SPOX: Stefan Wessels, Sie waren bestimmt genau so überrascht wie wir, dass unsere User eine Online-Petition für Sie gestartet haben.
Stefan Wessels: Absolut. Ich war am Anfang total baff, das ist wirklich eine tolle Sache. Vor allem, weil es eine reine Fanaktion ist. Wenn sich jemand für einen einsetzt und sogar gleich eine Petition startet, die über 20.000-mal geklickt wird, ist das wirklich ganz große Klasse.
SPOX: Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?
Wessels: Anfang letzter Woche hatte ich eine Email von User E_Cantona im Postfach. Er hat mich um die Erlaubnis gebeten, ob er das machen dürfe. Na klar durfte er! Und dann habe ich mir das angeschaut und war total überrascht, wie viele Kommentare da schon drunter waren. Vielleicht ist das ja wirklich das kleine Mosaiksteinchen, das noch fehlt, damit ich bald wieder einen Verein habe.
SPOX: Wie war Ihre erste Reaktion darauf?
Wessels: Ich war total überrascht und konnte es im ersten Moment gar nicht einordnen. Ich wüsste auch nicht, dass es so was schon mal in irgendeiner Art gegeben hätte. Umso schöner wäre es, wenn's am Ende auch erfolgreich ist. Die überlegen ja jetzt sogar, das ganze international auszuweiten und Leute im Ausland drauf aufmerksam zu machen...
SPOX: Waren Sie nicht skeptisch?
Wessels: In meiner Situation kommen viele Leute an und tun so, als ob sie die allertollste Idee haben. Im Endeffekt wollen sie aber irgendwas von dir. Deswegen habe ich eine gesunde Grundskepsis. Aber diese Idee ist klasse. Ich freue mich sehr drüber, dass die Leute mich offensichtlich noch nicht vergessen haben.
SPOX: Sie haben sich es ja dann nicht nehmen lassen, sich selbst anzumelden und den Usern Ihren Dank auszurichten.
Wessels: Für mich war es selbstverständlich, dass ich mich auch bei mySPOX angemeldet und den Leuten für ihre Ideen und ihr Engagement gedankt habe.
SPOX: Wie ist denn der Stand - hat die Aktion schon was gebracht?
Wessels: Es gab in den letzten Wochen zwei, drei Sachen, bei denen es leider nicht geklappt hat. Ich denke in Deutschland weiß mittlerweile jeder, dass ich einen Verein suche. Aber der Markt ist dicht, und es ist auch klar, dass man nicht künstlich irgendwelche Stellen schaffen kann.
SPOX: Es gibt wirklich keinen Verein in Deutschland, der Ihre Hilfe gebrauchen kann?
Wessels: Anscheinend nicht. Wenn man jetzt nur mal die Bundesliga nimmt: Im Winter hat Ralf Fährmann in Frankfurt unterschrieben und die Aufsteiger haben ein bisschen was gemacht. Sonst ist seit Anfang des Jahres rein gar nichts passiert. Und in der Zweiten Liga hat man gesehen, dass Gerhard Tremmel und Markus Miller eigentlich weg wollten, am Ende aber doch bei ihren Vereinen geblieben sind. Es ist einfach schwierig für Torhüter.
SPOX: Auch für einen Mann, der zehn Champions-League-Spiele vorzuweisen hat?
Wessels: Naja, die Vereine gehen ja nicht einfach auf einen Torhüter zu und sagen: 'Du bist ein guter Mann, mach mit bei uns!' Man muss erstmal Bedarf haben und alle Vereine haben schon drei oder vier Keeper im Kader. Wäre ich Mittelfeldspieler, wäre das was anderes, da geht immer noch mal einer mehr.
SPOX: In wie weit ist ihr Image nach der verkorksten Saison in Osnabrück ein Problem? Dort wurden Sie kurz vor Ende der Saison zur Nummer zwei degradiert und Osnabrück stieg ab.
Wessels: Naja, wenn man die letzte Saison und speziell das Saisonende nur auf dem Papier sieht, sieht das auf den ersten Blick natürlich schlecht aus. Da muss man natürlich erstmal hinterfragen, wie es dazu kam.
