Am Sonntag steigt das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien (21 Uhr im LIVE-TICKER). Wie soll das DFB-Team Lionel Messi stoppen? Sollte Joachim Löw mit Titelgewinn abtreten? Und wäre Platz zwei überhaupt ein Erfolg? Im Panel geben die SPOX-Redakteure Oliver Wittenburg, Andreas Lehner und Daniel Reimann sowie mySpox-User Bayerntime zu den wichtigsten Fragen ihre Meinung ab.
Ist die WM aus deutscher Sicht nur erfolgreich, wenn am Ende der Titel steht?
Oliver Wittenburg (SPOX): Ja. Und damit will ich der Mannschaft nicht absprechen, bis hierhin ein großes Turnier gespielt und Teilerfolge erzielt zu haben. Ein weiteres Aus kurz vor dem großen Ziel wäre eben doch eine Enttäuschung und würde auch den eigenen Ansprüchen nicht genügen. Bei den vergangenen Turnieren seit 2006 konnte man immer argumentieren: Es fehlte noch ein Stück. Ein Stück Reife, ein Stück Glück, ein Stück Erfahrung vielleicht auch. Jetzt ist das Puzzle komplett. Welche Erkenntnisse sollte ein weiteres Scheitern vor dem großen Ziel also liefern?
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Andreas Lehner (SPOX): Berauschende Spiele und grandiose Momente hatte Deutschland unter Löw genug, jetzt muss ein Titel her. Wenn am Ende nur Platz zwei steht, war die WM zwar wieder gut fürs Image, aber nicht erfolgreich.
Daniel Reimann (SPOX): Die bisherige Leistung des DFB-Teams war beeindruckend, in nahezu jeder Hinsicht. Doch angesichts der ungeheuren Qualität im Kader und der zahlreichen zweiten und dritten Plätze in den letzten Jahren muss der Anspruch der Titel sein - und sonst nichts.
my-Spox-User Bayerntime: Ich glaube, keiner hat der deutschen Nationalmannschaft solch eine WM zugetraut. Ich sehe das Turnier sehr, sehr positiv aus unserer Sicht und bin schon zufrieden gewesen, als man Frankreich geschlagen hat. Und das mit einer durchaus starken bzw. sehr guten taktischen Leistung. Der Finaleinzug ist überragend. Mit dem Titel würde man alles übertreffen, wie ich finde.
Ist die WM aus deutscher Sicht nur erfolgreich, wenn am Ende der Titel steht?
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland klarer Favorit: Ist das trügerisch?
Soll Löw im Titel-Fall weitermachen?
Wie kann Deutschland Lionel Messi stoppen?
Argentinien hält in der Ko.-Phase die Null. Was macht die Defensive so stark?
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland klarer Favorit: Ist das trügerisch?
Oliver Wittenburg (SPOX): Auf jeden Fall und deshalb teile ich die verbreitete Einschätzung, die Rollen seien klar verteilt, auch überhaupt nicht. Argentinien ist hinsichtlich des Profils der Mannschaft genau der Gegner, der der deutschen Elf in der jüngeren Vergangenheit immer wehgetan hat. Die Albiceleste bringt Eigenschaften mit, die auch Spanien und Italien auszeichneten, also jene Nationen, die Deutschland immer im Wege standen. Argentinien hat eine überragende Organisation, die Mannschaft hat die nötige Reife und tritt sehr überzeugt von sich auf, ohne überheblich zu sein wie etwa 2010. Oder anders: Argentinien weiß, wie man Spiele gewinnt. Bei aller Brillanz der DFB-Elf im Halbfinale - Brasilien hatte von all dem keinen Schimmer.
Andreas Lehner (SPOX): Die Spieler haben die Favoritenrolle nicht an sich herangelassen. Aber Argentinien wird die Rollenverteilung nutzen und sich als Außenseiter präsentieren. Die Südamerikaner werden defensiv agieren und auf Konter lauern. Es kommt damit eine andere Herausforderung auf die DFB-Elf zu als gegen Brasilien, das wild nach vorne stürmte und sich auskontern ließ.
