Zwar wollte die Bundesanwaltschaft am Freitag auf SID-Anfrage zunächst keine Stellungnahme abgeben. Wegen zahlreicher Anfragen werde allerdings eine Mitteilung mit diesbezüglichen Informationen vorbereitet, die "so früh wie möglich" veröffentlicht werden soll.
Eine wahrscheinlich nicht unbedeutende Rolle spielen bei den Erkenntnissen die Aussagen von WM-OK-Chef Franz Beckenbauer und dessen rechter Hand Fedor Radmann, die in der vergangenen Woche beide vor den Ermittlern ausgesagt hatten. Zeitgleich soll dies geschehen sein - um sich über die Mutmaßungen gar nicht erst absprechen zu können.
In der Schweiz ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen mehrere frühere Fußballfunktionäre, unter ihnen Beckenbauer. Dabei geht es um zahlreiche ominöse Zahlungen, im Kern um den "Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung". 6,7 Millionen Euro waren über Umwege auf ein Konto des früheren FIFA-Skandalfunktionärs Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen, der Grund ist unklar. Noch.
170-Millionen-Zuschüsse?
Während die Schweizer Ermittler laut Bild-Zeitung einen Stimmenkauf bezüglich der Vergabe der WM 2006 als weiterhin möglich, aber eher unwahrscheinlich erachten, könnten Teile der 6,7 Millionen Euro an Beckenbauer und Radmann als verdeckte Provision zurückgeflossen sein. Allein Radmann soll durch diese Kickback-Zahlung 1,5 Millionen Euro erhalten haben.
Möglich ist auch eine Bestechung von Mitgliedern der damaligen Finanzkommission des Weltverbandes FIFA, um für die Ausrichtung der WM den FIFA-Zuschuss in Höhe von umgerechnet rund 170 Millionen Euro zu erhalten. Dieser Betrag ist verhandelbar, und es ist nicht auszuschließen, dass mit einer Zahlung der Reiz zu einem höheren Zuschuss angeregt wurde. Ein damaliges Mitglied der Finanzkommission war: bin Hammam.
Beckenbauers Gespräch in der Schweiz
Beckenbauer und Radmann, deren Namen immer wieder bei undurchsichtigen Geschäften auftauchen, gaben sich öffentlich jedenfalls bedeckt. Radmann sagte dem SID am Freitag lediglich, dass er "vollkommen freiwillig" ausgesagt habe - über Inhalte des Gesprächs machte er keine Angaben.
Gleiches tat sein Spezi Beckenbauer, dessen Lebenszeichen vor einer Woche nicht mehr als vier Zeilen lang war. "Ich habe ich mich zu einem seit längerem vereinbarten Gespräch bei der Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) eingefunden und deren sämtliche Fragen beantwortet", hieß es in der Mitteilung: "Aus Respekt vor der überaus korrekten BA werde ich mich in dieser Sache derzeit öffentlich nicht weiter äußern. Damit entspreche ich auch einer Bitte der BA."