2:0, 5:1, 8:2 - allein auf die Höhe des deutschen Sieges wird gewettet. Und genau darin liegt in Vaduz aus Sicht des Trainerstabes um Joachim Löw die einzige Gefahr.
"Es stellt sich nur die Frage, dass wir mit der richtigen Einstellung an die Sache herangehen", erklärte Co-Trainer Hans-Dieter Flick in Oberhaching vor der Abreise nach St. Gallen, wo der 20-köpfige DFB-Kader bis zum Weiterflug zum zweiten WM-Qualifikationsspiel in Helsinki gegen Finnland Quartier bezieht.
Flick schließt Blamage aus
69 Tage nach dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien peilt Löw im nur 6128 Zuschauer fassenden Rheinpark-Stadion mit exakt dem Team, das Belgien am 20. August in Nürnberg mit 2:0 geschlagen hatte, den programmierten erfolgreichen Start in die Qualifikation für die WM-Endrunde 2010 an.
"Für uns ist es enorm wichtig, dass wir einen guten Anfang haben und die ersten drei Punkte einfahren", betonte Flick, der keine Überheblichkeit und damit eine Blamage befürchtet: "Die Mannschaft hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es keine Färöer- oder Island-Spiele mehr gibt."
Der Umbruch auf dem Weg nach Südafrika wird konsequent fortgesetzt. Der Stuttgarter Serdar Tasci und der Hamburger Piotr Trochowski werden auch im Kampf um Punkte in der Startformation stehen.
Umbruch wird fortgesetzt
"Serdar Tasci hat den Sprung geschafft und auch gegen Belgien gut gespielt", lobte Flick den 21-Jährigen, der ebenso wie Patrick Helmes oder Zauber-Lehrling Marko Marin zum "Perspektivkader" für 2010 zählt.
Auch der 24 Jahre alte EM-Reservist Trochowski darf sich erneut als Kreativkraft beweisen. Dem Mittelfeldspieler bescheinigte Flick Fortschritte: "Er kommt zügiger zum Tor und zum Abschluss."
Die etablierten und wie Christoph Metzelder bei der EM teilweise enttäuschenden Stammkräfte sollen Feuer bekommen. "Die Zeiten haben sich geändert", bemerkte Flick. Erbhöfe soll es nicht mehr geben. "Wir können auswählen."
Westermann im Deckungszentrum
Vor Enke (2 Länderspiele) und neben Tasci (1) soll statt Metzelder (47) erneut der Schalker Heiko Westermann (4) das Deckungszentrum komplettieren. Das sei "kein Risiko", meinte Enke, sondern "vielmehr eine Chance".
Der Hannoveraner geht mit großem Ehrgeiz in seine ersten Pflichtspiele als Nummer 1: "Es ist das Ziel, beide Spiele zu Null zu gewinnen", sagte Enke und bezog die wesentlich schwierigere Partie in Finnland gleich mit ein.
Im Mittelfeld dürfen sich nach dem Ausfall der verletzten "Leitwölfe" Michael Ballack und Torsten Frings erneut die nachdrängenden Vereinskapitäne Simon Rolfes (Bayer Leverkusen) und Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart) als "Doppel-Sechs" positionieren.
Podolski darf im Sturm ran
Da Bastian Schweinsteiger die Mittelfeldreihe vervollständigt, ist Lukas Podolski wieder als zweite Spitze neben seinem Vereinskollegen und Aushilfs-Kapitän Miroslav Klose vorgesehen.
Löw hofft auf einen optimalen Start, so wie er 2006 beim Start in die EM-Qualifikation mit einem 1:0 gegen Irland und einem 13:0 in San Marino gelang. "Der Start hat uns damals getragen", betonte Löw.
Die direkte Qualifikation für Südafrika ist trotz des Respekts vor Russland die klare Erwartungshaltung innerhalb der Mannschaft: "Wir sind EM- Zweiter und WM-Dritter, also wollen wir ganz klar Erster in unserer Gruppe werden", formulierte Philipp Lahm selbstbewusst.
"Liechtenstein ist professionell"
Unterschätzen will man Liechtenstein trotz der bisherigen hohen Siege (9:1 und 8:2) nicht. "Ich bereite mich ganz genauso vor wie auf ein Spiel gegen England", versicherte Enke. Der Außenseiter agiert in einem "schweizerisch geprägten 4-4-2-System", wie Flick erläuterte.
Löw äußerte seine Wertschätzung so: "Liechtenstein ist nicht amateurhaft, sondern professionell." Nur mit 0:2 verloren die Kicker aus dem Fürstentum vor einem Jahr in der EM-Qualifikation gegen den späteren Europameister Spanien.
Träumer sind Frick & Co trotzdem nicht: "Dass wir nicht gewinnen können, ist klar. Dafür ist Deutschland zu stark", sagte der 79-malige Auswahlspieler.
Abschlusstraining mit versammelter Mannschaft
Das Abschlusstraining vor dem Spiel gegen Liechtenstein hat die deutsche Nationalmannschaft mit dem kompletten Kader absolviert. Bundestrainer Löw scharte alle 20 Spieler um sich.
Der DFB-Tross hat in St. Gallen (Schweiz) sein Quartier aufgeschlagen. Auf ein Abschlusstraining in der etwa 70 Kilometer entfernten Rheinpark-Arena von Vaduz wird verzichtet.
Teammanager Oliver Bierhoff forderte einen deutlichen Sieg zum Auftakt des Qualifikations-Marathons für die WM 2010 in Südafrika. "Wir brauchen Punkte, wir brauchen Tore - so viele wie möglich", sagte er bei einer Pressekonferenz in St. Gallen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Liechtenstein: Jehle (FC Tours (26 Jahre/66 Länderspiele) - Oehrl (FC St. Gallen/21/9), Stocklasa (SV Ried/29/75), Gerster (USV Eschen- M./25/32), Burgmeier (FC Darlington/26/46) - Ritzberger (FC Vaduz/21/16), Martin Büchel (FC Zürich/21/20), Polverino (FC Vaduz/23/6), Rohrer (USV Eschen-M./23/33) - Fischer (FC Vaduz 27/16), Frick (AC Siena/33/79)
Deutschland: Enke (Hannover 96/31/2) - Fritz (Werder Bremen/27/19), Tasci (VfB Stuttgart/21/1), Westermann (FC Schalke 04/25/4), Lahm (Bayern München/24/48) - Trochowski (Hamburger SV/24/13), Rolfes (Bayer Leverkusen/26/13), Hitzlsperger (VfB Stuttgart/26/39), Schweinsteiger (Bayern München/24/57) - Klose (Bayern München/30/82), Podolski (Bayern München/23/55)
Schiedsrichter: Duarte Nuno Pereira Gomes (Portugal)