"Robben die beste Mannschaft der WM"

Fatih DemireliDaniel ReimannDavid Kreisl
02. Juli 201416:13
Führt Arjen Robben die Elftal zum WM-Titel?getty
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Die besten acht Mannschaften der Welt kämpfen in Brasilien um den größten Titel im Weltfußball. Wie reagieren die Gastgeber auf die Gustavo-Sperre? Ist Robben oder doch van Gaal wichtiger für die Elftal? Und wie profitiert Frankreich vom Ribery-Ausfall? Im Panel geben die SPOX-Redakteure Fatih Demireli, Daniel Reimann und David Kreisl sowie my-Spox-User StateFarm ihre Meinung ab.

Wie soll Brasilien auf die Gustavo-Sperre reagieren?

Fatih Demireli (SPOX): Erstmal betend. Luiz Gustavo ist nach Neymar die wichtigste Figur im System der Brasilianer. Er hält die Balance, er ist der Ruhepol. Ohne ihn wird Brasilien Probleme haben - da bin ich mir sicher. Eigentlich ist er unersetzlich. David Luiz ins Mittelfeld zu ziehen, macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Dafür sind Luiz und Thiago Silva viel zu gut eingespielt. Ich würde Hernanes bringen - gemeinsam mit ihm und Fernandinho hätte Brasilien dann die nötige Härte im Mittelfeld, um gegen Kolumbien zu bestehen. SPOX

Daniel Reimann (SPOX): Angeblich wurde im brasilianischen Fernsehen über ein 3-4-2-1 mit Dante als drittem Verteidiger spekuliert. Fände ich gut, da Marcelo links und Sicherheitsrisiko Alves auf rechts so besser abgesichert wären. Genauso wie Paulinho im zentralen Mittelfeld, dem ich Fernandinho an die Seite stellen würde. Gustavos Zweikampfstärke und Souveränität kann er nicht ersetzen, aber es wäre die stabilste Lösung und hat einen starke Debütsaison hinter sich.

David Kreisl (SPOX): Gustavo ist brutal wichtig für die Selecao und neben Neymar der einzige, der konstant liefert - ihn adäquat zu ersetzen ist nicht möglich. Ob der Alternativen im Mittelfeld, die bislang allesamt nicht überzeugen konnten, würde ich die Innenverteidigung auflösen und David Luiz ins Mittelfeld stellen. Ein bissiger, erfahrener Mann wie er könnte den Ausfall wenigstens einigermaßen auffangen, mit Dante steht zudem ein klasse Ersatz bereit.

mySPOX-User StateFarm: Gustavo ist der defensive Rückhalt der brasilianischen Offensiv-Power. Mit einer atemberaubenden Passquote von 90,5% in den bisherigen Spielen sichert er den Spielaufbau für Neymar und Co.! Gegen Kolumbien sollte Ramires an der Seite von Fernandinho agieren, im direkten Duell mit Konkurrent Hernanes zeichnen ihn seine Passquote in der gegnerischen Hälfte und der aggressivere Spielstil aus.

Wie soll Brasilien auf die Gustavo-Sperre reagieren?

Profitiert Frankreich vom Ribery-Ausfall?

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Profitiert Frankreich vom Ribery-Ausfall?

Fatih Demireli (SPOX): Definitiv! Und auch vom Fernbleiben Nasris. Ich bin mir sicher, dass Frankreich mit Franck Ribery nicht so aufgetrumpft hätte bei dieser WM. Mit Ribery war das Spiel der Franzosen sehr eindimensional, jetzt sind sie brutal unberechenbar. Valbuena, Griezmann, wenn auch nicht lang: Schneiderlin. Das sind alles richtig gute Kicker, die zur Entfaltung kommen, weil sie den Ball bekommen und spielen dürfen.

