"Das Exekutivkomitee ist sehr besorgt", sagte FIFA-Chef Joseph S. Blatter nach einer zweitägigen Sitzung des Weltverband-Vorstandes in Tokio und erklärte die Angelegenheit zur Chefsache: "Ich werde mich der Sache persönlich annehmen und zu Beginn des Jahres nach Brasilien reisen und die Staatspräsidentin treffen."
Kritik gibt es am Stadionbau sowie am WM-Gesetz ("General FIFA World Cup Bill"), das die erforderlichen Regierungsgarantien hinsichtlich der Organisation des Wettbewerbs beinhaltet und von den zuständigen Instanzen noch in Kraft gesetzt werden muss. FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke erklärte, dass man keinen Tag mehr verlieren dürfe.
ISL-Akte vor Öffnung
Blatter und die FIFA erhoffen sich derweil die mit Spannung erwartete Öffnung der ISL-Akte zu Beginn des kommenden Jahres. Man hoffe, dass das Gericht in Zug endlich Grünes Licht geben werde, so Blatter.
Der Schriftsatz dokumentiert die Umstände, die 2001 zur Pleite der früheren FIFA-Vermarktungsagentur ISL geführt haben. Außerdem soll sie die Namen von bestochenen Personen enthalten.
Belastendes Material über Blatter?
Die ISL hatte systematisch Bestechungsgelder, insgesamt angeblich mehrere hundert Millionen Euro, an Funktionäre gezahlt und war völlig überschuldet in Konkurs gegangen.
In den Skandal soll auch Joao Havelange (Brasilien) verwickelt gewesen sein. Blatters Vorgänger als FIFA-Präsident soll ISL während seiner Amtszeit lukrative WM-Verträge verschafft und über Tarnfirmen hohe Summen kassiert haben, in einem Fall im Jahr 1997 1,5 Millionen Franken (ca. 1,2 Millionen Euro).
Die Akten könnten in diesem Zusammenhang auch belastendes Material über Blatter, der damals Generalsekretär der FIFA war, enthalten.
Blatter räumt Fehler ein
Blatter gestand in Tokio auch Fehler in der Arbeit des Fußball-Weltverbandes ein. Auf die Frage der Nachrichtenagentur "AFP", ob er mit Rückblick auf 2011 künftig etwas anders machen würde, sagte der Schweizer: "Ja. Aber du kannst nicht zurückschauen und kannst es jetzt nicht mehr ändern. Vergangenheit ist Vergangenheit. Es macht keinen Sinn, etwas zu bedauern."
Besonders die gleichzeitige Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar bereitet dem 75-Jährigen weiter Kopfzerbrechen. Es sei "völlig falsch" und "nicht das Beste" gewesen. Im Rahmen der Vergabe waren erhebliche Korruptionsvorwürfe gegen FIFA-Funktionäre aufgekommen.
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