"Ich will bei Werder Spuren hinterlassen"

Von Interview: Daniel Börlein
Naldo (l.) und Özil (M.) sind Schlüsselspieler im UEFA-Cup-Finale, Diego fehlt gesperrt
© Getty

Im UEFA-Cup-Finale gegen Schachtjor Donezk (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) muss Werder Bremen auf Per Mertesacker verzichten. Deshalb kommt es noch mehr auf seinen etatmäßigen Nebenmann Naldo an.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

EXKLUSIV Doch davor hat der Brasilianer keine Angst. Der 26-Jährige ist seit seinem Wechsel von Juventude 2005 absoluter Leistungsträger bei Werder.

Im Interview mit SPOX spricht Naldo über die Ausfälle von Mertesacker und Diego, die Brasilianer von Donezk und den Traum, mit dem Pokal ins Bett zu gehen.

Zur Teamvorstellung von Schachtjor Donezk

SPOX: Sie waren in den letzten Spielen verletzt. Reicht es bis zum Spiel heute Abend?

Naldo: Es war zum Glück keine Schambeinentzündung, sondern nur ein kleiner Muskelfaserriss im Adduktorenbereich. Ich denke, dass ich bis zum Spielbeginn rechtzeitig fit werde.

SPOX: Und wenn nicht? Lassen Sie sich fit spritzen - auch auf die Gefahr hin, dann womöglich das DFB-Pokal-Endspiel zu verpassen?

Naldo: Ich kann meiner Mannschaft nur helfen, wenn ich hundertprozentig fit bin. Wenn nicht, dann hätte es auch keinen Sinn.

SPOX: Beim Gegner spielen jede Menge Brasilianer. Sie kenne einige davon auch sehr gut. Helfen Sie Trainer Thomas Schaaf mit Ihrem Wissen bei der Vorbereitung auf das Spiel?

Naldo: Ich kenne die Spieler nicht persönlich, aber ich kenne ihre Spielweise. Ich habe mit dem Trainer schon darüber gesprochen.

SPOX: Und wie ist deren Spielweise?

Naldo: Jadson ist ein super Freistoßschütze, aber nicht so schnell auf den Beinen unterwegs. Fernandinho schon eher.

SPOX: Fernandinho scheint der gefährlichste Brasilianer zu sein. Können Sie uns etwas über ihn erzählen?

Naldo: Fernandinho ist ein super Techniker, sehr schnell und ungemein wendig. Er wiegt kaum etwas und ist dadurch federleicht in seinen Dribblings. Wenn wir ihm zu viel Raum lassen, haben wir ein großes Problem. Vor ihm müssen wir uns wohl am meisten in Acht nehmen.

SPOX: Wie sind diese Spieler - Fernandinho, Ilsinho, Jadson - in Ihrer Heimat Brasilien einzuordnen. Stehen sie dort stark im Fokus, kennt man die überhaupt?

Naldo: Sie sind schon große Namen in Brasilien. Ilsinho war in Sao Paulo, die anderen beiden in Paranaense. Dort waren sie große Stars, bevor sie ins Ausland gegangen sind.

SPOX: In die Ukraine, zu Schachtjor Donezk. Den Klub nennt man auch Brasilien B, Brasiliens zweite Mannschaft. Klingt das ein wenig abwertend?

Naldo: Man kann sie im positiven Sinne durchaus so nennen. Weil sie teilweise eben wirklich spielen wie eine brasilianische Mannschaft.

SPOX: Diego wird in Istanbul fehlen und sehr wahrscheinlich wird er auch in der kommenden Saison nicht mehr dabei sein. Wie sehr schmerzt Sie der Weggang Ihres Landsmanns?

