WM

Selecao feiert gelungene Generalprobe

Von Frank Oschwald
Der Franzose Adil Rami (l.) im Zweikampf mit Neymar
© getty

Brasilien hat Frankreich in einem Freundschaftsländerspiel in der Arena do Gremio in Porto Alegre mit 3:0 geschlagen. Oscar (54.), Hernanes (84.) und Lucas (90./FE) machten die Tore für den fünfmaligen Weltmeister.

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Brasilien gelingt nach den zuletzt holprigen Auftritten somit ein Befreiungsschlag im letzten Spiel vor dem am 15. Juni beginnenden Confederations-Cup. Es war erst der zweite Sieg im siebten Spiel unter dem neuen Coach Luiz Felipe Scolari.

Frankreich, das bereits Uruguay 0:1 unterlag, beendet die Südamerika-Reise somit mit zwei Pleiten.

Reaktionen:

Didier Deschamps (Nationaltrainer Frankreich): "Dem zweiten Tor geht ein individueller Fehler auf einer Seite voraus. Wir dürfen Fehler machen, aber wir müssen trotzdem Engagement zeigen. Da wir nur 20 Minuten gegen Uruguay und nur eine Halbzeit gegen Brasilien ordentlichen Fußball gespielt haben, beenden wir die Reise eben mit zwei Niederlagen. Wenn wir uns für die WM qualifizieren wollen, müssen wir uns steigern."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Brasilien im Vergleich zum letzten Test gegen England lediglich mit einer Änderung: für Felipe startet Marcelo. Luiz Gustavo darf erneut von Beginn an spielen, Dante nur auf der Bank. Vorne sollen wie zuletzt Neymar, Oscar, Hulk und Fred für Wirbel sorgen.

Frankreich tauschte im Vergleich zur 0:1-Testspielniederlage gegen Uruguay die komplette Viererabwehrkette. Vorne bekamen Payet (3. Länderspiel) und Guilavogui (Länderspieldebüt) den Vorzug vor Grenier und Gomis. Ribery ist beim Südamerika-Trip der Franzosen gar nicht dabei.

1.: Das geht ja gut los. Keeper Lloris verliert im eigenen Strafraum den Ball an Neymar. Der Brasilianer zögert zu lange, Chance vertan.

8.: David Luiz mit einem weiten Diagonalball raus auf den rechten Flügel. Oscar nimmt den Ball schön mit und tanzt Mathieu aus. Doch sein Pass von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr ist zu schlampig.

15.: Schöner Freistoß aus dem rechten Halbfeld. Am ersten Pfosten schleicht sich Guilavogui davon, doch sein Kopfball geht gut einen Meter rechts am Kasten vorbei.

26.: Guilavogui mit einem Rempler direkt an der Strafraumkante gegen Marcelo. Die Pfeife des Schiedsrichters bleibt zu Recht stumm.

28.: Hulk tanzt am rechten Flügel erneut Mathieu aus und zieht zur Grundlinie. Sakho klärt am Fünfer in höchster Not.

31.: Dieses Mal ist es Oscar, der rechts freie Bahn hat. Seine Flanke segelt durch den ganzen Strafraum und findet Neymar am zweiten Pfosten. Der setzt die Kugel unter Bedrängnis allerdings knapp links neben den Pfosten. Gute Chance.

42.: Alves klopft den Ball mehr oder weniger planlos von der rechten Seite in die Mitte. Am ersten Pfosten steigt Fred höher als Rami, setzt den Ball aber rechts neben den Kasten.

45.: Marcelo springt nach einem Abpraller der Ball am gegnerischen Strafraumeck vor die Füße. Er zieht die Kugel flach auf den zweiten Pfosten. Neymar verpasst hauchdünn. Die Aktionen der Brasilianer sind jetzt aber deutlich zielstrebiger.

54., 1:0, Oscar: Luis Gustavo erobert auf Höhe der Mittellinie stark den Ball. Brasilien schaltet nach dem Ballgewinn blitzschnell um. Fred zieht vom linken Flügel nach innen und legt quer auf Oscar. Rami und Sakho stehen zu weit weg, sodass Oscar seelenruhig einschieben kann.

56.: Fast der Doppelschlag. Von rechts segelt die Kugel flach in den Strafraum. Oscar bekommt den Fuß zwar an den Ball, doch sein Schuss kullert knapp am linken Pfosten vorbei.

66.: Wieder geht's über den rechten Flügel. Fred kann in der Mitte den Ball in aller Ruhe mit der Brust annehmen und aus zehn Metern abziehen. Doch sein Schuss ist viel zu ungenau.

