SPOX: Herr Hollerbach, nach Ihrem Karriereende als Spieler beim Hamburger SV übernahmen Sie kurz darauf den VfL 93 Hamburg als Cheftrainer. Wie ist es dazu gekommen?
Bernd Hollerbach: Ich habe natürlich überlegt, was ich nach der Karriere machen möchte. Irgendwann habe ich mich entschieden und wollte es als Trainer versuchen. 2005 habe ich den Fußballlehrer gemacht. Marco Hölder, ein Bekannter aus der Hamburger Amateurszene, hat mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Cheftrainer beim VfL 93 zu werden. Ich habe mich dann dieses Abenteuers angenommen und wir sind im ersten Jahr auch gleich Meister geworden.
SPOX: Wie ungewohnt war es für Sie, plötzlich wieder im unterklassigen Bereich zu arbeiten?
Hollerbach: Im Amateurfußball geht es natürlich ein bisschen anders zu. Mir war und ist das im Prinzip aber egal. Die Meisterschaft mit dem VfL 93 hat mir letztendlich genauso viel Spaß gemacht wie die Meisterschaft mit den Profis des VfL Wolfsburg. Wichtig bei allem was man macht, ist doch, dass man etwas erreicht. Schafft man das, dann macht es einem immer Freude.
SPOX: Seit dieser Saison sind Sie Cheftrainer der Würzburger Kickers. Wie sehr haben Sie sich als Trainer seit der Zeit in Hamburg weiterentwickelt?
Hollerbach: Schon sehr, weil man ja stets dazu lernt. Man braucht natürlich das Fachwissen, aber wichtig ist auch die Erfahrung. Je länger man dabei ist, desto mehr Sicherheit gewinnt man im Umgang mit gewissen Situationen. Man lernt, wie es am besten gehen kann oder wie es eben nicht geht.
SPOX: Sie waren nach der Station VfL 93 auch kurze Zeit beim VfB Lübeck. Richtig los ging es für Sie aber eigentlich erst, als Sie Co-Trainer von Felix Magath wurden.
Hollerbach: Ich kannte den Felix ja schon länger, er hat mich als Spieler zum HSV geholt. Der Kontakt ist nie abgerissen. 2007 hat er mich als Cheftrainer und Manager des VfL Wolfsburg gefragt, ob ich sein Assistenztrainer werden möchte. Da habe ich mich natürlich geehrt gefühlt. Felix ist für mich nach wie vor einer der besten Trainer der Welt. Wenn man mit jemandem wie ihm arbeiten darf, lernt man eine Menge. Wir hatten eine sehr erfolgreiche und vertrauensvolle Zeit zusammen.
SPOX: Dennoch waren Sie dann ja nicht mehr Chef-, sondern Co-Trainer.
Hollerbach: Die Aufgabe in Wolfsburg blieb ja aber trotzdem reizvoll. Natürlich steht man als Cheftrainer mehr im Fokus und muss die Entscheidungen treffen. Ich wusste, wie Felix Magath tickt und ich kannte seine Einstellung. Daher hatte ich kein Problem damit, der Co-Trainer zu sein.
SPOX: Gab es während Ihrer Zeit mit Magath Optionen, auch wieder als Cheftrainer tätig zu werden?
Hollerbach: Das war nicht mein Antrieb. Für mich war immer klar: Wenn wir etwas zusammen beginnen, dann hören wir auch zusammen auf. Ich habe zudem nicht darauf gehofft, irgendwann mal sein Nachfolger zu werden. Wir hatten eine tolle Zeit miteinander, aber ich habe mich dann dazu entschieden, wieder alleine zu arbeiten und das habe ich Felix dann auch mitgeteilt. Als er von dem Projekt in Würzburg hörte, hat er mir auch dazu geraten.
SPOX: Aktuell in Würzburg schließt sich gewissermaßen der Kreis: Sie sind in der Stadt geboren, haben dort Ihre ersten Karriereschritte unternommen und sind jetzt Cheftrainer der Kickers.
Hollerbach: Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Durch ihn habe ich den Sprung ins Profigeschäft geschafft. Es war daher wirklich schön, jetzt wieder nach Hause zu kommen und diesen spannenden Job hier zu übernehmen. Ich kenne auch all die Leute noch, die hier schon vor 25 Jahren waren.
SPOX: Sie haben die Mannschaft umgekrempelt und hochkarätig verstärkt. Wie sehen Ihre Ziele aus?
Hollerbach: Wir wollen innerhalb von drei Jahren den Aufstieg in die 3. Liga schaffen. Alle in diesem Verein arbeiten zusammen, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Ich denke nicht ans Scheitern, sondern glaube an die Chance.
SPOX: Der Erfolg gibt Ihnen Recht, die Kickers sind aktuell Zweiter der Regionalliga Bayern. Dazu gab's den Sieg im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf. Als nächster Gegner wartet dort Eintracht Braunschweig. Machbar, oder?
Hollerbach: Man kann so etwas ja nicht planen (lacht). Wir spielen zwei Klassen tiefer, das darf man nicht außer Acht lassen. Gegen Düsseldorf haben wir einen Tag erwischt, an dem alles gepasst hat. Wir werden auch gegen Braunschweig wieder alles raushauen. Die Liga ist für uns wichtiger, der Rest ist Bonus.
SPOX: Und was, wenn der Aufstieg in Liga 3 doch schon früher klappt?
Hollerbach: Dann nehmen wir ihn natürlich gerne mit. Ich betone aber, dass wir im Prinzip bei null angefangen haben. Es wurde nun durch die 14 neuen und vor allem jungen Spieler das Fundament geschaffen. Da gilt es jetzt, schrittweise weiter zu bauen. Wir geben uns ja nicht aus einer Laune heraus drei Jahre Zeit.
SPOX: Wie hat sich der starke Saisonstart auf die Stimmung in der Stadt ausgewirkt?
Hollerbach: Würzburg lechzt absolut nach Fußball. Die Zuschauer sind mit Begeisterung dabei, das Projekt wird sehr gut angenommen. Schon als ich lediglich Schirmherr dieser Initiative war, habe ich gemerkt, wie hier alle heiß auf Profifußball in Würzburg sind. Die Leute sollen das also gerne weiter genießen. Uns sportlich Verantwortlichen ist aber natürlich auch immer bewusst, wie schwer es ist, dieses große Ziel zu erreichen. Aber wir geben alles. Darauf kann sich jeder Fan absolut verlassen.
Bernd Hollerbach im Steckbrief