Nach dem Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der WM erklingen hierzulande leise Stimmen, die Manuel Neuers Status als Nummer eins der DFB-Auswahl infrage stellen. Der 36-Jährige wirkte in Katar zuweilen unsicher in entscheidenden Momenten der Gruppenphase.
Dass auch Neuer irgendwann seinen Platz räumen muss, ist Teil des Geschäfts. Vor ihm erging es auch anderen deutschen Schlussmännern wie Sepp Meier, Bodo Ilgner oder Oliver Kahn ebenso.
Allerdings war Deutschland bisweilen für seine Dichte an Spitzentorhütern bekannt. Das hat sich ein wenig verändert. Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Oliver Baumann können von sich behaupten, dass sie die Qualitäten haben, um Deutschland als Nummer eins zu vertreten. Aber die einstmaligen Luxusprobleme, die Bundestrainer bei der Auswahl der Torhüter hatten, scheinen vorbei. Anders ist das beim Nachbar südlich des Bodensees.
Die Schweiz hat nicht nur zig Torhüter in der jüngeren Vergangenheit nach Deutschland exportiert, sondern generell eine Fülle an talentierten Schlussmännern. Angeführt wird die Riege natürlich von Yann Sommer, bei dem wieder einmal Topklubs wie Manchester United anklopfen sollen.
Aber als Sommer für das letzte Gruppenspiel ausfiel, rutschte Gregor Kobel in die Startformation. Der Dortmunder Keeper ist nicht minder talentiert und hat dem BVB seit seiner Ankunft aus Stuttgart schon so manchen Punkt gerettet. Hinter Sommer und Kobel tummeln sich Yvon Mvogo, Jonas Omlin, Philipp Köhn und noch einige mehr.
Schweiz: Dichte an starken Torhütern beeindruckend
Gerade für eine vergleichsweise kleine Nation ist die Dichte an talentierten Keepern beeindruckend. Und das nicht erst seit ein paar Tagen. Schon um die Jahrtausendwende und danach machten Schweizer Schlussmänner wie Jörg Stiel, Diego Benaglio und Pascal Zuberbühler auf sich aufmerksam.
Letzterer hat das Wissen über die Torwartausbildung in der Schweiz bereits innerhalb der FIFA weitergegeben und spricht als "Koordinator Torwartbereich" im Weltverband des Öfteren auf Tagungen und dergleichen über die Erfolgsformeln in seinem Land.
Während vielleicht so mancher die Torwartdichte in der Alpennation mit Klischees wie Zuverlässigkeit und Sicherheitsdenken verbindet, steckt in Wirklichkeit vor allem ein durchdachtes Ausbildungssystem dahinter.
WM 2022: Zuberbühler und Foletti als Ausbilder
In der Schweiz sei eine ganz besondere Torhüterkultur entstanden, nachdem im Schweizerischen Fußball-Verband "sehr früh überlegt wurde, wie es aussieht mit den Schweizer Torhüterentwicklungen", sagt Zuberbühler. Der 51-Jährige argumentiert, dass die Ausbildung vor allem dann gelingt, wenn ausreichend Ressourcen, sprich auch Trainingsteilnehmer, zur Verfügung gestellt werden.
Es genügt eben nicht, die Torhüter nur unter sich trainieren zu lassen. So verbessert sich logischerweise das Spiel mit dem Fuß wie auch die Strafraumbeherrschung nur bedingt. In der Schweiz werden Trainingseinheiten häufiger als anderswo um die Schlussmänner herumgeschneidert.
Darüber hinaus, meint Zuberbühler, seien die Schweizer seit vielen Jahren besonders gut darin, Torhüter zu pushen und auch zu schützen, damit sie nach Fehlern eben nicht direkt um ihren Platz in der Startelf bangen müssen. Das Torwartspiel ist mehr noch als andere im Fußball psychologisch diffizil. Während Zuberbühler so ein wenig als Sprachrohr der Torwartausbildung in der Alpennation fungiert, ist der wohl beste Ausbilder Patrick Foletti.
Der ehemalige Keeper von den Grasshoppers und Derby County arbeitet seit 2011 für den Nationalverband und ist auch bei dieser WM im Stab von Murat Yakin wieder dabei. Foletti sagt über sich, dass er als Torwarttrainer auch eine Art Mentalcoach sei.
Seinen Schützlingen zeigt er nicht nur besondere Kniffe, um so wenig wie möglich Gegentore zu kassieren, sondern gibt ihnen auch jenes Selbstvertrauen, das es braucht, um für gegnerische Angreifer fast unüberwindbar zu wirken. Genau das gelingt Sommer, Kobel und Co. immer wieder.
WM 2022: Duelle im Achtelfinale
Runde | Termin | Begegnung |
Achtelfinale | 03.12., 16 Uhr | Niederlande 3:1 USA |
Achtelfinale | 03.12., 20 Uhr | Argentinien 2:1 Australien |
Achtelfinale | 04.12., 16 Uhr | Frankreich 3:1 Polen |
Achtelfinale | 04.12., 20 Uhr | England 3:0 Senegal |
Achtelfinale | 05.12., 16 Uhr | Japan 1:3 n.E. Kroatien |
Achtelfinale | 05.12., 20 Uhr | Brasilien 4:1 Südkorea |
Achtelfinale | 06.12., 16 Uhr | Marokko - Spanien |
Achtelfinale | 06.12., 20 Uhr | Portugal - Schweiz |
Viertelfinale | 09.12., 16 Uhr | Kroatien - Brasilien |
Viertelfinale | 09.12., 20 Uhr | Niederlande - Argentinien |
Viertelfinale | 10.12., 16 Uhr | Marokko / Spanien - Portugal / Schweiz |
Viertelfinale | 10.12., 20 Uhr | Frankreich - England |