84., 2:0, Hernanes: Schöner Konter von Brasilien über Lucas, der auf der rechten Seite viel Platz hat. Er chippt den Ball in den Strafraum. Neymar bekommt am zweiten Pfosten den Ball und legt wunderbar auf Hernanes quer. Der schiebt aus gut 15 Metern locker ein.

90. (FE), 3:0, Lucas: Debuchy holt Marcelo im Strafraum von den Füßen - Elfmeter. Lucas lässt sich diese Chance nicht entgehen und legt den Ball flach ins rechte Eck.

Fazit: Die Selecao fährt völlig zu Recht den zweiten Sieg unter Coach Scolari ein. Über 90 Minuten waren die Brasilianer die deutlich aktivere Mannschaft.

Der Star des Spiels: Oscar. Profitierte im Verbund mit Hulk immens von dem flügellastigen Spiel der Brasilianer. Bekam viele Bälle und ging immer wieder als Sieger aus dem 1-gegen-1 mit den Außenverteidigern hervor. Während seinen Pässen zunächst die Präzision fehlte, steigerte er sich mit laufender Spieldauer und traf zum 1:0.

Der Flop des Spiels: Jeremy Mathieu.Absoluter Unsicherheitsfaktor in der französischen Viererabwehrkette. Bekam abwechselnd von Oscar und Hulk Knoten in die Beine gespielt. Wenn es im Strafraum der Equipe Tricolore brannte, kam der Angriff meist über seine Seite.

Der Schiedsrichter: Victor Carillo aus Peru hatte mit dem leicht zu führenden Spiel überhaupt keine Probleme. Bei der einzigen kniffligen Situation kurz vor Schluss, als Marcelo im Strafraum zu Fall kam, entschied er völlig zu Recht auf Elfmeter.

Die Trainer:

Luiz Felipe Scolari scheint seine Topaufstellung vor dem Confed-Cup gefunden zu haben. Den zuletzt schwachen Marcelo für Felipe zu bringen, war wohl die richtige Entscheidung. Der Linksverteidiger sorgte auf seiner Seite für ordentlich Wirbel und schaltete sich immer wieder nach vorne ein. Nahm mit Oscar und Hulk die beiden besten Spieler seines Team absichtlich recht früh vom Feld, um Fernando und Lucas zu testen. Dante hingegen schlummerte nach dem Abstellungs-Hickhack vor dem DFB-Pokalfinale erneut 87 Minuten auf der Bank.

Didier Deschamps testete im Vergleich zum letzten Spiel eine komplett neue Viererkette. Dass die Abwehr nicht sattelfest sein kann, wird dem Coach bereits vor dem Spiel klar gewesen sein. Dennoch wird Deschamps seine Schlüsse ziehen. Führte mit Guilavogui und Payet zwei Nachwuchsspieler ans Team heran.

Das fiel auf:

  • Frankreich wirkte im Spielaufbau zunächst deutlich kontrollierter und abgeklärter. Der Ball wurde meistens flach und schnell nach vorne transportiert. Die Brasilianer hingegen hatten vor allem in den ersten 20 Minuten keine wirkliche Struktur in ihrem Spiel und versuchten es immer wieder mit hohen Diagonalbällen auf den Flügel.
  • Die Franzosen machten das Zentrum vor der Abwehr komplett dicht. Wenn die Brasilianer deshalb gefährlich vor das Tor kamen, ging es eigentlich ausschließlich über die Flügel. Dort setzten sich die beiden starken Flügelspieler Hulk und Oscar immer wieder stark gegen die desorientierten französischen Außenverteidiger Mathieu und Debuchy durch.
  • Nach der ersten halben Stunde zog sich das französische Team deutlich zurück und machte kaum noch etwas für die Offensive. Meist war Benzema vorne ganz auf sich alleine gestellt. Der Abwehrverbund der Brasilianer war deshalb eigentlich fast gar nicht gefordert. Wenn es eng wurde, rückten David Luiz und Thiago Silva allerdings stark raus und unterbanden den Angriff früh.
  • Wie bereits im Spiel gegen England fehlte den Brasilianern oft die nötige Präzision im entscheidenden letzten Pass. Wenn Hulk, Neymar oder Oscar auf dem Flügel durch waren, wurde beim Querpass zu oft keine Anspielstation gefunden. Und auch wenn die Chancenverwertung zunächst deutlich zu wünschen übrig ließ, lässt sich die Handschrift von Scolari inzwischen immer deutlicher erkennen.

Brasilien - Frankreich: Daten zum Spiel