Eduardo Vargas (20.) und Charles Aranguiz (43.) erzielten die Tore für Chile. Während Spanien total enttäuschte und im letzten Gruppenspiel gegen das ebenfalls ausgeschiedene Australien um die goldene Ananas spielt, hat sich die Mannschaft von Trainer Jorge Sampaoli bereits für die K.o.Phase qualifiziert.
Im Spiel gegen die Niederlande am 23. Juni geht es für Chile um den Gruppensieg.
Im Schatten des Ausscheidens sicherte sich Iker Casillas noch einen Rekord: Der Real-Keeper ist mit seinem 17. WM-Einsatz nun spanischer Rekordspieler bei Weltmeisterschaften.
Reaktionen:
Vicente del Bosque (Trainer Spanien) über das Ausscheiden: "Es gibt keine Entschuldigung. Es ist ein sehr trauriger Tag für uns. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schüchtern gespielt, lustlos, nicht tapfer genug. Es ist aber noch zu früh für eine genaue Analyse. Wir waren den Niederlanden und den Chilenen in der Vorrunde unterlegen. Das erste Gegentor bedeutete einen Schlag, von dem wir uns nicht mehr erholt haben."
Über seine Zukunft: "So etwas hat immer Konsequenzen. Wir müssen uns jetzt Gedanken machen und dann die besten Entscheidungen für den spanischen Fußball treffen. Das trifft auch auf meine Position zu. Wir leiden."
Iker Casillas (Kapitän Spanien): "Diese Gruppe hat es nicht verdient, so auszuscheiden. Aber wir Spieler stehen in vorderster Front und ich muss mich bei allen Fans der Seleccion entschuldigen. Wir müssen jetzt an die Zukunft stehen und das Beste für die Mannschaft herausholen."
Alexis Sanchez (Chile): "Keine Mannschaft hat soviel für den Fußball getan, wie Spanien. Umso mehr sind wir stolz, dass wir gewonnen haben. Für uns muss diese WM erst jetzt losgehen. Ich will Weltmeister werden!"
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Zwei Änderungen beim Weltmeister: Pique und Xavi müssen auf die Bank, Javi Martinez rückt in die Innenverteidigung neben Ramos. Pedro komplettiert den Dreiersturm mit Costa und Silva.
Bei Chile verdrängt Francisco Silva Valvidia aus der Startelf.
2.: Ecke Chile von links. Alba trifft am kurzen Pfosten den Ball nicht voll, der fällt Jara auf die Birne. Der köpft freistehend aus elf Metern links am Tor vorbei.
15.: Diaz verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung, Costa zieht in den Sechzehner, lässt sich aber zu weit abdrängen. Der Schuss bleibt aber im Spiel, den Abpraller muss Bravo gegen Alonso aus kurzer Distanz entschärfen.
20., 0:1, Vargas: Alonso spielt einen Rückpass, der Ramos erreichen soll, aber bei Sanchez landet. Und dann geht's schnell über drei Stationen in den 16er. Dort spielt Aranguiz von rechts quer zu Vargas, der Casillas aussteigen lässt und den Ball mit der Pieke aus zehn Metern ins Tor schießt.
43., 0:2, Aranguiz: Sanchez zirkelt einen Freistoß mit rechts über die Mauer. Casillas faustet die Kugel nach vorne, Aranguiz nimmt an und schlenzt das Ding aus zehn Metern ins rechte obere Eck.
53.: Bravo faustet einen Ramos-Freistoß nach vorne weg. Der Ball kommt zu Costa, der von rechts per Fallrückzieher auf den langen Pfosten flankt. Da steht Busquets blank und eiert die Kugel aus drei Metern am Tor vorbei.
68.: Vargas wechselt mit viel Übersicht die Seite, Mena schlägt den Ball von links quer vor das Tor, wo Isla am zweiten Pfosten frei abschließen kann. Er rutscht aber aus und so segelt der Ball übers Tor.
84.: Iniesta zieht aus 22 Metern mit rechts ab. Bravo streckt sich und lenkt die Pille über die Latte.
Fazit: Spanien fliegt nach einer schwachen Leistung hochkant aus der WM. Chile war in allen Belangen überlegen.
Der Star des Spiels: Eduardo Vargas (SPOX-Note 1,5). Neben Alexis Sanchez ständiger Unruheherd im chilenischen Angriff. Spulte ein enormes Laufpensum ab, behielt beim 1:0 die Übersicht und brachte 80 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler.
Der Flop des Spiels: Xabi Alonso (SPOX-Note 5,5). Ein Schatten seiner selbst. Leitete das 0:1 mit einem albernen Fehlpass ein und hatte auch sonst viele schwache Szenen. Scheiterte freistehend an Bravo und hatte Glück, dass er für sein rüdes Foul an Isla nur Gelb sah. Musste in der Pause in der Kabine bleiben und wurde durch Koke ersetzt.
Der Schiedsrichter: Mark W Geiger (USA). Pfiff in der ersten Halbzeit etwas kleinlich, lieferte aber in einem von beiden Mannschaften hart geführten Spiele eine ordentliche Vorstellung ab. Alonso für das Foul an Isla Gelb zu geben, war ok, man hätte auch Rot ziehen können. Die Nachspielzeit von sechs Minuten war allerdings völlig übertrieben.
Das fiel auf:
- Die Chilenen blieben auch gegen Spanien ihrer riskanten Linie treu: Extremes Pressing tief in der spanischen Hälfte und permanentes Überzahlschaffen in Ballnähe durch viel Laufarbeit. Dazu die weit nach vorne geschobenen äußeren Mittelfeldspieler bei Ballbesitz, sodass sich La Roja in einem 3-1-6 aufstellte.
- Spanien kam mit der aggressiven Spielweise der Chilenen überhaupt nicht zurecht. Dem Weltmeister mangelte es an Ballsicherheit und Bewegung, um sich vom Druck des Gegners zu befreien. Wenn Spanien mal in die Nähe des chilenischen Strafraums kam, wurde der letzte Pass auf Costa schlampig ausgeführt.
- Del Bosques Umstellung auf 4-3-3 fruchtete nicht. Iniesta verließ die zentrale Mittelfeldposition immer wieder und wich nach links aus. Dadurch fehlte eine Anspielstation im Zentrum. Silva und Pedro rieben sich auf den Flügeln in Zweikämpfen auf.
- Nach der Pause zog sich Chile weit zurück und beschränkte sich in der Defensive darauf, die Räume dicht zu machen. Spanien igelte sich in der Hälfte der Chilenen ein und kam endlich zu gelungenen Kombinationen. Allerdings wurden selbst beste Torchancen (Busquets) ausgelassen.
- Der Weltmeister ließ alles vermissen, um den vorzeitigen K.o. zu verhindern. Im Spielaufbau unterliefen den Spaniern unerklärliche Fehlpässe und Missverständnisse, in der Defensive wurden erneut schwere Fehler gemacht, die von Chile sofort bestraft wurden.
- Spanien hatte der Gewandheit und dem Einsatz der Südamerikaner wenig entgegenzusetzen. Chile war auch taktisch besser spielte 90 Minuten lang sehr diszipliniert.