Die Schweiz fand gegen die Techniker der Selecao über aggressives Zweikampfverhalten einen Zugang zum Spiel, verpasste jedoch eine konstant enge Staffelung der beiden Abwehrreihen. Sobald sich Brasilien in die Zwischenräume kombinierte, wurde es dank gut getimeter Rhythmuswechsel gefährlich.
Das Tempo der Offensive gepaart mit den vielen Einzelkönnern war zu viel für die Schweiz - bezeichnend dafür Coutinhos Treffer zum 1:0, als er einen schwach geklärten Ball aus rund 16 Metern halblinker Position in den rechten Winkel zirkelte.
Neben solchen Individualisten fehlte es der Schweiz in der Offensive schlicht an Präzision. Die Petkovic-Elf strahlte zu wenig Torgefahr aus. Der erste Schuss aufs Tor von Alisson resultierte aus einer Ecke in der 50. Minute und führte direkt zum schmeichelhaften Ausgleich: Zuber köpfte den Ball relativ unbedrängt aus kurzer Distanz ins Tor.
Brasiliens Kontrolle avancierte teilweise zu lethargischem Ballbesitzspiel, das die nun intensiver attackierenden Schweizer bestraften. Der Punkt gegen den Mitfavoriten auf den Titel in Russland ging dank des aufopferungsvollen Kampfes der Schweizer in Ordnung, auch wenn Brasilien in der Schlussphase erneut zu guten Chancen kam.
Die Daten des Spiels Brasilien - Schweiz
Tore: 1:0 Coutinho (20.), 1:1 Zuber (50.)
- Hoffenheims Zuber war in den letzten sechs Spielen für die Schweizer Nationalmannschaft an sechs Toren direkt beteiligt (4 Tore, 2 Assists).
- Zehn der 19 Schweizer Fouls bekam Neymar ab. Zuletzt wurde Alan Shearer (England) so häufig in einer Partie zu Fall gebracht - gegen Tunesien 1998 (elf Mal).
- Es war erst das zweite Spiel bei Weltmeisterschaften, das die Brasilianer nach Halbzeitführung nicht gewannen.
Der Star des Spiels: Valon Behrami (Schweiz)
Nahm Neymar so gut es ging aus dem Spiel. Als persönlicher Bewacher des Superstars von Paris Saint-Germain gewann Behrami 61,5 Prozent seiner Zweikämpfe und eroberte elf Mal den Ball - Bestwert bei den Schweizern. Auch im Spiel mit dem Ball ein wichtiger Stabilisator im Zentrum. Brachte 93,2 Prozent seiner Pässe an den Mann.
Der Flop des Spiels: Miranda (Brasilien)
Wenig gefordert, ging jedoch in den entscheidenden Momenten zu wenig körperbetont in die Zweikämpfe. Das 1:1 geht zu großem Anteil auf seine Kappe.
Der Schiedsrichter: Cesar Ramos (Mexiko)
Souveräner Auftritt in einer über weite Strecken fairen Partie. Der von den Brasilianern monierte Schubser von Zuber gegen Miranda beim 1:1 war zu wenig für einen Foulpfiff - richtige Entscheidung des Mexikaners. Beim Zweikampf von Akanji gegen Jesus (74.) hätte Ramos auch auf Elfmeter entscheiden können. Akanji traf den Angreifer zwar nicht klar, brachte ihn durch seinen robusten Körpereinsatz aber fragwürdig zu Fall - eine strittige Szene.
Brasilien - Schweiz: Die Reaktionen der Trainer
Tite (Trainer Brasilien): "Ich mache den Schiedsrichtern keinen Vorwurf. In den 15 Minuten nach dem Gegentor haben wir die Balance verloren. Wir hatten 20 Abschlüsse, aber es sind zu wenige auf das Tor gekommen."
Vladimir Petkovic (Trainer Schweiz): "Die Brasilianer waren besser und hatten mehr Chancen - keine Frage. Aber ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat nie aufgegeben. Jetzt haben wir eine hervorragende Ausgangsposition."