Daniel Reimann (SPOX): Was soll daran trügerisch sein? Auch ohne das fabulöse 7:1 wäre Deutschland als Favorit anzusehen. Das DFB-Team ist Argentinien spielerisch überlegen, fungiert stärker als Team und ist weniger von der Genialität Einzelner abhängig (Messi und so...). Ich glaube aber nicht, dass die Spieler sich mit einer etwaigen Rollenverteilung großartig beschäftigen. Dafür sind sie viel zu fokussiert.
my-Spox-User Bayerntime: Das 7:1 aus deutscher Sicht war natürlich ein sensationelles Ergebnis. Man ist jedoch nicht erst durch dieses Spiel in die Favoritenrolle gerutscht. Nach dem Kampf gegen Algerien und der taktisch starken Leistung gegen Frankreich habe ich uns schon da als Favoriten auf den Titel gesehen - egal, ob gegen die Niederlande oder, wie nun feststeht, die Argentinier. Die deutsche Nationalmannschaft ist als Team einfach besser.
Ist die WM aus deutscher Sicht nur erfolgreich, wenn am Ende der Titel steht?
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland klarer Favorit: Ist das trügerisch?
Soll Löw im Titel-Fall weitermachen?
Wie kann Deutschland Lionel Messi stoppen?
Argentinien hält in der Ko.-Phase die Null. Was macht die Defensive so stark?
Soll Löw im Titel-Fall weitermachen?
Oliver Wittenburg (SPOX): Ich an seiner Stelle würde aufhören. Löw hat dem deutschen Fußball immens viel gegeben, hat in führender Rolle maßgeblich dazu beigetragen, dem deutschen Fußball nach dem Tiefpunkt 2004 eine andere Ausrichtung zu geben, und Reformen voranzutreiben und in die Tat umzusetzen. Mit dem WM-Titel könnte er seine Aufgabe gewissermaßen abschließen und sich ein Denkmal setzen. Und ganz pragmatisch gesprochen: Löw hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihn neue Herausforderungen reizen würden. Könnte es überhaupt eine günstigere Ausgangslage geben, als als Weltmeister-Trainer auf den Markt zu kommen?
Andreas Lehner (SPOX): Für mich könnte Löw im Fall des Titelgewinns eher weitermachen als bei einer Niederlage. Wenn er auf dem Höhepunkt aufhören will, okay. Aber die Mannschaft ist in dieser Besetzung auch bei der EM 2016 ein Titelkandidat, zumal in Brasilien ja einige Granaten wie Reus und Gündogan gefehlt haben. Die Chance auf eine doppelte Krönung sollte sich Löw nicht nehmen lassen.
Daniel Reimann (SPOX): Aus sportlicher Sicht: Ja. Er ist maßgeblich dafür mitverantwortlich, welch großartige Entwicklung die Nationalmannschaft seit dem EM-Debakel 2004 genommen hat. Bei Löw wäre die DFB-Elf auch weiterhin in verantwortungsvollen Händen. Aus seiner Perspektive stellt sich die Sache aber anders da: Der WM-Titel wäre der größtmögliche Nachweis seiner langwierigen Arbeit, einen besseren Abgang bekäme er nie wieder.
my-Spox-User Bayerntime: Ich denke nicht. Ich finde, dass man sich zusammen setzen und dann auch getrennte Wege gehen sollte. Es ist einfach Zeit für Veränderungen. Die gleiche Sichtweise gilt natürlich auch für ein eventuelles Scheitern im Finale.
Ist die WM aus deutscher Sicht nur erfolgreich, wenn am Ende der Titel steht?
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland klarer Favorit: Ist das trügerisch?
Soll Löw im Titel-Fall weitermachen?
Wie kann Deutschland Lionel Messi stoppen?
Argentinien hält in der Ko.-Phase die Null. Was macht die Defensive so stark?
Wie kann Deutschland Lionel Messi stoppen?
Oliver Wittenburg (SPOX): Genauso wie Thomas Müller das am Freitag im Rahmen der DFB-Pressekonferenz erklärt hat: als Mannschaft. Er muss möglichst früh attackiert werden, im Idealfall schon bei der Ballannahme und nicht allein. Müller ist sich dessen bewusst, dass Messi leicht einen Gegenspieler abschütteln kann, aber dann muss eben gleich der nächste parat stehen. Das Wichtigste ist das Timing. Messi startet seine Dribblings meist aus dem Stillstand, nimmt er dann Fahrt auf, wird's gefährlich. Das mussten die Bosnier erleben - und so entschied er das Achtelfinale gegen die Schweiz.
