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Kanadas WM-Qualifikation: Übrigens eine Fußball-Nation

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Fußballer aller Nationen für Kanada

Mittlerweile sieht die Situation komplett konträr aus: Aktuell entscheiden sich Spieler aktiv für Kanada, die auch für andere Nationen auflaufen könnten. Davies wurde als Sohn liberischer Eltern in einem Flüchtlingslager in Ghana geboren, ehe seine Familie nach Kanada auswanderte. Der 38-jährige Kapitän und Mittelfeld-Veteran Atiba Hutchinson von Besiktas Istanbul hat Vorfahren aus Trinidad und Tobago.

Keeper Milan Borjan stammt aus dem heutigen Kroatien und kam wie Davies als Kriegsflüchtling nach Kanada, heute steht er bei Roter Stern Belgrad im Tor. Jonathan David hat haitianische Wurzeln, geboren wurde er in New York. Der 22-jährige Stürmer ist neben Davies der berühmteste Spieler seiner Mannschaft. In der vergangenen Saison schoss er seinen Klub OSC Lille zum sensationellen Meistertitel in der Ligue 1.

In der nordamerikanischen WM-Qualifikation ist er mit neun Treffern aber nur der zweitgefährlichste Torschütze hinter seinem Landsmann Cyle Larin von Besiktas, der gar schon 13-mal netzte. In der aktuellen Finalrunde mit den acht besten Nationen des Kontinents verfügt Kanada mit 23 Treffern und nur sechs Gegentoren über die beste Offensive und die beste Defensive.

Davies durfte sich bis zu seiner Zwangspause übrigens anders als bei seinem Klub FC Bayern eher der Offensivabteilung zugehörig führen. Herdman setzt ihn meist als linken Flügelstürmer ein, vereinzelt sogar als Sturmspitze. In der Defensive wirke Davies laut seinem Trainer teilweise "wie ein eingesperrter Löwe. Er braucht mehr Freiheiten." Die Zahlen zur Freiheit: 26 Scorerpunkte in 30 Länderspielen.

Kanada: Neue Profiliga und neuer Star

Davies ist nicht der einzige Deutschland-Legionär in der kanadischen Nationalmannschaft. Da wäre noch Innenverteidiger Scott Kennedy vom SSV Jahn Regensburg. Er kam 2015 mit 18 nach Deutschland, wo er sich seitdem vom Sechstligisten SB Chiemgau Traunstein über Österreich bis in die 2. Bundesliga kämpfte.

Um jungen kanadischen Talenten wie Kennedy künftig eine Perspektive in der Heimat zu bieten, wurde 2019 eine professionelle Fußballliga gegründet. Das erste diesbezügliche Experiment scheiterte nach fünf Jahren 1992, in der Zwischenzeit gab es tatsächlich keine Profiliga in Kanada.

Die zuvor einzigen drei Profiklubs des Landes CF Montreal, Toronto FC und Vancouver Whitecaps spielen seit jeher in der US-amerikanisch angeführten MLS mit. Sie setzen vornehmlich auf Legionäre, den berühmtesten hat bald Toronto. Im kommenden Sommer wechselt Europameister Lorenzo Insigne ablösefrei vom SSC Neapel nach Toronto und wird zum größten Star, der je in Kanada gespielt hat.

In der neuen Canadian Premier League liegt der Fokus dagegen auf der Nachwuchsförderung. Jede Mannschaft ist verpflichtet, pro Spiel mindestens sechs Kanadier aufzubieten, von denen die Hälfte unter 21 sein muss. Dieser neue Fokus auf den Nachwuchs ist auch als Vorbereitung auf die WM 2026 zu betrachten. Für die ist Kanada nämlich ebenfalls schon qualifiziert, gemeinsam mit Mexiko und den USA als Ausrichter.

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