Die Stärken:
Frankreich hat in vier Spielen zehn Tore erzielt - damit liegt die Equipe hinter den Niederlanden (12) und Kolumbien (11) auf Platz drei. Zwar hat sich mit Benzema wenig überraschend der Stoßstürmer an die Spitze der internen Torjägerliste geschossen, trotzdem ist Frankreich für jeden Gegner schwer auszurechnen. Bis auf Griezmann haben alle Akteure der Offensivreihe bereits getroffen, auch die defensiven Mittelfeldspieler Pogba, Matuidi und Moussa Sissoko.
Sehr auffällig ist die Statistik, die bereits 77 Torschüsse der Franzosen ausweist. Nur Belgien nach seinem Wahnsinnsspiel gegen die USA hat öfter auf das gegnerische Tor geschossen. Benzema hat alleine schon 25 Mal den Torabschluss gesucht. Kein anderer Spieler im Turnier hat es öfter versucht. Zum Vergleich: Deutschlands fleißigster Schütze ist Thomas Müller mit 13 Versuchen.
Benzema ist der Schlüssel in der Offensive: Seine Ausweichbewegungen auf die Flügel und sein Geschick am Ball schaffen Räume für die nach- und einlaufenden Mitspieler, die mit ihrem Tempo für die gegnerische Viererkette nur schwer aufzunehmen sind. Nicht umsonst ist Benzema der einzige französische Feldspieler, der bisher in allen vier Partien die kompletten 90 Minuten gehen durfte. Benzema gönnt sich deshalb auch gerne längere Verschnaufpausen.
Die Dribbelstärke und Geschwindigkeit von Valbuena und Griezmann beziehungsweise Benzema, sollte Deschamps wieder auf Olivier Giroud im Sturmzentrum vertrauen, kann zu einem großen Problem für die deutschen Außenverteidiger Jerome Boateng und Benedikt Höwedes werden. Wenn dann auch noch die hochstehenden Debuchy und Evra mit anschieben, wird der Druck über die Flügel enorm.
Im defensiven Mittelfeld und mit leicht den einkippenden Flügelspielern steht Frankreich im Zentrum sehr kompakt und eng. Lediglich gegen die Schweiz kassierte Frankreich bisher seine einzigen beiden Gegentore - als beim Stand von 5:0 längst alles klar war und die Konzentration allmählich nachließ.
Trainer Didier Deschamps ist ein aufmerksamer Beobachter und ein Trainer, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt. Der Welt- und Europameister ist sich nicht zu schade, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und vor allen Dingen: seine selbst gewählte Taktik sofort und rigoros zu ändern, sofern sich die Probleme häufen und sich der Erfolg nicht einstellen mag.
Was die Franzosen bisher wie kaum eine andere Mannschaft hinbekommen haben: Die nötigen Rhythmus- und Intensitätswechsel innerhalb einer Partie. Frankreich setzt das um, was viele andere - auch die deutsche Mannschaft - auf Grund der besonderen Umstände auch versucht haben. Allerdings haben die Franzosen bis auf einige Phasen im wenig überzeugenden Nigeria-Spiel bisher immer die richtige Mischung gefunden und keine ihrer Partien auch nur ansatzweise auf der Hand geben müssen.
Als Alternative zum 4-3-3 haben die Franzosen auch schon in einem 4-1-4-1 gespielt. Das hat den Vorteil, dass die vier offensiv orientierten Mittelfeldspieler durch den kurzen Weg in die Angriffszone dynamisch in die Mitte und in oder an den gegnerischen Strafraum ziehen können und so selbst in Abschlusspositionen kommen. Die Qualitäten der Spieler lässt jede Menge Flexibilität zu, was die Franzosen ziemlich schwer auszurechnen macht.