Vor 37.400 Zuschauern in Port Elizabeth hatte Portugal zunächst mehr vom Spiel, doch an der starken Abwehr der Ivorer biss sich die Mannschaft von Cristiano Ronaldo den Zahn aus.
Der ivorische Superstar Didier Drogba saß nach seinem Ellbogenbruch zunächst auf der Bank und wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt. In der Nachspielzeit verpasste er sogar das Siegtor, als er eine Top-Chance vergab.
Am zweiten Spieltag der Gruppe G trifft Portugal auf Nordkorea, die Elfenbeinküste bekommt es mit Rekord-Weltmeister Brasilien zu tun.
Nachbetrachtung:
Das Duell der Superstars Drogba vs. Ronaldo ging 0:0 aus. Dennoch gab es einen Sieger: Sven Göran Eriksson. Der Schwede sprang wenige Wochen vor der WM als Nationaltrainer der Elfenbeinküste ein - und bekam dafür massig Häme. Er achte einzig auf das Geld, er lebe nur noch von seinem Namen, er habe Mexiko fast um die WM-Quali gebracht und überhaupt sei er eh über dem Zenit. Eriksson und sein Image-Problem.
Doch gegen Portugal wurde klar, welch guter Coach noch immer in ihm steckt. Eriksson stellte die Ivorer exzellent ein, angesichts der gut organsierten Verteidigung verzweifelte selbst ein Ronaldo. Und auch die Entscheidung, den eigentlich auf den Flügeln beheimateten Gervinho als Mittelstürmer aufzustellen, war ein Erfolg.
Gervinho bereitete mit seinem wuseligen Spielstil den Portugiesen Kopfschmerzen und kompensierte so zumindest ansatzweise das anfängliche Fehlen von Drogba.
Im Gegegensatz zu Eriksson hatte sein Gegenüber Carlos Queiroz ein nicht so glückliches Händchen. Das ständige und teils planlose Rochieren seiner Offensivspieler war kontraproduktiv, zudem konnten die in die Startelf beförderten Liedson und vor allem Danny nicht die Erwartungen erfüllen.
Reaktionen:
Sven-Gören Eriksson (Trainer Elfenbeinküste): "Wir wollten gewinnen und haben am Ende nochmal angezogen. Aber das 0:0 ist nicht so schlecht. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und der Leistung meiner Mannschaft. Ich bin sehr glücklich, mit welcher Disziplin meine Mannschaft über 90 Minuten gespielt hat."
Carlos Queiroz (Trainer Portugal): "Zu Beginn waren wir etwas nervös. Uns war klar, dass die Elfenbeinküste verstärkt auf eine gute Abwehr und Konter setzt. Wir haben versucht, das Spiel zu gewinnen, aber es ist nicht leicht gegen elf Gegenspieler, die permanent verteidigen. Ich denke, das 0:0 ist ein faires Ergebnis. Jetzt müssen wir im nächsten Spiel gegen Nordkorea die Karten auf den Tisch legen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die wichtigste Nachricht: Elfenbeinküste-Superstar Drogba sitzt zunächst nur auf der Bank, für ihn beginnt Gervinho im Sturmzentrum.
Bei Portugal fast alles wie erwartet. Für den nicht fitten Pepe beginnt Mendes im defensiven Mittelfeld, im Sturm bekommen Liedson und Danny den Vorzug, Almeida und Simao haben das Nachsehen.
11.: Ronaldo lässt Yaya Toure in der Mitte mit einem feinen Hackentrick stehen und zieht aus 30 Metern ab. Der brandgefährliche Flatterball klatscht an den linken Pfosten. Wäre für Barry unhaltbar gewesen.
47.: Nach einem langen Ball tanzt Gervinho auf links Carvalho aus und versucht es aus spitzem Winkel. Eduardo muss den wuchtigen Schuss prallen lassen, aber Alves ist zur Stelle und klärt die Situation.
66.: Drogba wird für unter frenetischem Jubel für Kalou eingewechselt.
78.: Meireles wird 25 Meter vor dem Tor nicht angegriffen und hält einfach mal drauf. Barry sieht den Flachschuss spät und hat Glück, dass die Kugel knapp am linken Pfosten vorbeigeht.
91.: Der eingewechselte Keita steckt am linken Flügel durch zu Drogba, der am linken Fünfereck sich etwas Raum verschafft hat. Doch statt abzuziehen legt er in die Mitte ab - obwohl dort keiner steht.
Fazit: Ein Spiel auf ordentlichem Niveau, dem jedoch die spielerischen Highlights fehlten. Ein verdientes 0:0.
Der Star des Spiels: Didier Zokora (SPOX-Note: 2). Gelernter Mittelfeldspieler, der bei der Elfenbeinküste jedoch in der zentralen Abwehr aushelfen muss, weil abgesehen von Nebenmann Kolo Toure den anderen Innenverteidigern die Klasse oder die Fitness fehlt. Erledigte seine Aufgabe auch gegen die so hoch gelobten portugiesischen Offensivspieler exzellent und ließ trotz überschaubarer 1,79 Meter Größe nie etwas anbrennen. Dass die Abwehr der Ivorer derart diszipliniert und kompakt aufgetreten ist, war zu einem Großteil Zokora zu verdanken. Ebenfalls stark: Gervinho.
Für die SPOX-User war Guy Demel der Man of the Match
Die Gurke des Spiels: Danny (SPOX-Note: 5). Für Fußball-Fans außerhalb von Portugal und Russland nach wie vor ein Mysterium. Kaum jemand kennt ihn, dennoch war er Zenit St. Petersburg vor zwei Jahren eine Ablöse von 30 Millionen Euo wert. Bei der WM wollte er sich endlich der Weltöffentlichkeit zeigen - doch dies ist ihm gegen die Elfenbeinküste auf ganzer Linie misslungen. Fand vor lauter Positionswechsel nie ins Spiel, schoss kein einziges Mal aufs Tor und wurde zurecht in der 55. Minute für Simao ausgewechselt.
Die Pfeife des Spiels: Jorge Larrionda. Dem Schiri aus Uruguay unterlief zwar kein kapitaler Fehler, sorgte dennoch mit einigen Foul-Entscheidungen für Unverständnis, weil keine klare Linie erkennbar war. Mal ließ er nach einem Gelb-würdigen Foul weiterspielen, dann pfiff er kleinlich harmlose Zweikämpfe ab. Insgesamt eine schwache Leistung.
Analyse: Portugals Masterplan wurde bereits früh ersichtlich: Mit extrem vielen Positionswechseln der vier Offensivspieler Liedson, Ronaldo, Danny und Deco sollte die Verteidigung der Elfenbeinküste irritiert werden. Das Problem: Vor lauter Rochade fehlte die Ruhe im Offensivspiel, teils standen sich die Spieler sogar gegenseitig im Weg.
Als im weiteren Spielverlauf die Positionen häufiger gehalten wurden, wirkte das portugiesische Spiel wiederum zu statisch und vorhersehbar.
Die Elfenbeinküste ging mit mit der fast gleichen taktischen Ausrichtung wie Portugal in die Partie, nur mit dem Unterschied, dass sie den Fokus vor allem auf die Defensivarbeit legten. Die Abwehrkette agierte hoch konzentriert und ließ sich nur selten herauslocken.
Die drei Mittelfeldspieler verdichteten vor allem in der zweiten Halbzeit clever den Raum, so dass Deco in der zweiten Hälfte frustriert ausgewechselt wurde. Am Ende waren die Ivorer sogar näher am Sieg, auch wenn die spielerischen Glanzlichter fehlten.
Elfenbeinküste - Portugal: Daten zum Spiel