WM

Last-Minute-Sieg für die Schweiz

Enner Valencia erzielte die Führung. Es war sein fünftes Tor im fünften Spiel in Folge für Ecuador
© getty

Die Schweiz hat ihr erstes Spiel der Gruppe E bei der WM 2014 in letzter Minute mit 2:1 (0:1) gegen Ecuador gewonnen. Die Torschützen der Eidgenossen waren die beiden ersten Joker ihrer WM-Geschichte, die trafen.

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Vor 65.000 Zuschauern im Estadio Nacional in Brasilia erzielte Enner Valencia die Führung für die Südamerikaner (22.), die erstmals überhaupt auf die Schweiz trafen.

Nur 121 Sekunden nach seiner Einwechslung gelang Freiburgs Admir Mehmedi der Ausgleich für die Schweiz (48.). Mehmedi ist damit der erste Schweizer der WM-Geschichte, der als Joker traf.

Der eingewechselte Haris Seferovic traf in der Nachspielzeit nach einem Konter zum Sieg für die Schweiz. Zuvor wurde ein Treffer von Josip Drmic fälschlicherweise aberkannt.

Reaktionen:

Ottmar Hitzfeld (Trainer Schweiz): "Es ist unglaublich, dass wir das geschafft haben. Die Mannschaft hat immer an sich geglaubt. Wir hatten am Ende schon Probleme mit der Höhe von 1100 Metern, da waren uns die Ecuadorianer schon läuferisch überlegen. Ich bin sehr glücklich über die drei Punkte, das ist ein sehr guter Start."

Reinaldo Rueda (Trainer Ecuador): "Wir hatten scheinbar die Spielkontrolle, aber was nutzt das, wenn man am Ende verliert?"

SPOX-Spielfilm:

Nimmt man Herthaner Stocker schon dazu, spielt die Schweiz mit sieben Legionären aus der Bundesliga. Benaglio steht im Tor, links verteidigt sein Wolfsburger Kollege Rodriguez. In der Mitte spielt Hamburgs Djourou für Schär. Die Offensive besteht aus Bayerns Shaqiri, Gladbachs Xhaka (zentral), eben Stocker und Neu-Leverkusener Drmic im Sturm.

Auch Ecuador hat etwas Bundesliga zu bieten: Stuttgarts Gruezo läuft im defensiven Mittelfeld auf. Auf der rechten Seite beginnt mit Manchester Uniteds Antonio Valencia der größte Star der Mannschaft.

16.: Shaqiri bekommt in der Zentrale den Ball, zieht nach halblinks und schließt ab. Sein Flachschuss ist aber kein Problem für Keeper Dominguez.

22., 0:1, E. Valencia: Ayovi bringt einen Freistoß von links zentral in den Fünfer. Djourou und Inler stehen leer im Raum, Valencia hat freie Bahn und köpft aus kurzer Distanz ein. Sein fünftes Tor in den letzten fünf Spielen.

34.: Shaqiri mit der Ecke von rechts an den langen Pfosten. Behrami steigt hoch und köpft flach nach unten. Dominguez ist da.

36.: Inler versucht's von halblinks mit einem strammen Linksschuss aufs rechte Eck. Dominguez lenkt den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke.

47.: Lichtsteiner wird rechts außen angespielt, zieht nach innen und hält mit links drauf. Leicht abgefälscht geht die Kugel knapp links am Kasten vorbei - Eckball.

48., 1:1, Mehmedi: Und die Ecke führt zum Tor! Rodriguez bringt den Ball von links ähnlich wie beim 0:1 in den Fünfer. Gruezo pennt vollkommen, Mehmedi nickt quasi ohne hochzuspringen aus kurzer Entfernung ein.

59.: E. Valencia läuft von links parallel zum Strafraum und schließt dann mit rechts ab. Sein Schuss geht nur knapp rechts oben über den Kasten - gute Chance.

66.: Montero läuft mit viel Tempo von links in den Strafraum. Lichtsteiner kann nicht eingreifen. Montero schließt mit links flach ab, Benaglio wehrt zur Ecke ab.

73.: Ecuador verliert im Vorwärtsgang den Ball, die Schweizer kontert in Überfall, Mehmedi legt links raus zu Shaqiri, der etwas abgedrängt mit links nur das Außennetz trifft. Da war mehr drin!