SPOX: Auf dem Papier steht also: Zweitliga-Torwart, rausgenommen, abgestiegen...
Wessels: Genau. Und das liest sich dann nicht so rosig. Ist ja auch klar, wenn man die Zweite Liga nicht so genau verfolgt hat, fragt man sich, was da schief gelaufen ist. Sogar Freunde von mir kamen und meinten: 'Du nur noch auf der Bank? Was ist das denn?' Wenn man aber die Hintergründe kennt, stellt sich die ganze Sache anders dar. Ich habe gute und konstante Leistungen gebracht, man muss sich ja nur meine letzten Spiele anschauen.
SPOX: Hintergründe?
Wessels: Da will ich nicht drüber sprechen, weil das dann Nachgetreten wäre. Ich habe mit dem Thema abgeschlossen und möchte mich auf das konzentrieren, was jetzt vor mir liegt. Aber sagen wir es so: In Cottbus werde ich wahrscheinlich so schnell wohl nicht arbeiten (lacht).
SPOX: Sie haben sich ja im VDV-Trainingscamp fit gehalten. Ist das das einzige, was man tun kann, wenn man vereinslos ist?
Wessels: Für mich ist extrem wichtig, dass ich fit bin. Denn wenn morgen ein Verein kommt, kann ich sofort einsteigen, weil ich voll im Training stehe und durch die Spiele im VDV-Trainingscamp gegen Teams wie Köln II, Essen II oder Schalke II auch Spielpraxis habe. Super war für mich auch das Spiel mit Oliver Pochers McFit-Elf gegen den FC Bayern - das ja eigentlich ein totales Witzspiel war - weil ich da der breiten Öffentlichkeit zeigen konnte, dass ich immer noch absolute Höchstleistung bringen kann.
SPOX: Und wie genau macht Ihr Management auf Sie aufmerksam?
Wessels: Als in Osnabrück Schluss war, habe ich erstmal mit meinem Berater die Situation analysiert und dann hat er die Vereine angesprochen, wo was gehen könnte. Nur ging bisher leider noch nichts.
SPOX: Sie haben also keine horrenden Gehaltsforderungen oder dergleichen.
Wessels: (lacht) Nein, ganz bestimmt nicht. In Deutschland ist bisher noch gar nichts so konkret geworden. Es muss natürlich vom Gesamtpaket stimmen. Ich habe eine Familie, auch die muss natürlich überzeugt sein. Deswegen hat sich zum Beispiel auch eine Sache in Griechenland zerschlagen.
SPOX: Michael Owens Management hat ja, als er mit Newcastle abstieg, eine ganze Info-Mappe über ihn erstellt, an alle Premier-League-Klubs geschickt, und ist letzten Endes bei Manchester United gelandet. Haben Sie auch so eine Mappe?
Wessels: (lacht) Nein, eine solche Mappe wie Michael Owen habe ich nicht. Mein Berater hat zahlreiche Spiele von mir auf DVD, da kann sich jeder interessierte Verein oder Trainer ein gutes Bild von mir machen. ich denke jedoch, dass speziell die Vereine in Deutschland um meine Qualitäten wissen.
SPOX: Andere Frage: Kann es sein, dass wir Sie am Samstag beim Spiel Hamburg gegen Stuttgart im Spielertunnel gesehen haben?
Wessels: Ja, ich war in Hamburg.
SPOX: Wie das?
Wessels: Ich war bei "Liga total" als Experte eingeladen. Das hatte nichts mit dem HSV zu tun.
SPOX: Die hatten vor der Saison aber auch mal angedacht, einen Keeper als Back-up für Frank Rost zu holen...
Wessels: Tja. Scheinbar denken sie jetzt anders.
SPOX: Wann rechnen Sie denn mit dem entscheidenden Anruf? Und sagen Sie jetzt nicht: 'Im Fußball ist immer alles möglich.'
Wessels: (grinst) Der Spruch stimmt natürlich! Aber letzten Endes bin ich davon abhängig, dass irgendwo was passiert. Mainz und Frankfurt waren unlängst Beispiele dafür. Aber es ist so, wie es ist. Ich bin jedenfalls zuversichtlich und von mir überzeugt.
Stefan Wessels im Steckbrief