Gut 18 Monate ist es her, dass Fagner Conserva Lemos, genannt Fagner, überhaupt erst sein Debüt für Brasilien feierte. Beim 1:0-Sieg im Freundschaftsspiel gegen Kolumbien durfte der Rechtsverteidiger starten und beackerte die rechte Seite die vollen 90 Minuten lang.
Dies schien Coach Tite so zu imponieren, dass er den 29-Jährigen in der Folge mit zwei weiteren Einsätzen belohnte. Sein Auftritt bei der 0:1-Niederlage gegen Argentinien im Juni des vergangenen Jahres sollte jedoch vorerst sein letzter bleiben.
Fagner: Eigentlich kein Platz in der brasilianischen Abwehr
Mit Marcelo auf der linken und Dani Alves auf der rechten Abwehrseite hat Brasilien zwei der erfolgreichsten und erfahrensten Defensivgrößen auf den Außenbahnen, die im Normalfall auch zu 100 Prozent gesetzt sind. So kam es, dass Fagner nach drei Länderspielen erst einmal wieder auf der Bank Platz nehmen musste oder nicht einmal im Kader stand.
Ein lausiger, siebenminütiger Einsatz im WM-Test gegen Gastgeber Russland Mitte März machte die gesamte Länderspielbilanz des Corinthians-Rechtsverteidigers im Jahr 2018 aus. Es war lange Zeit nicht mal klar, ob der 29-Jährige überhaupt mit nach Russland fahren würde, da Brasilien mit Danilo vom englischen Meister Manchester City einen weiteren gestandenen Verteidiger in seinen Reihen hat.
Es schien, als sei im Schatten der Stars aus Europa kein Platz für den Jungen aus Sao Paolo, der als einer von wenigen Brasilianern überhaupt in der Heimat aktiv ist.
Dani Alves' Verletzung als Fagners Riesenchance
Nach einer souveränen Qualifikation und der Gewissheit, dass Superstar Neymar pünktlich zur WM fit werden würde, war in Brasilien die Stimmung prächtig. Das Team war grunderneuert und hatte mit der Truppe des 1:7-Desasters von 2014 nur noch wenig gemein.
Knapp einen Monat vor WM-Beginn dann der Schock: Im allerletzten Pflichtspiel der Saison zog sich PSG-Verteidiger Dani Alves eine Kreuzbandverletzung zu. Die Folge: das bittere WM-Aus für die 35-Jährige Stimmungskanone. Während ganz Brasilien trauerte, bot sich Fagner eine ungeahnte Chance.
"Ich würde mir natürlich niemals wünschen, dass so etwas passiert, aber das ist Fußball. Du musst vorbereitet sein. Auf der einen Seite bist du traurig darüber, wie es passiert ist, auf der anderen Seite bist du auch froh, dass du dein WM-Debüt feiert kannst", sagte der 29-Jährige.
Fagner: Dank Fortuna auf den Spuren von Cafu
Der Jubel über die Nominierung war groß, die Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung im ersten WM-Spiel gegen die Schweiz aber wahrscheinlich genauso. Doch Fortuna war Fagner erneut hold: Auch Konkurrent Danilo zog sich im Abschlusstraining zum zweiten Spiel eine Verletzung zu, die ihn vorerst außer Gefecht setzte.
So kam es, dass der in Europa gescheiterte Außenverteidiger Fagner im zweiten Vorrundenspiel der Selecao gegen Costa Rica sein unerwartetes WM-Debüt feierte. Bei den Wölfen reichte sein Können nicht mal für die Ersatzbank, bei Brasilien stand er plötzlich in der Startelf.
Damit bewegt er sich auf den Spuren von Legenden wie Cafu oder Carlos Alberto, die ihrerseits von Verletzung ihrer Konkurrenten begünstigt ihre WM-Chancen bekamen. "So viele großartige Verteidiger haben dieses Trikot getragen. Alle waren so gut und ich hoffe, dass ich meinen eigenen Namen in die Geschichtsbücher schreiben kann", schwärmte Fagner.
Die WM ist für ihn die wohl größte und auch einzige Chance seinen Namen für immer unvergessen zu machen. Und warum auch nicht, die WM schreibt ja bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Oder anders gesagt: Wenn nicht hier, wo dann?
Fagners Leistungsdaten für die Selecao
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Gelbe Karten | Minuten |
Freundschaftsspiele | 3 | - | - | - | 170 |
Weltmeisterschaft | 2 | - | - | - | 180 |
WM-Qualifikation | 1 | - | - | - | 90 |