Der Confederations Cup steht vor der Tür (Sa., 21 Uhr im LIVE-TICKER): Rekordsieger Brasilien will seinen Confed-Cup-Komplex überwinden, Italien hat ein Twitter-Problem, Japan sollte sich umbenennen und in Mexiko fehlen die Erbsen. Die Teams der Gruppe A.
Gruppe A
Brasilien
Gut eine Woche vor dem Eröffnungsspiel des Confederations Cup 2013 gegen Japan (15.6.) hat Rekordweltmeister-Brasilien für ein erstes Ausrufezeichen unter dem neuen alten Trainer Luiz Felipe Scolari gesorgt. Mit 3:0 besiegte die Selecao ihren Angstgegner Frankreich.
Daneben gab es jedoch nur wenig Überzeugendes zu sehen. Lediglich gegen Bolivien gelang ein Sieg. Neben einer Niederlage gegen England Anfang des Jahres gab es vier Unentschieden, Zauberfußball war sehr selten zu sehen.
Der Rucksack, den Brasilien seit der Vergabe der WM mit sich herumschleppt, ist nicht kleiner geworden. Auch beim Confederations Cup erwarten Fans und Verantwortliche nicht weniger als den Turniersieg von der Mannschaft um Superstar Neymar. Es wäre der insgesamt dritte Gewinn der WM-Generalprobe und gleichzeitig vermutlich das Todesurteil für die Ambitionen bei der Heim-WM 2014.
Bisher konnte Brasilien nämlich noch nie den Weltmeistertitel gewinnen, wenn die Mannschaft im Jahr zuvor den Confederations Cup holte. So war es 1998, als die Selecao das WM-Finale gegen Frankreich 0:3 verlor, nachdem man mit einem 6:0 gegen Australien den ersten Confederations-Cup-Sieg gefeiert hatte. So war es auch 2006 und 2010, als man jeweils im Viertelfinale der WM die Segel streichen musste.
Ein ähnliches Szenario wäre für Brasilien bei der WM im eigenen Land katastrophal. Gleichzeitig wäre aber ein gutes Abschneiden bei der Generalprobe Balsam für die Seele der Brasilianer.
Am Kader wurde in den vergangenen Monaten kräftig experimentiert. Bei seinem Versuch, eine gute Mischung aus Alt und Jung, aus Zauber und Arbeit zu finden, scheint Scolari inzwischen seine erste Elf gefunden zu haben.
Auffällig ist dabei die Dominanz der Europa-Legionäre auf den defensiven Positionen: Luiz Gustavo (Bayern München) hat sich neben Paulinho als defensiver Abräumer etabliert. Dahinter bilden Dani Alves (FC Barcelona), Thiago Silva (Paris Saint-Germain), David Luiz (Chelsea FC) und Marcelo (Real Madrid) vermutlich die Viererkette.
Vorne sollen Superstar Neymar (noch FC Santos, dann FC Barcelona), Fred (Fluminense FC), Hulk (Zenit St. Petersburg) und Oscar (Chelsea FC) für die nötigen Tore sorgen.
Schlüsselspieler: Neymar (FC Barcelona), Thiago Silva (Paris Saint-Germain), Fred (Fluminense FC), Luiz Gustavo (Bayern München)
Brasiliens Kader im Überblick
Prognose: Viel wird für die Selecao davon abhängen, ob es gelingt die richtige Balance zwischen offensivem Zauber und defensiver Disziplin zu finden. Der Heimvorteil ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, sodass es auf jeden Fall zum Finale reichen sollte. Dort entscheiden dann Kleinigkeiten und, wie die relativ junge Mannschaft mit den hohen Erwartungen zurechtkommt.
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Seite 2: Japan - Wir sind Bundesliga!
Seite 3: Mexiko - Erbsen, wir brauchen Erbsen!
Seite 4: Italien - Immer wieder Balotelli
Japan
Bei einem Blick auf Japans Kader könnte das Motto durchaus "Wir sind Bundesliga!" lauten. Mit Shinji Okazaki, Gotoku Sakai (beide VfB Stuttgart), Kapitän Makoto Hasebe (VfL Wolfsburg), Hajime Hosogai (Hertha BSC), Atsuto Uchida (Schalke 04), Hiroki Sakai (Hannover 96), Hiroshi Kiyotake (1. FC Nürnberg) und Takashi Inui (Eintracht Frankfurt) stehen gleich acht Akteure, die in Deutschland ihr Geld verdienen, im Kader von Trainer Alberto Zaccheroni.
