Im kommenden Sommer wird Hajo Sommers nach 13 Jahren sein Amt als Präsident von Rot-Weiß Oberhausen niederlegen. Seit sechs Jahren befindet sich Sommers mit RWO in der Regionalliga und kämpft ums Überleben des Klubs. Im Interview äußert er sich ausführlich zu den Problemen, die ein Viertligist zu bewältigen hat.
Sommers spricht über die elenden Bundesligen, Hungerlöhne für Trainer, die Sinnlosigkeit der Regionalliga, langweilige Deutschland-Spiele, Helene Fischer und warum er seine private Meinung zum DFB nicht kundtun kann.
SPOX: Herr Sommers, Sie sind seit 2006 ehrenamtlicher Präsident von Rot-Weiß Oberhausen und stellen nebenher im Ebertbad seit 20 Jahren ein Kulturprogramm auf die Beine, bei dem Sie immer wieder auch selbst auf der Bühne stehen. Die aktuelle wird Ihre letzte Saison bei RWO. Mussten Sie als Präsident auch häufiger schauspielern?
Hajo Sommers: Das kam vor, aber eher selten. Man muss ja den Laden zusammenhalten. Ich kann nicht durch die Gegend laufen und jedem, den ich für ein Arschloch halte sagen, dass er eins ist. Das kann man schöner ausdrücken. Wäre die Summe groß genug, würde ich aber anfangen, Menschen zu lieben, die ich eigentlich hasse. Das kam nur nicht vor, weil nie jemand ankam, der so viel Kohle hatte.
SPOX: Einige Beobachter trauen dem Braten noch nicht und meinen, Sie könnten ja ohnehin nicht loslassen.
Sommers: Wenn ich Verantwortung übernommen habe, ist loslassen sicherlich nicht meine große Stärke. Ich kann unglaublich gut gehen, wenn alles in Ordnung ist oder es gar keinen Sinn mehr ergibt. Und ich kann mich sehr gut von Dingen trennen. Sie werden bei mir im Keller, in der Wohnung oder im Büro nichts finden, was ich gesammelt hätte. Ich besitze nicht einmal Urlaubsbilder aus den letzten 60 Jahren, weil ich finde, dass das belastet. Erinnerungen finden im Kopf statt, alles andere halte ich für überflüssig.
spoxSPOX: Wie sieht es denn in Sachen Nachfolger aus?
Sommers: Wir kümmern uns gerade darum, fähige Menschen für den Job zu finden. Uns ist aber durchaus bewusst, dass der Laden dann wohl anders laufen wird als jetzt, denn wir haben hier unser ganz persönliches Leben und unsere Seele drin. Wir haben es immer so gemacht, wie wir dachten, dass es gut zum Verein passen würde. Wenn bald ein Neuer kommt, hat der wohl eine ganz andere Vorstellung davon - und das finde ich persönlich überhaupt nicht schlimm.
SPOX: Würden Sie denn eingreifen, wenn Sie als Privatmann merken, dass sich etwas in die falsche Richtung entwickelt?
Sommers: Nein, Einfluss übe ich dann nicht mehr aus. Ich werde natürlich auf der Tribüne sitzen und schreien: Was ist das denn für ein Kack-Vorstand, die können ja gar nichts, alle raus! Ich werde aber nicht mehr sagen, ich mache es nochmal. Vorstand raus zu schreien ist relativ einfach und ich glaube, ich werde eine gewisse Freude daran haben - um einfach mal etwas zurückgeben zu dürfen. (lacht)
SPOX: Sie meinten bereits, dass Ihr Abschied 2019 nur von einem Investor gestoppt werden könnte, der RWO von den Altlasten des Zweitligaabstiegs 2011 befreit. Welche Lösung wäre Ihnen denn die liebste?
Sommers: Dass die Stadt hinter sich selbst und ihrem Verein steht und dann alle zusammenschmeißen, um das Loch zu stopfen.
Rot-Weiß Oberhausen: Ligenzugehörigkeit von RWO seit 1998
Zugehörigkeit | Liga |
2012-2018 | Regionalliga West |
2011-2012 | 3. Liga |
2008-2011 | 2. Bundesliga |
2007-2008 | Regionalliga Nord |
2006-2007 | Oberliga Nordrhein |
2005-2006 | Regionalliga Nord |
1998-2005 | 2. Bundesliga |
SPOX: Sie sind mit RWO auf- und abgestiegen und pendelten zwischen Liga 2 und 5. Seit sechs Jahren hängt der Verein aber in der Regionalliga fest und kämpft permanent ums Überleben. Was genau macht Ihnen daran so großen Spaß?