74.: Ein Pressschlag im Mittelfeld landet im Rücken der Schweizer Abwehr. Benaglio kommt aus dem Tor, Djourou im Duell mit E. Valencia. Der Ball prallt Richtung Torlinie, doch von Bergen bereinigt die Situation.

86.: Arroyo schießt einen Freistoß aus der Distanz aufs Tor. Der Ball wird von der Schweizer Mauer abgefälscht, so dass Benaglio nur zur Seite abwehren kann.

90.+3, 2:1, Seferovic: Ecuador vergeigt eine Chance und kassiert den Konter. Rodriguez kommt links an den Ball und bringt ihn flach nach innen. Am kurzen Pfosten steht Seferovic und schießt zum Sieg ein.

Fazit: Sehr biederer Kick, der eigentlich keinen Sieger verdient hatte. Die Schweiz einfallslos, Ecuador nur nach Kontern auffällig.

Der Star des Spiels: Ricardo Rodriguez (SPOX-Note 2). Keine Glanzleistung, aber er tat das, was er besonders gut kann: Er bereitete mit seinem starken linken Fuß beide Schweizer Treffer vor. Seine Standards waren immer gefährlich. Dazu mit einer Passquote von über 90 Prozent und 80 Prozent gewonnener Zweikämpfe. Stark bei Ecuador: Montero.

Der Flop des Spiels: Valentin Stocker (SPOX-Note 5,5). Das war ganz nichts vom neuen Berliner, der in seinen 45 Minuten Einsatzzeit überhaupt nicht ins Spielgeschehen integriert war. Hatte nur 15 Ballkontakte und gewann schwache 20 Prozent seiner Zweikämpfe. Ohne Ideen und Tempo. Blieb zur Pause in der Kabine.

Der Schiedsrichter: Ravshan Irmatov (Usbekistan). Zeigte eigentlich eine solide, unauffällige Leistung. Leistete sich aber einen klaren Fehler, als er bei Drmics Tor (70.) auf Abseits entschied - der Ball kam aber vom Gegner. Korrekt, das Handspiel nach Schuss von Shaqiri im ecuadorianischen Strafraum als unabsichtlich zu werten (35.).

Das fiel auf:

  • Lange Zeit sehr behäbiger Auftritt der Eidgenossen, die im Spielaufbau ziemlich ideenlos daher kamen. Die Passgenauigkeit im vorderen Drittel zu schwach, so dass man kaum in den Rücken der Abwehr kam.
  • Ecuador reagierte zunächst abwartend und ließ die Schweiz etwas kommen. Sobald sie über die Mittellinie gelangte, bissen die Ecuadorianer aber giftig zu, waren eng am Mann und sabotierten mit ihrer starken Raumaufteilung die Schweizer Angriffsbemühungen. In den direkten Duellen scheiterte die Schweiz auch häufig an der gegnerischen Physis.
  • Das Tempo in den Aktionen der Hitzfeld-Truppe war sehr überschaubar, der Ballführende hatte meist nur offensichtliche und somit leicht zu verteidigende Anspieloptionen. Nach dem Rückstand versuchte man es mit Schüssen aus der Distanz oder hohen Hereingaben - Laufwege und Timing stimmten dabei aber kaum.
  • Ecuador auf dem Weg nach vorne eigentlich nur mit zwei Varianten: Entweder gab's einen langen Ball aus der Abwehr heraus auf die breit angelegten Flügel. Erfolgreicher waren jedoch die schnellen Konter im Umschaltspiel, nachdem die Schweiz beim Kombinieren gestört wurde.
  • Hitzfeld stellte zur Pause seine offensive Dreierreihe um und ließt Shaqiri zentral ankurbeln, Xhaka rückte rechts raus. Die Angriffe der Schweizer waren damit zumindest phasenweise deutlich dynamischer. Es wurde mehr rochiert, die Tiefe im Spiel war besonders durch die vertikalen Läufe vom aktiven Mehmedi gegeben.
  • Ecuador hatte es damit defensiv nicht mehr so einfach, wurde unkonzentrierter und leistete sich auch ein paar frühzeitige Ballverluste. Ansonsten blieb man beim selben Konzept: Das Zentrum aggressiv schließen und dann sofort der Steilpass auf die schnellen Offensivspieler.

Schweiz - Ecuador: Die Statistik zum Spiel