Der Asienmeister von 2011 qualifizierte sich als erstes Team neben Gastgeber Brasilien für die Weltmeisterschaft 2014. Nach dem Last-Minute-Tor zum 1:1 von Keisuke Honda gegen den härtesten Konkurrenten Australien ist Japan das Ticket nicht mehr zu nehmen. Der Routinier erwies sich damit einmal mehr als die Lebensversicherung der Japaner.
Wirklich überzeugen konnte Nippon jedoch nur beim 6:0-Sieg gegen Jordanien vor ziemlich genau einem Jahr. Neben zwei Unentschieden gegen Australien gab es knappe Siege gegen den Irak und Oman. Im Rückspiel musste man sich Jordanien sogar 1:2 geschlagen geben und hätte die WM-Teilnahme so beinahe noch verspielt.
Auch der Ex-Dortmunder Shinji Kagawa konnte in der Nationalmannschaft in den letzten Spielen nicht an die Leistungen der Bundesliga anknüpfen. Fast scheint es, als hätte der Japaner seine spielerische Leichtigkeit in Deutschland gelassen.
Bei ihrer letzten Teilnahme am Confederations Cup 2005 schlugen sich die Japaner durchaus achtbar. In einer Gruppe mit Brasilien, Mexiko und Griechenland verpasste die Mannschaft mit vier Punkten nur denkbar knapp das Halbfinale.
Schlüsselspieler: Keisuke Honda (ZSKA Moskau), Shinji Kagawa (Manchester United), Yasuhito Endo (Gamba Osaka), Hiroshi Kiyotake (1. FC Nürnberg)
Japans Kader im Überblick
Prognose: Japan wird es schwer haben, die Gruppenphase zu überstehen. Brasilien und Italien sind Trainer Zaccheronis Mannschaft in Normalform überlegen. Auch Mexiko ist den Japanern einen Tick voraus. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen jedoch, dass Japan durchaus für die eine oder andere Überraschung sorgen kann.
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Mexiko
Während sich die meisten Fußballer rund um den Globus in den kommenden Wochen auf die faule Haut legen und sich von den Strapazen einer langen Saison erholen können, ist für die mexikanischen Nationalspieler noch lange nicht Schluss.
Nicht nur, dass die Mexikaner am 16. Juni in den Confederations Cup starten, bereits einen knappen Monat später beginnt mit dem Gold Cup das nächste große Turnier für "El Tri".
In der WM-Qualifikation stehen die Mexikaner in der vierten Runde und sind als einziges Team in Nord- und Mittelamerika nach fünf Spielen noch ungeschlagen. In der vorigen Qualifikationsphase setzte sich die Mannschaft mit einer komplett weißen Weste gegen die Fußball-Leichtgewichte aus Guyana, El Salvador und Costa Rica durch.
Den Confederations Cup konnte Mexiko bereits einmal gewinnen: 1999 setzte man sich im Finale in der Heimat mit 4:3 gegen Brasilien durch. Überhaupt hat Mexiko eine erstaunlich gute Bilanz gegen die Brasilianer. 1996 und 2003 besiegten sie die Selecao jeweils im Finale des Gold Cups.
Im Olympia-Finale 2012 triumphierte ebenfalls Mexiko und das obwohl auf Seiten der Brasilianer einige aktuelle Nationalspieler wie Neymar, Hulk oder Oscar aufliefen. "Traditionell spielt unsere Mannschaft gegen die großen Gegner am besten. Vor allem gegen Brasilien", sagte der damalige Trainer Luis Fernando Tena.
Doch auch in Mexiko ist nicht alles Gold, was glänzt: Man steht zwar punktgleich mit Costa Rica und den USA an der Spitze der Qualifikations-Gruppe und ist im Jahr 2013 noch ungeschlagen. Allerdings konnte man bisher auch nur ein Spiel gewinnen.