Sommers: Sadismus ist es nicht, sondern genau das Gegenteil. Bei all dem Scheiß, der hier jeden Tag passiert, macht der Verein einfach Spaß. Es ist der verzweifelte Versuch, den Spielbetrieb am Leben zu erhalten, eine Mannschaft aus der 4. in die 3. Liga zu führen und gleichzeitig noch unglaublich viele verschiedene Menschen unter einen Hut zu bringen - auch wenn du jedes Jahr im Dezember nicht weißt, wie du das noch bis Mai schaffen sollst. Keine Ahnung, warum das genau Spaß macht. Nach 13 Jahren nimmt der Spaß aber allmählich ab, wenn du dir ständig überlegen musst, wie du die Kohle für den laufenden Monat zusammen bekommen sollst. Wäre das alles vernünftig gedeckelt, sähe es gleich anders aus.
Sommers im Interview über die ungerechte Verteilung der Fernsehgelder
SPOX: Dass der Verein Schulden mit sich herumschleppt, ist immer noch den drei Jahren in der 2. Liga zwischen 2008 und 2011 zu verdanken?
Sommers: Klar. Wir hatten damals 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die haben wir auch ausgegeben, um weiter in der 2. Liga spielen zu können. Im nächsten Jahr dasselbe Spiel und im dritten Jahr hat es uns erwischt. Wir sind dann auf 750.000 Euro gefallen und hatten in der 3. Liga auf einmal ein großes Loch. Wir konnten erst eineinhalb Jahre später einen damals geschlossenen Handy-Vertrag über 40 Euro monatlich kündigen, weil du sonst nicht herauskommst. Das ist das genaue Gegenteil im Vergleich zu der elenden 1. und 2. Bundesliga.
SPOX: Inwiefern?
Sommers: Wenn du aus der 1. Liga absteigst, bekommst du in der 2. Liga die Kohle nachgeschoben bis zum Gehtnichtmehr. Aus einem einzigen Grund: Um ganz schnell wieder nach oben gespült zu werden. Denn wer will denn, dass der HSV in der 3. Liga spielt? Das will doch keiner bei DFB oder DFL. Wenn du ein kleiner Klub bist, der sich bis in die 2. Liga gekämpft hat, trittst du schon unter komplett verschobenen Bedingungen an. Und zwar nicht, weil du deine Sponsoren nicht zusammenkriegst, sondern weil das Fernsehgeld so aufgeteilt ist, wie es ist.
SPOX: Was sagt es denn über den deutschen Fußball aus, wenn ein Viertligaverein einen Präsidenten hat, der seine Arbeit ehrenamtlich verrichtet und sich Saison für Saison verrenken muss, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten?
Sommers: Das sagt aus, dass bereits in der 4. Liga die Strukturen bei allen Vereinen komplett unterschiedlich sind. Manche Klubs haben auch bezahlte Vorstände. Das ist auch okay so. Wir haben hier ein Nachwuchsleistungszentrum und mindestens semi-professionelle Strukturen. Das wollten wir immer aufrecht erhalten. Auch wenn so mancher Fan fragt, was die Scheiße denn soll und wieso das Geld nicht lieber in einen anständigen Stürmer gesteckt wird, um endlich wieder aufzusteigen.
SPOX: Hat der Fan damit recht?
Sommers: Natürlich. Statt ein NLZ kannst du dir eine Mannschaft hinstellen, die sofort aufsteigt. Das Problem ist: Das macht keinen Spaß und entspricht nicht der jetzigen Vorstandsmentalität. Für mich ist das hier immer noch ein Verein und ein Verein hat ab der U9 Mannschaften zu haben und zu versuchen, denen etwas beizubringen.
SPOX: Ein NLZ muss wiederum Auflagen erfüllen, die mit weiterem finanziellem Aufwand verbunden sind.
