Englands Coach Southgate stellte seine Elf im Vergleich zum Belgien-Spiel auf neun Positionen um und vertraute damit wieder der eigentlichen Stammelf, im gewohnten 3-5-2. Pekerman tauschte zweimal, darunter Barrios für den nicht rechtzeitig fit gewordenen James.
Die Zuschauer im Spartak-Stadion, mehrheitlich auf der Seite der Südamerikaner, sahen eine erste Halbzeit ohne viele Höhepunkte. England war dabei die ersten 20 Minuten feldüberlegen, konnte sich dabei aber nur einen Kopfball von Kane aus spitzem Winkel erarbeiten. Danach war die Partie ausgeglichen, beide Abwehrreihen arbeiteten gut und giftig in den Zweikämpfen. Ohne James war Kolumbiens linke Seite fast vollständig verwaist, offensive Akzente gab es nur über rechts.
Kurz vor der Pause zirkelte Trippier einen Freistoß am linken Pfosten vorbei, zuvor hatte Barris Glück, als er für einen Kopfstoß gegen Henderson nur die Gelbe Karte sah. Ein äußerst ungeschickt geführter Zweikampf von Sanchez im Strafraum gegen Kane sorgte für Englands Führung, der Torjäger verwandelte den Elfmeter selbst.
Danach wurde die Partie immer hitziger, Referee Geiger zückte mehrfach Gelb gegen aufgebrachte Kolumbianer. England hatte in der folgenden Viertelstunde mehr vom Spiel, verpasste in Person von Alli und Maguire aber das 2:0. Kolumbiens bis dahin beste Chance des Spiels resultierte aus einem krassen Fehler von Walker, Cuadrado vergab jedoch kläglich (81.). Erst in der Nachspielzeit wurde es wieder gefährlich: Pickford hielt spektakulär gegen Uribe, den anschließenden Eckball versenkte Mina per Kopf zum glücklichen Ausgleich.
England schien geschockt und agierte in der Verlängerung zunächst übervorsichtig. Nach dem Seitenwechsel war der Weltmeister von 1966 dann die bestimmende Mannschaft, Rose und Dier vergaben gute Chancen auf den Sieg. Kolumbien schien sich eher mit der Elfmeter-Lotterie anfreunden zu können - zu Unrecht.
Im Viertelfinale trifft England am Samstag nun auf Schweden.
Die Daten des Spiels Kolumbien - England
Tore: 0:1 Kane (57./Foulelfmeter), 1:1 Mina (90.+3)
Elfmeterschießen:
1:0 Falcao
1:1 Kane
2:1 Cuadrado
2:2 Rashford
3:2 Muriel
Ospina hält gegen Henderson
Uribe trifft die Latte
3:3 Trippier
Pickford hält gegen Bacca
3:4 Dier
- Harry Kane ist der erste Engländer seit Tommy Lawton 1939, der in 6 Einsätzen in Folge getroffen hat.
- Yerri Mina ist der erste Spieler mit 3 Kopfballtoren bei einer WM seit Miroslav Klose 2002 (5).
- Für England war es das erste Gegentor in der Nachspielzeit der WM-Geschichte.
- England bleibt auch im sechsten Aufeinandertreffen mit Kolumbien ungeschlagen (4 Siege, 2 Remis).
Der Star des Spiels: Harry Kane (England)
Sechstes Tor im vierten Turnierspiel, holte den Elfmeter selbst heraus und verwandelte sicher. Auch sonst auffälligster Engländer. Ließ sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen, um das Spiel anzukurbeln, im Strafraum dennoch mehrfach gefährlich. Führte die meisten Zweikämpfe seines Teams, gewann davon sensationelle 80 Prozent. Auch im Elfmeterschießen eiskalt.
Der Flop des Spiels: Carlos Sanchez (Kolumbien)
Wenige Impulse nach vorn, kam im Mittelfeld nicht in die Zweikämpfe. Verschuldete den Elfmeter gegen sein Team in stümperhafter Manier. Musste in der 79. Minute runter.
Der Schiedsrichter: Mark Geiger (USA)
Schwache Leistung des Unparteiischen. Kuriose Entscheidung, Barrios für seinen Kopfstoß Gelb zu zeigen - wenn es ein Foul ist, ist es Tätlichkeit und damit Platzverweis. Schaffte es nicht, Ruhe ins Spiel zu bringen. Der Elfmeterpfiff war vertretbar, ließ danach aber minutenlang mit sich diskutieren. Hatte keine klare Linie bei seinen Verwarnungen vorzuweisen und lag bei Fouls mehrfach falsch. Lag in der Schlussphase der regulären Spielzeit aber richtig, als er Lingard keinen Elfer zusprach.
Die Reaktionen zu Kolumbien - England
Jose Pekerman (Trainer Kolumbien): "Es tut weh. Wir haben alles gegeben und hart gearbeitet. Das Match war sehr schnell und wir haben gut mitgehalten. Die Mannschaft hat sich während des Turniers weiterentwickelt. Wir waren in einer exzellenten Verfassung."
Gareth Southgate (Teammanager England): "Elfmeterschießen sind hart. Wir haben lange und intensiv über den Ablauf eines Elfmeterschießens geredet. Die Spieler sind ruhig geblieben. Es ist ein besonderer Moment für uns."