren, in der kommenden Saison kommt ein achter dazu, wenn der FFC Frankfurt unter dem Dach der Eintracht firmieren wird. Für Popp eine gute Entwicklung: "In einem Klub ohne Männermannschaft im Hintergrund hat man ganz andere Bedingungen. Für die Männer wären das Peanuts, die für uns Frauen ausgegeben werden müssten. Grundsätzlich ist es also schon so, dass man in einem Klub mit einer Männermannschaft auch andere Möglichkeiten hat."
Auf der anderen Seite gehen dann allerdings einige "traditionelle" Frauen-Vereine wie Bad Neuenahr noch mehr unter, weil sie finanziell einfach nicht mit den größeren Standorten mithalten können. "Das ist schade für diese Vereine", so Doorsoun. "Die Traditionsvereine konnten früher nur von den Geldern profitieren, die sie durch ihre Erfolge auch eingenommen hatten. Mittlerweile stecken die Lizenzvereine aber größeres Geld in ihre Frauenabteilungen und die stehen dann auch oben in der Tabelle. Wir müssen aber dahin kommen, dass die Konkurrenz breiter gefächert ist in der Liga", sagt Popp.
Das Aus der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im letzten Sommer sei ein Rückschlag gewesen. "Das Aus bei der WM war eine Katastrophe, eine ganz miese Geschichte. Das Ausscheiden war ja auch verbunden mit der Nichtqualifikation für Olympia. Ich habe sehr lange gebraucht, um das zu verkraften", gesteht Popp. Im Nachgang seien beim DFB aber die richtigen Maßnahmen ergriffen worden, um den Anschluss an die Weltspitze zu halten.
"Es wird beim DFB einiges getan, um den Frauenfußball wieder populärer zu machen und in den Vordergrund zu rücken. Die Bundesliga sollte sich nur auf den Sport konzentrieren können, aber das ist bei uns nicht der Fall. Es gibt zum Beispiel unterschiedliche Infrastrukturen, die Plätze sind unterschiedlich beschaffen, bei einigen Klubs gehen die Spielerinnen noch einem anderen Beruf nach. Wir müssen dahin kommen, dass wir auf eine gleiche Stufe kommen. Um zur Weltspitze zurückzukommen, müssen wir uns mit den Spitzenverbänden anderer Länder auseinandersetzen", so Popp weiter.
"Wir wollen uns nicht mit dem Männerfußball vergleichen"
Die ewigen Vergleiche mit den Männern nerven beide, weshalb sich beide unisono auch eine etwas andere Herangehensweise an das Thema wünschten. "Wir wollen uns nicht mit dem Männerfußball vergleichen! Wir wollen einfach nur, dass Frauenfußball akzeptiert und anerkannt wird und nicht belächelt wird." Doorsoun hätte lieber "den Vergleich mit England, mit Spanien und mit der Entwicklung dort - im Frauenfußball! Der Vergleich mit dem Männerfußball ist schwer."
Das Länderspiel vor einigen Wochen im Londoner Wembleystadion vor 80.000 Fans sei so ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. "Als wir nach dem Aufwärmen im Tunnel standen, war da plötzlich Musik und die Feuerfontänen an den Seiten. Es war heiß und ich dachte, ich wäre bei 'Tribute von Panem'. Da musste ich tatsächlich über mich selbst lachen", sagt Doorsoun mit einem Augenzwinkern und wünscht sich etwas mehr mediale Aufmerksamkeit. "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir auch Primetime-Anstoßzeiten bekommen würden bei der Nationalmannschaft. Samstagabend, 20 oder 21 Uhr - das wäre für uns ein richtiger Schritt. Und nicht dienstags um 14 Uhr."
Die wollen beide auch über ihre Social-Media-Kanäle generieren - stoßen dabei aber an ihre Grenzen beziehungsweise die eine oder andere Absurdität. "Ich finde furchtbar, was ein bisschen Social Media aus der Gesellschaft gemacht hat. Da ist sehr anstrengend. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich am liebsten alles löschen. Aber es geht vermarktungstechnisch eben viel über Social Media...", sagt Popp und Doorsoun erinnert sich: "Es gibt schon viel Mist - sogar Anfragen, ob man vielleicht mal getragene Socken verschenken könnte."