Sommers: Richtig. Wir müssen festangestellte Fußballlehrer, einen Sozialarbeiter und einen Psychologen einstellen, um NLZ bleiben zu können. Stemme das aber erst einmal in der 4. Liga. Wir geben relativ viel Geld unseres Gesamtetats von 2,6 Millionen Euro nach unten aus - aber bezahlen unseren Jugendtrainern noch immer einen Hungerlohn und verlangen auch noch von ihnen, sich weiterzubilden und ihre Scheine zu machen. Die haben da einen vogelwilden Haufen an Kindern aus acht Nationen und deren Eltern an der Backe. Da frage ich mich manchmal: Warum machen sie diese Arbeit überhaupt, wenn sie in klarem Gegensatz zu dem steht, was man in Deutschland beigebracht bekommt - nämlich Erfolg, Erfolg, Erfolg und Geld, Geld, Geld? Und das auch noch in einem Kaff wie Oberhausen für einen Sport, der beim Thema Geld ganz weit vorne ist.
SPOX: Haben Sie eine Antwort parat?
Sommers: Sie machen das aus Liebe zum Sport. Das sind Menschen, an denen sich der Rest mit der ganzen Kohle ein Beispiel nehmen und sagen müsste, dass das geändert gehört, damit diese Trainer wenigstens ihr Spritgeld wieder herausbekommen. Das will aber keiner hören und wissen, weil wir zu klein dafür sind. Gehör findet das Leistungszentrum von Bayern München. Daher habe ich riesengroßen Respekt vor den Jungs, die das bei uns hier machen.
SPOX: Die Regionalliga ist eine Liga, in der viele nicht spielen wollen und die, die dort spielen, wollen schnellstmöglich wieder heraus. Bis auf die U23-Vertretungen und ein paar andere Klubs droht vielen Vereinen regelmäßig die Pleite. Glauben Sie, der Verband nimmt es in Kauf, dass die Regionalliga immer mehr an Bedeutung verliert, weil man dort schlichtweg kaum Geld verdienen kann?
Sommers: Ja, jeder Satz stimmt davon. Meine These ist, dass es die 4. Liga nur noch deshalb gibt, damit die U23-Teams der Erst- und Zweitligisten dort spielen können und wir die Sparringspartner geben. Dabei gehören die U23-Teams in eine eigene Liga, da man sonst gegen Kader spielt, die ein Vielfaches deines Etats zur Verfügung haben. Das ist eine Unverschämtheit.
SPOX: Wie ließe sich das lösen, denn eine eigene Liga für U23-Mannschaften scheint weit entfernt?
Sommers: Man sollte uns Sparringspartnern, die sich auf die Fresse hauen lassen und sich abstrampeln müssen, einfach nur die Kohle zahlen, die einem gegen diese Zweitvertretungen verloren geht. Die BVB-Amateure würden 2000 Fans mitbringen, aber das legen sie uns aus Sicherheitsgründen immer auf 11 Uhr an einem Dienstag. Bei Köln II kommen zwei Damen mit, weil sie die Freundinnen von zwei Spielern sind - und das war's dann. Bei uns kommt da kein Mensch, weil es niemanden interessiert, wenn wir gegen die zweiten Mannschaften antreten.
Sommers über die Gründe für die Sinnlosigkeit der Regionalliga
SPOX: Erkennen Sie als Theaterschaffender denn Parallelen zwischen Ihrer Arbeit bei RWO und dem Mythos des Sisyphos, der auf der Suche nach Glück und Freiheit immer wieder dieselbe Anstrengung unternimmt und nie ans Ziel kommt?
Sommers: Darüber habe ich die letzten Jahre häufig nachgedacht. Mein Ergebnis ist: Das Schlimme am Fußball ist, dass du immer wieder neu anfängst - nicht nur jede Saison, sondern auch jedes Spiel. Und das Schöne am Fußball ist, dass du immer wieder neu anfängst. (lacht) Damit muss man nur umgehen können. Das ist ein weiteres Problem dieser Liga: Es gibt nach Oktober für mindestens zwölf Mannschaften keinen Anreiz mehr, überhaupt weiterzuspielen. Stattdessen gibst du den Rest der Saison nur noch sinnlos Geld aus. Eigentlich müsstest du als dann Acht- oder Zehntplatzierter sagen: Wir hören auf und melden uns nächste Saison wieder - weil es überhaupt keinen Sinn ergibt.