Naldo: Im Finale schmerzt er am meisten. Er hat alle Spiele mitgemacht und uns erst dahin gebracht, wo wir jetzt stehen. Und allgemein: Einen Spieler mit solchen Qualitäten zu verlieren, tut immer weh. Aber wenn er gehen will, dann wünschen wir ihm alles Gute. Er hat sehr viel geleistet für Werder Bremen, das sollte man bedenken. Und wir werden ihn ersetzen können. Schauen Sie sich nur Mesut Özil an, der schon oft gezeigt hat, dass er die Lücke ausfüllen kann.

Mesut Özil soll Diego ersetzen

SPOX: In den letzten Spielen ist die Mannschaft im Mittelfeld mit einer Doppel-Sechs aufgelaufen, ohne die übliche Raute. Ist das das beste System ohne Diego?

Naldo: Thomas Schaaf ist ein super Trainer, er hat sehr viele Taktiken im Kopf. Mal schauen, was er sich ausdenkt. Als Trainer muss man eben auch auf andere Umstände reagieren können. Und wir als Mannschaft haben gezeigt, dass wir damit umgehen können.

SPOX: Erleichtert die etwas defensivere Ausrichtung auch Ihre Arbeit - zumal mit Per Mertesacker Ihr gewohnter Nebenmann verletzt fehlen wird?

Naldo: Es gibt mit zwei Sechsern mehr Absicherung und damit auch mehr Sicherheit. Aber ob der Trainer deshalb wieder darauf zurückgreifen wird? Mal sehen...

SPOX: Im Winter sah es nicht so rosig aus für Werder. Ist es nicht eine eigenartige Konstellation, dass diese ehemals verkorkste Saison nun eine der besten der Vereinsgeschichte werden könnte?

Naldo: Es ist in der Tat sehr merkwürdig, wie das alles gelaufen ist. In der Bundesliga haben wir diese Saison enttäuscht, das muss man so sagen. Aber auch in den Pokalwettbewerben haben wir noch nichts gewonnen. Also gilt es, hochkonzentriert zu bleiben.

SPOX: Welche Erfahrungen hatten Sie eigentlich schon mit Istanbul?

Naldo: Ich kenne die Stadt nicht. Ich hoffe aber sehr, dass sie uns Glück bringt und dass wir sie als Champions kennenlernen werden.

SPOX: Wenn Sie Champions werden sollten, was machen Sie dann mit dem Pokal? Viele nehmen ihn ja mit ins Bett...

Naldo: Oh ja, ich würde ihn liebend gerne mit nach Hause nehmen. Aber ich fürchte, das wird nicht gehen. Also würde ich mich mit Fotos trösten müssen. Aber noch sind wir lange nicht so weit.

SPOX: Es wird Ihr erstes Finale mit Werder Bremen. Wie wichtig ist Ihnen dieses Spiel, auch im Hinblick auf Ihre persönliche Karriere?

Naldo: Man will in dem Verein, in dem man spielt, natürlich auch Spuren hinterlassen - in Form von Titeln. Insofern ist es ein ungemein wichtiges Spiel. Auch für mich persönlich. Ich habe bisher noch keinen Titel gewonnen und will zusammen mit meinen Teamkollegen in die Geschichte von Werder Bremen eingehen.

SPOX: Wäre ein Titel auch wichtig, um in der Selecao für Aufsehen zu sorgen?

Naldo: Das Finale wird weltweit verfolgt und unter den Zuschauern werden auch die Verantwortlichen der Nationalmannschaft sein. Also will man natürlich auch Zeichen setzen und auf sich aufmerksam machen. Aber das ist absolut zweitrangig, es zählt nur der Titel.

SPOX: Es ist ein besonderes Spiel. Bereiten Sie sich dementsprechend auch besonders darauf vor?

Naldo: Es ist mein Traum, endlich einen Titel zu gewinnen. Aber deshalb werde ich jetzt nicht irgendwelche neuen verrückten Dinge tun. Es wird in den letzten Stunden alles ganz normal ablaufen, so wie immer. Und dann geht es auf den Platz, dann wird gespielt.

Werder Bremens Naldo im Steckbrief