Andreas Lehner (SPOX): Gar nicht. Wenn er den Ball hat, ist es eigentlich schon zu spät. Wichtig wird sein, die Zuspiele auf ihn im gefährlichen Raum zu verhindern. Das tückische an Messi ist, dass er oft gar nicht am Spiel teilnimmt, von den Gegnern aus den Augen gelassen wird, um dann zu explodieren. Das muss Deutschland verhindern und die Konzentration hochhalten. Dass er trotzdem mal ein Solo erfolgreich abschließen kann oder einen Ball ins Tor schlenzt, ist nicht immer auszuschließen.
Daniel Reimann (SPOX): Es hilft nichts, ihm einen Sonderbewacher auf die Füße zu stellen, einen Messi-Wachhund braucht es nicht. Er ist in der Lage, jeden noch so zweikampfstarken und spielintelligenten Gegenspieler locker zu umschiffen. Das Defensivzentrum muss kollektiv dafür sorgen, dass er in Strafraumnähe gar nicht erst an den Ball kommt. Wenn man seinen Gegenspielern gewissenhaft die Passräume Richtung Messi versperrt, lässt er sich irgendwann entnervt fallen, um am Spiel teilzunehmen.
my-Spox-User Bayerntime: Lionel Messi kann man nur im Kollektiv stoppen. Wie beispielsweise bei der letzten WM, als Khedira und Schweinsteiger das Zentrum stark dicht gemacht haben und es so kaum Räume gegeben hat. Dazu kommt, dass wir den vielleicht zurzeit besten Innenverteidiger in unseren Reihen haben. Mats Hummels spielt überragend. Und ich denke, dass unser Defensivverbund in Zusammenarbeit auch Lionel Messi stoppen kann.
Ist die WM aus deutscher Sicht nur erfolgreich, wenn am Ende der Titel steht?
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland klarer Favorit: Ist das trügerisch?
Soll Löw im Titel-Fall weitermachen?
Wie kann Deutschland Lionel Messi stoppen?
Argentinien hält in der Ko.-Phase die Null. Was macht die Defensive so stark?
Argentinien hält in der Ko.-Phase die Null. Was macht die Defensive so stark?
Oliver Wittenburg (SPOX): Der Schlüssel ist meiner Meinung nach, dass sich die Albiceleste ganz eindeutig und zu 100 Prozent der Defensive verschrieben hat. Die Ordnung und kollektives Arbeiten gegen Ball und Gegner sind die oberste Prämisse. Der Ansatz ist: Wir gehen überhaupt kein Risiko. Punkt. Zweikampfstärke und -Geschick (Argentinien verzeichnet die wenigsten Foulspiele), körperliche Präsenz und Laufstärke zeichnen die Arbeiterfraktion aus, die von Javier Mascherano perfekt organisiert und geführt wird.
Andreas Lehner (SPOX): Die Argentinier stehen vor allem im Zentrum sehr geschlossen, alle Spieler sind taktisch perfekt und robust in den Zweikämpfen. Haben sie Zeit, sich in ihre Ordnung zu bringen, sind sie schwer auseinanderzuspielen. Aber bei Ballverlusten in der Offensive - und da haben die Dribbler Messi, Di Maria und Lavezzi genügend - kann man sie kriegen.
Daniel Reimann (SPOX): Keine der Top-Mannschaften bei diesem Turnier spielt einen derart unansehnlichen und effektiven Fußball wie Argentinien. Sie werden komplett konträr zu den Brasilianern agieren und Deutschland garantiert nicht ins offene Messer laufen. Argentinien verteidigt unfassbar gewissenhaft und diszipliniert, lässt kaum Räume offen. Leichtsinnige Einzelaktionen von Abwehrspielern (David Luiz gegen Deutschland) werden bei Sabella nicht geduldet. Und: Mit Mascherano hat die Albiceleste einen genialen Defensiv-Organisator.
my-Spox-User Bayerntime: Ich sehe die argentinische Defensive nicht ganz so stark, wie es die Ergebnisse aus der K.o.-Phase aussagen. Die gegnerischen Mannschaften haben einfach zu schwaches Gegenpressing gespielt und so konnte sich die Hintermannschaft der Argentinier immer wieder ordnen. Sollten sie gegen eine Mannschaft spielen, die schnell umschalten kann, dann bekommen auch die Argentinier ihre Probleme.
Ist die WM aus deutscher Sicht nur erfolgreich, wenn am Ende der Titel steht?
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland klarer Favorit: Ist das trügerisch?
Soll Löw im Titel-Fall weitermachen?
Wie kann Deutschland Lionel Messi stoppen?
Argentinien hält in der Ko.-Phase die Null. Was macht die Defensive so stark?