Daniel Reimann (SPOX): Frankreich ist sportlich ärmer ohne Ribery, das ist Fakt. Aber: Kann ein so schwerer Ausfall ein Team womöglich noch enger zusammenschweißen? Oder andere Spieler und das ganze Team stärker machen? Ich denke: Ja. Letzteres war schon 2010 im DFB-Team so, als Ballacks Verletzung Khedira ins Team spülte, der den bis dato größten Schritt seiner Karriere machte. Genauso blühen jetzt Valbuena und Griezmann plötzlich auf, dazu ist Frankreichs Spiel variantenreicher und weniger berechenbar.

David Kreisl (SPOX): In gewisser Weise schon. Der Ausfall von Ribery hat bei der Equipe Tricolore eine Jetzt-erst-recht-Mentalität ausgelöst, die bestimmt auch zu den starken Leistungen beigetragen hat. Auch fehlt ohne König Franck ein Fixpunkt, sodass das Spiel der Franzosen nicht so leicht ausrechenbar ist. Dennoch halte ich es für gewagt zu sagen, Frankreich sei nur so gut, weil Ribery nicht dabei ist. Europas Fußballer des Jahres in Topform wäre immer noch eine Verstärkung - für jedes Team bei dieser WM.

mySPOX-User StateFarm: Die Wirkung eines abwesenden Spielers ist immer schwer festzustellen. Immerhin fabrizieren die Franzosen zum seit längerer Zeit wieder ansehnlichen Fußball, offensiv spielen sie mit Tempo und Zug zum Tor, defensiv stehen sie stabil und machen einen guten Eindruck. Ribery ist ein Spieler, der auch bei Kontern gerne mal das Tempo raus nimmt und den typischen Ballbesitz-Fußball spielt. Das ist mit diesen Les Bleus nicht möglich. Sein Ausfall ist daher rückblickend betrachtet keine große Schwächung.

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Schweinsteiger oder Khedira: Für wen soll sich Löw gegen Frankreich entscheiden?

Fatih Demireli (SPOX): Da gibt's für mich keine Diskussion: Bastian Schweinsteiger ist der beste Mittelfeldspieler Deutschlands und in seinem ganzen Auftreten extrem wichtig für die Mannschaft. Ich bin geneigt zu sagen, dass ich genervt bin, dass er so viel in der Diskussion steht. Leute, Leute! Sami Khedira schätze ich, aber es ist eben nur ein halber Khedira, weil er nicht fit ist.

Daniel Reimann (SPOX): Für beide. Ich glaube, dass das deutsche Spiel ohne Kroos an Zielstrebigkeit gewinnen könnte. Khedira und Schweinsteiger haben zwar nicht seine brutale Konstanz und Präzision im Passspiel, dafür sind beide robuster, zielstrebiger und vor allem: risikofreudiger. Ihre Spielweise passt besser zu Löws neuem 4-3-3.

David Kreisl (SPOX): Es ist mir ein Rätsel, wie man immer noch nach Khedira schreien kann. Sein Kampfgeist nach dem Kreuzbandriss in allen Ehren, aber Khedira hat seit seinem Comeback kurz vor dem Champions-League-Finale gezeigt, dass er einfach noch nicht die Form für das höchste Niveau hat. Daran ändert auch ein passabler Auftritt gegen Algerien nichts. Schweinsteiger ist spielerisch und als Führungspersönlichkeit nicht ersetzbar. Das Mittelfeld sollte aus ihm, Lahm und Kroos bestehen.

mySPOX-User StateFarm: Für beide, indem er Lahm auf die Position des Rechtsverteidigers beordert und ihn dort seine Stärken ausspielen lässt, die ihn zu einem absoluten Weltklasse-Spieler machen. Da Löw aber bereits angekündigt hat, an seinen Entscheidungen festzuhalten, würde meine Wahl hierbei auf Schweinsteiger fallen, da er in deutlich präsenter und beweglicher ist. Zudem verleiht er dem deutschen Spiel im Gegensatz zu Khedira wenigstens hin und wieder Tempo.

