Die 70.000 Zuschauer in der erneut ausverkauften Allianz Arena sahen bereits in der 8. Minute den ersten Treffer, als Nacer Chadli die Führung für die Spurs erzielte.
Die Italiener, die gegenüber der Niederlage gegen die Bayern personell komplett durchwechselten, hatten ihre beste Chance durch einen Kopfball von Carlos Bacca (64.). Wenig später sorgte dann aber Tom Carroll mit dem 2:0 für die Vorentscheidung (71.).
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Milan-Trainer Sinisa Mihajlovic würfelt seine Anfangsformation im Vergleich zum 0:3 gegen Bayern durch. Elf neue Spieler beginnen im 4-4-2-System mit Raute, wobei Kapitän Riccardo Montolivo den zentralen Part im Mittelfeld einnimmt und Alessandro Matri gemeinsam mit Alessio Cerci die Doppelspitze bildet.
Mauricio Pochettino lässt mit Lamela und Dier bei seinen Spurs immerhin zwei der Akteure, die schon beim 0:2 gegen Real Madrid von Beginn an auf dem Platz standen, in seiner Startelf. Die Formation ist erneut ein 4-2-3-1, diesmal mit Lamela als falscher Neun und dem 18-jährigen Josh Onomah in der offensiven Dreierreihe. Superstar Kane fehlt im Kader.
4.: Chadli setzt das erste Ausrufezeichen. Sein Freistoß aus knapp 25 Metern rauscht einen Meter am Kasten der Italiener vorbei.
8., 1:0, Chadli: Chadli wird von Calabria nur halbherzig angegangen, zieht leicht an seinem Gegenspieler vorbei und schlenzt die Kugel mit dem linken Fuß aus 20 Metern genau ins Eck. Keine Chance für Abbiati.
15.: Milan nähert sich erstmals einem Torerfolg. Matri behauptet einen langen Ball und verarbeitet ihn vorbildlich. Der anschließende Lupfer über Tottenham-Keeper McGee landet aber nur auf dem Netz.
25.: Wieder wird Matri gefährlich. Einen Chip von Abate nimmt Milans Nummer 21 von Höhe des Elfmeterpunkts aus der Drehung, der Abschluss ist aber zu unplatziert.
33.: Lamela steckt wunderbar durch auf Carroll, der Alex davonläuft. Aus halblinker Position im Strafraum will der 22-jährige Engländer die Kugel flach ins lange Eck legen. Abbiati ist aber rechtzeitig unten und klärt in höchster Not zur Ecke.
39.: Nun funktioniert Milans Pressing mal. Suso luchst Dier den Ball ab, vernascht dann zweitere Spurs-Akteure auf engstem Raum. Der anschließende Abschluss des Spaniers aus gut 20 Metern ist zwar schön anzuschauen, letztlich aber leichte Beute für McGee.
57.: Die Spurs dürfen in Milans Hälfte ungestört kombinieren, zwangsläufig kommt irgendwann das Anspiel in die Tiefe auf Lamela. Der Argentinier kann von der Sechzehnergrenze abziehen, Paletta grätscht allerdings im letzten Moment dazwischen und entschärft.
64.: Auch Milan kann noch offensiv: Abate spielt auf rechts seine Schnelligkeit und schlägt die Kugel an den Fünfmeterraum. Dort kommt der soeben eingewechselte Bacca zum Kopfball, zielt aber einen guten Meter zu ungenau.
71., 2:0, Carroll: Die vorzeitige Entscheidung zugunsten der Spurs. Nach wunderbarem Anspiel von Trippier durch die Schnittstelle der Abwehr hat Carroll im Sechzehner viel Platz - und nutzt ihn für einen überlegten Schlenzer mit links ins lange Eck.
85.: Ely sorgt noch einmal für ein Raunen. Einen abgewehrten Eckball nimmt der Innenverteidiger aus 16 Metern volles Risiko und zwingt Lloris damit zu einer Parade. Der Schuss war allerdings zu mittig angesetzt.
Fazit: Tottenham hatte von Beginn an leichte Vorteile, während es im Spiel von Milan noch deutlich an Struktur mangelte. Nur phasenweise kamen die Italiener besser in Fahrt, müssen sich letztlich aber vollkommen zurecht geschlagen geben.
Der Star des Spiels: Nacer Chadli. Früh setzte er mit einem gefährlichen Freistoß das erste Zeichen. In der ersten halben Stunde war der Belgier dann nicht nur aufgrund seines sehenswerten Führungstores überragend. Viel Ballgefühl, viele Ideen, viel Spielfreude - guter Auftritt, auch wenn er nach der Pause weniger auffällig war und nach 55 Minuten vom Feld musste.
Der Flop des Spiels: Davide Calabria. Vor dem Gegentor viel zu zögerlich im Zweikampf mit Chadli, ließ der junge Linksverteidiger auch ansonsten auf seiner Seite regelmäßig große Lücken. Dass ihm Spurs-Akteure im Rücken weg liefen, war keine Seltenheit, nach vorne fehlten von ihm jegliche Akzente. Darüber hinaus mit den meisten Ballverlusten (18) bei Milan.
Der Schiedsrichter: Robert Hartmann. Fehlerfrei, dazu mit ruhiger und klarer Ansprache. Eine saubere Leistung von Hartmann, der allerdings auch ein dankbares Spiel erwischte. Lediglich einmal, als Onomah etwas zu ungestüm mit Abbiati zusammenprallte, musste er schlichten.
Das fiel auf:
- Tottenhams Offensiv-Quartett aus Lamela, Onomah, Chadli und Carroll agierte enorm variabel, tauschte die Positionen fließend. So rissen die Spurs bei Angriffsversuchen regelmäßig große Lücken in Milans Defensive.
- Im Defensivverhalten probierten beide Teams ein sehr hohes Pressing aufzuziehen, sprich den Spielaufbau des Gegners früh zu stören. Tottenham gelingt dies jedoch deutlich besser, bei Milan hapert es merklich an der Raumaufteilung.
- Auch defensiv offenbart Milan einige Mängel. Viel zu häufig haben Lamela und Co. Mitte der Mailänder Hälfte alle Zeit der Welt, können sich seelenruhig drehen und den Ball ins Angriffsdrittel treiben.
- Die Rollenverteilung bei Milans Sturmduo war eindeutig. Matri nahm den lauernden Part im Strafraum ein, Cerci rochiert unermüdlich, versuchte sich über die Seiten in Szene zu setzen. Allzu viel gelingen wollte ihm aber nicht.
Tottenham - AC Milan: Daten zum Spiel