Dem Sieg gegen Jamaika stehen in der Qualifikation vier Unentschieden gegenüber, sodass der Weg zur WM keinesfalls ein Selbstläufer ist. Auch in den Testspielen gegen Dänemark (1:1), Peru (0:0) und Nigeria (2:2) gelang zuletzt kein Sieg.
Das größte Problem der Mexikaner: Neben Javier Hernandez (Manchester United, 33 Länderspiele, 23 Tore) hat die Mannschaft keinen Vollstrecker von internationalem Format in ihren Reihen. Zu abhängig ist man derzeit von der "kleinen Erbse" Chicharito.
In der Qualifikation traf er bereits fünf Mal. Es bleibt abzuwarten, wie sich Mexiko mit seinen zahlreichen Nachwuchs-Hoffnungen auf der großen Bühne schlägt.
Schlüsselspieler: Javier Hernandez (Manchester United), Giovani dos Santos (RCD Mallorca), Carlos Salcido (UANL Tigres), Hector Moreno (Espanyol Barcelona)
Mexikos Kader im Überblick
Prognose: Mexiko schaffte es seit 1994 fünf Mal in Folge ins Achtelfinale der WM. Die Mannschaft von Trainer Jose Manuel de la Torre ist also selbst in dieser starken Gruppe kein Außenseiter. Speziell gegen Brasilien wächst "El Tri" regelmäßig über sich hinaus. Auch wenn es für den ganz großen Wurf vermutlich nicht reichen wird: Mexiko kann das Halbfinale erreichen.
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Italien
Italien hat bei seiner zweiten Confederations-Cup-Teilnahme einiges gutzumachen. 2009 schied man in Südafrika blamabel in einer Vorrunden-Gruppe mit Brasilien (0:3), Ägypten (3:1) und den USA (0:1) aus.
Auch in diesem Jahr stehen die Zeichen nicht unbedingt auf Triumph. Der Finalist der Euro 2012 steht in der Qualifikations-Gruppe B zwar mit 14 Punkten unangefochten an der Spitze. Spielerisch hat man aber fast traditionell noch viel Luft nach oben.
Dazu kommt, dass Teilzeit-Skandalnudel Mario Balotelli (AC Milan) mit seinem völlig unnötigen Platzverweis gegen Tschechien wieder einmal die Schlagzeilen in Italien beherrscht. Balotelli hatte die Fans nach erneuten Pfiffen gegen ihn nach dem Spiel auf Twitter dazu aufgefordert, beim Confederations Cup doch einfach eine andere Mannschaft anzufeuern.
Nationaltrainer Cesare Prandelli war darüber natürlich wenig begeistert: "Mario muss lernen, dass er nicht immer aus dem Bauch heraus reagieren kann, wir verlangen von ihm, dass er den Fußballer und nicht den Star gibt."
Torwart Gianluigi Buffon rettete die Italiener mit zahlreichen Paraden vor einer Niederlage und stellte sich am nächsten Tag auch vor seinen Teamkollegen: "Zwei Gelbe Karten stellen seine Entwicklung nicht infrage", so Buffon.
Auf den Confederations Cup hat Balotellis Dummheit keine Auswirkungen, sodass Prandelli im ersten Spiel gegen Mexiko auf die Dienste des Stürmers zählen kann.
Was die Ambitionen seiner Mannschaft in Brasilien angeht, macht sich der Trainer keine Sorgen: "Wir waren zwar nicht brillant, haben aber Charakter gezeigt."
Ebenso taten es die Italiener bereits Anfang des Jahres im Testspiel gegen Gruppengegner Brasilien. Nach einer indiskutablen Vorstellung in der ersten Halbzeit und einem 0:2-Rückstand erkämpfte sich Italien noch ein 2:2.
Schlüsselspieler: Mario Balotelli (AC Milan), Gianluigi Buffon, Giorgio Chiellini, Andrea Prilo (alle Juventus Turin)
Italiens Kader im Überblick
Prognose: Für die Spiele der Italiener gilt häufig: Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss. Und um in dieser starken Gruppe zu bestehen, müssen die Italiener verdammt hoch springen. Wenn es die Mannschaft von Cesare Prandelli schafft, Turnier und Gegner ernst zu nehmen, ist mit Italien zu rechnen.
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