SPOX: Es geht auch nicht nur um den Aufstieg aus der Regionalliga, sondern auch um den Aufstieg in die Regionalliga. Jedes Jahr lehnen Meister der Oberligen den Aufstieg ab, weil sie die strengen Auflagen nicht erfüllen können. Was ist Ihr Vorschlag an DFB und DFL, damit sich an diesem Zustand etwas ändert?
Sommers: Zunächst einmal: Ich habe noch nie einen Fuß hinter die Tür des DFB gesetzt. Aus einem einfachen Grund: Ich habe eine private Meinung zum DFB, aber damit dürften sie mich niemals Präsident eines Viertligisten sein lassen. Dass ich Kritik äußere an bestimmten Dingen, das sollte ich als Präsi, als Typ und als Mensch tun. Meine private Meinung dazu, was beim DFB grundsätzlich abgeht, die kann ich als Präsi aber nicht sagen. Das eine wirkt sich aufs andere allerdings aus, so ehrlich muss man sein. (lacht)
SPOX: Zurück zum Verbesserungsvorschlag.
Sommers: Die wahnsinnig alberne Aufstiegsregelung muss verändert werden. Alle Meister müssen direkt aufsteigen dürfen. Für die zwei, drei Plätze dahinter gäbe es zudem noch dutzende Möglichkeiten, um die ganze Sache attraktiver zu machen - auch wirtschaftlich. Dazu müssen die realitätsfernen Auflagen weg und zwar nicht nur beim Aufstieg in die 3., sondern auch in die 4. Liga. Und: Wenn es nachweislich gut geführte Vereine gibt, die zum Beispiel eine tolle Jugendarbeit haben und nicht nur alles in die erste Mannschaft hineinbuttern, sollte das gefördert werden, damit der Verein in der neuen Liga spielberechtigt wird. Denn wenn wir in dieser Saison Erster würden, müssten wir schon jetzt dafür sorgen, die Kohle zusammenzukriegen, damit wir uns die 3. Liga überhaupt leisten können. Das geht wiederum nur mit Investoren oder Mäzenen. Hast du die nicht, siehst du kein Land.
SPOX: Sind es denn die Bundesligavereine, die alles bestimmen und die Klubs in Liga 3 und 4, aber auch alle darunter, haben kaum nennenswertes Mitspracherecht?
Sommers: Das ist nichts anderes als das Grundproblem bei der ganzen Thematik. Die Einführung der Leistungszentren war ein erster Schritt. Das hat sich nun manifestiert, selbst wir haben ja eins. Der nächste Schritt blieb aber aus. Dass unterhalb der ersten Ligen nun ein riesiges Loch kommt und das Geld für Trainer oder Bälle knapp ist, geht nicht. Man muss die nächsten Schritte nach unten gehen und nach unten nachfüttern. Und nicht nach oben - genau das tun sie aber.
SPOX: Wie meinen Sie das genau: nach unten nachfüttern?
Sommers: Fußball besteht im Augenblick noch daraus, dass Menschen gerne ins Stadion gehen. Also braucht man viele Menschen, die mit Fußball in Berührung kommen - und zwar ab ihrem sechsten Lebensjahr. Wenn man dafür unten Geld investiert, hätte man schon einen gewissen Grundstein gelegt, bis sie zehn sind. DFB und DFL haben für mich auch eine soziale Verantwortung. Dort muss man dafür sorgen, den Nachwuchs so zu füttern, dass Fußball in Deutschland flächendeckend die Möglichkeit hat, zu überleben. Ich kann mir aber nicht einmal sicher sein, ob das die Herrschaften denn überhaupt wollen.
SPOX: Wenn dies nicht erwünscht sein sollte, was wäre also die Folge in Ihren Augen?
Sommers: Dass sich die Leute nicht mehr dafür interessieren werden. Daran glaube ich ganz fest und vielleicht werde ich das mit meinen bald 60 Jahren auch noch erleben. Das merkt man doch jetzt schon, seit vier Jahren gibt es einen totalen Stimmungswandel. Deutschland-Spiele nicht mehr ausverkauft? Das hat nichts mit einer schlechten WM zu tun, sondern weil niemand mehr die langweilige Scheiße sehen will.
SPOX: Es gibt bereits jetzt eine kleine Gegenbewegung, die sich vom sogenannten modernen Fußball abwendet und lieber die Amateurligen besucht.
