Als Thomas Müller nach dem 1:1 gegen Spanien in der Mixed Zone des Al-Bayt-Stadions gerade über ungenutzte Ballgewinne philosophierte, da spazierte Leroy Sané hinter ihm vorbei und rief freudig: "Jappa, jappa, jappa!" Was er damit sagen wollte, war nicht ganz ersichtlich. Was man dadurch aber dennoch erfuhr: Sané dürfte gut gelaunt sein - und das ist bei ihm mehr noch als bei anderen Spielern ein elementar wichtiges Zeichen. Sanés Leistungen hängen stark mit Selbstvertrauen, mit Selbstsicherheit zusammen.
In der Hinrunde passten beim FC Bayern München Leistung und Laune, in 19 Pflichtspielen gelangen Sané starke 16 Scorerpunkte. Nach der für ihn so bitteren Kader-Ausbootung im Vorfeld der WM 2018 in Russland wollte es Sané diesmal in Katar allen zeigen - und Trainer Hansi Flick wollte es ihn auch zeigen lassen. Eigentlich war der 26-Jährige als Linksaußen fix für die Startelf eingeplant.
Daraus wurde aber erstmal nichts: Wegen Problemen am rechten Knie fiel Sané für das Auftaktspiel gegen Japan aus. Gegen Spanien reichte es immerhin für eine Einwechslung. Es war Sanés erstes WM-Spiel überhaupt und gleichzeitig eine Bewerbung für seinen ersten WM-Startelfeinsatz.
In der 70. Minute kam Sané gemeinsam mit Niclas Füllkrug ins Spiel. Beide sorgten sofort für Impulse und waren am späten Ausgleich entscheidend beteiligt. Sané bediente Jamal Musiala, der dann Füllkrugs Treffer vorbereitete. Jappa, jappa, jappa!
Marcus Sorg lobt Leroy Sané nach dem Spanien-Spiel
"Leroy hat das auf den Platz gebracht, was er kann und was wir an ihm schätzen", lobte Co-Trainer Marcus Sorg bei einer Pressekonferenz am Montag und zählte auf: "Das sind Tempo-Dribblings, Wege in die Tiefe, Eins-gegen-eins-Duelle zu gewinnen, Überzahlsituationen zu schaffen, Torchancen zu kreieren. Das alles hat er gezeigt."
Schon im Vorfeld hatte Flick Sané wahlweise als "Unterschiedsspieler" oder "Waffe" bezeichnet. Als jemand, der "mit seinen Qualitäten ein Spiel alleine drehen kann". Joshua Kimmich lobte: "Mit seinem Speed und seiner Torgefahr tut er jedem Gegner weh und uns gut."
Es sind aber längst nicht mehr nur seine Angriffs-Fähigkeiten, die Sané auszeichnen. In den vergangenen Monaten hat er sich auch im Spiel gegen den Ball gesteigert. Mittlerweile eilt er nach Ballverlust energisch bis in die eigene Hälfte zurück. Er überzeugt also auch mit "talentfreien Aktionen", wie es sein Klub-Trainer Julian Nagelsmann gerne nennt. Einst regelmäßig geäußerte Vorwürfe hinsichtlich einer zu laschen Körpersprache oder mangelhaftem Engagement im Defensivspiel kamen lange nicht mehr auf.
DFB-Team: Wen könnte Sané aus der Startelf verdrängen?
Laut Flick war Sané tatsächlich schon gegen Spanien "eine Option von Anfang an". Nach seiner starken Vorstellung dürfte er nun beim entscheidenden Gruppenspiel gegen Costa Rica in die Startelf zurückkehren. Für einen Achtelfinaleinzug muss Deutschland gewinnen und gleichzeitig auf spanische Schützenhilfe gegen Japan hoffen. Sané versicherte: "Dem Knie geht es besser. Ich denke schon, dass ich wieder von Anfang an spielen kann."
Wer für ihn weichen müsste, hängt von mehreren Faktoren ab. Vertraut Flick erneut auf das Mittelfeld-Trio bestehend aus Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan? Setzt er im Sturm auf die echte Neun Niclas Füllkrug? Bejaht Flick diese Fragen, könnten Sané und Jamal Musiala eine Flügelzange bieten. Kein Platz wäre in diesem Fall für seine bisher enttäuschenden Klub-Kollegen Serge Gnabry und Thomas Müller.
WM 2022: Die aktuelle Tabelle in Gruppe E
Rang | Nation | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Pkt. |
1 | Spanien | 2 | 1 | 1 | 0 | 8:1 | 7 | 4 |
2 | Japan | 2 | 1 | 0 | 1 | 2:2 | 0 | 3 |
3 | Costa Rica | 2 | 1 | 0 | 1 | 1:7 | -6 | 3 |
4 | Deutschland | 2 | 0 | 1 | 1 | 2:3 | -1 | 1 |