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Fatih Demireli (SPOX): Arjen Robben ist die beste Mannschaft des Turniers. Und ich habe mich nicht verschrieben. Was der Kerl alleine auf den Kopf stellt, ist der Wahnsinn. Aber: Louis van Gaal hat Mut bewiesen und das heiliggesprochene Spiel der Niederländer in den Papierkorb geworfen und sein System kreiert. Holland hat früher super gespielt, war aber wenig effektiv. Jetzt spielen sie nicht den schönsten Fußball, sind aber effektiv. Louis hat Oranje zum Titelfavoriten gemacht.

Daniel Reimann (SPOX): Klar ist: Louis van Gaal hat die Elftal grundlegend umgekrempelt und ihr eine erstaunliche taktische Flexibilität injiziert. Trotzdem: Auch Einzelspieler können eine WM entscheiden. Erst recht, wenn sie die aktuelle Form von Arjen Robben haben. Nie in seiner Karriere wirkte er so torgefährlich, so unaufhaltsam, so selbstbewusst. Vergessen ist das Seuchenjahr 2012. Ohne einen Leader wie Robben wären van Gaals Niederlande nur halb so gefährlich.

David Kreisl (SPOX): Natürlich hat van Gaal das Spiel der Niederländer spektakulär umgekrempelt. Und natürlich ist es auch dieser Umstellung zu verdanken, dass die Holländer ein gehöriges Wörtchen um den Titel mitreden. Dennoch ist der Erfolg großteils auf Robben zurückzuführen. Was er in dieser überschaubaren Mannschaft abreißt, ist der pure Wahnsinn. Robben könnte in jeder Konstellation Spiele alleine entscheiden. Van Gaal kann noch so viel umstellen - ohne Robben würde er ziemlich blöd aus der Wäsche schauen.

mySPOX-User StateFarm: Spieler und Trainer sind schwer miteinander zu vergleichen. Robben spielt definitiv eine starke WM bisher. Dass er seine gute Form nun auch in der Elftal zeigen kann, liegt aber vor allem daran, dass er mit van Gaal einen Trainer hat, der ihn wertschätzt und fördert. Dementsprechend hat van Gaal direkt und indirekt die wichtigere Position für die Oranje.

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Reicht Argentiniens Minimalismus für den Titel?

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Fatih Demireli (SPOX): Ja. Bei den Argentiniern ist es ein bisschen wie bei den Niederländern. Oft schön, aber selten wirklich erfolgreich. Jetzt spazieren sie durch das Turnier, ohne wirklich neue Fans dazu gewonnen zu haben. Aber letztlich zählt der Titel, den sie beim größten Konkurrenten holen wollen und ich glaube auch, dass Argentinien mit diesem Material nicht anders spielen kann.

Daniel Reimann (SPOX): Ich habe die Gauchos ja schon in den Redaktionstipps als Sieger gesetzt (worauf ich mir brutalst einen einbilde!) und ich glaube nach wie vor: Argentiniens Qualität und Mentalität wird sie zum WM-Titel führen. Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss. Das haben die Argentinier konsequent bewiesen. Dazu sind viele Spieler noch längst nicht an ihrem Limit angelangt. SPOX

David Kreisl (SPOX): Nein. Wenn wir uns ehrlich sind, hatte die Albiceleste noch keinen ernsthaften Gegner. Trotzdem würgen sie sich eher schlecht als recht durchs Turnier und müssen froh sein, dass gegen die Schweiz nicht schon Schluss war. Bekommt ein Team Messi einigermaßen in den Griff und macht selbst seine Chancen - und das traue ich bis auf Costa Rica allen verbliebenen Mannschaften zu -, dann ist für die Gauchos Endstation.

mySPOX-User StateFarm: Sieben Tore aus vier Spielen - die argentinische Offensive spielt nach dem Motto "Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss". Obwohl sie den wohl bestbesetzten Sturm der WM haben, quält man sich zu Torerfolgen. Gegen ausgeglichenere und stärkere Gegner wie Brasilien und die verbliebenen Europäer (außer Belgien) sieht es meiner Meinung nach eher schlecht aus. Aber was haben wir während dieser WM gelernt? Nichts ist unmöglich!

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