Sommers: Trotzdem glaube ich nicht mehr an einen großen Umschwung. Natürlich gibt es diese Ansätze, doch da stelle ich vielen die Gegenfrage: Warum seid ihr Fans eines durchkommerzialisierten Erstligisten und steht in einer riesigen Arena, wenn ihr gegen den modernen und für ehrlichen Fußball seid? Das widerspricht sich. Das kann man zwar machen, da habe ich überhaupt nichts dagegen. Eigentlich bist du doch aber Fan deines lokalen Vereins und wäre man ganz genau, müsste das der Stadtteil- und nicht der Ortsverein sein. Auch wenn du nach Berlin-Kreuzberg ziehst, müsstest du dann Fan eines Kreuzberger Teams sein.
SPOX: Was den Fans missfällt, ist hinlänglich dokumentiert und bekannt. Über welches Thema können Sie sich besonders aufregen?
Sommers: Was ich, gerade auch für den deutschen Fußball, vollkommen pervers finde: dass du als kleiner Verein nur dann richtig Geld machst, wenn du Spieler ins Ausland verkaufst. Ich habe das in den letzten zwölf Jahren so häufig erlebt, weil das zu einem Geschäftsmodell geworden ist und damit richtig Kohle verdient wird: Du verkaufst einen Spieler nach Istanbul, damit der da irgendwo in der 3. Liga kickt. Wechselt er weiter ins Ausland, partizipierst du daran und kannst viel Geld verdienen. Wieso verdiene ich denn aber kein Geld, wenn ich einen Spieler von der U15 bis zur U19 ausbilde und ihn dann innerhalb Deutschlands verkaufe?
Sommers im Interview über Helene Fischer, Chinas U20 und zu viele Kippen
SPOX: Was denkt man denn bei einem Verein wie RWO, wenn verlautbart wird, dass auf einmal Helene Fischer beim DFB-Pokalfinale singt?
Sommers: Diese Nummer habe ich nur für ein Zeitproblem gehalten. Das kam fünf oder zehn Jahre zu früh, aber das wird irgendwann gehen. Helene Fischer zu nehmen, zeigt, dass man beim DFB nicht aufgepasst hat, wo die meisten Fußballfans musikalisch liegen. Hätte man da jetzt DJ Ötzi oder irgendeinen Mallorca-Vogel hingesetzt, hätte sich schon die Hälfte nicht mehr beschwert - auch wenn es musikalisch gesehen natürlich dieselbe Grütze gewesen wäre. Aber du kannst halt im VIP-Raum besser mit einem Sektchen in der Hand neben Helene Fischer stehen, als neben DJ Ötzi.
SPOX: Was Sie als Viertligist zumindest indirekt betroffen hat: Die Spielerlaubnis für die chinesische U20-Olympiaauswahl in der Regionalliga Südwest. Das Projekt scheiterte krachend. Zu Recht?
Sommers: Die Grundidee, einen Sparringspartner einzusetzen, halte ich für machbar - auch eine chinesische U20. So muss man sich an einem spielfreien Wochenende schon keinen anderen Gegner suchen. Eine Unverschämtheit sind die 15.000 Euro, die man den Vereinen dafür gezahlt hat. Man spielt ja eh gefühlt jedes zweite Wochenende gegen eine U23-Mannschaft. Ob dann noch eine chinesische Truppe dazukommt, ist doch auch scheißegal. Auch das will keiner sehen, aber dann sollen sie es wenigstens vernünftig bezahlen und 40.000 locker machen. Damit könnte man nämlich in seiner Jugendarbeit vorankommen oder sich sogar noch einen richtigen Spieler leisten. Zudem gehört so eine Geschichte natürlich vorher kommuniziert und nicht als Fakt verkauft nach dem Motto: Wir machen das jetzt und fertig.
SPOX: Herr Sommers, zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie sagten mal, dass man immer am Rande eines Nervenzusammenbruchs wandelt, wenn man für einen Klub wie RWO verantwortlich ist. Wie haben Sie die Jahre denn eigentlich gesundheitlich weggesteckt?
Sommers: Ich trinke viel Bier und rauche zu viel, bei RWO qualme ich noch mehr als beim Theater. Bis jetzt geht's noch, sagt der Arzt. Ich sähe zu meinem 60. Geburtstag aber wesentlich besser aus, wenn ich mir den Scheiß hier nicht angetan hätte. (lacht)