- Der in der ersten Halbzeit überragende Angel Di María und vor allem Doppeltorschütze Lionel Messi sorgten beim 3:3 für die Tore Argentiniens. Kylian Mbappé hatte Frankreich durch einen Doppelschlag (80., 82.) in die Verlängerung und in der 118. Minute sogar ins Elfmeterschießen geschossen.
- Lionel Messi entschied somit erst das Duell der beiden Superstars von Katar-Klub Paris Saint-Germain im Finale für sich, ehe er zum besten Spieler der WM 2022 in Katar gekürt wurde. Von einem Rücktritt aus der Nationalmannschaft wollte er anschließend nichts wissen.
- Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Gonzalo Montiel, FCB-Profi Kingsley Coman und Aurelien Tchouameni hatten vergeben. Messi und Mbappé hatten die jeweils ersten Elfmeter für ihre Mannschaften verwandelt.
- Lionel Messi wurde mit seinem 26. Einsatz zum WM-Rekordspieler und löste Lothar Matthäus ab. Außerdem ist er der erste Spieler, der bei einer WM sowohl in der Gruppenphase, im Achtel-, Viertel-, Halb- und im Finale ein Tor erzielt hat.
- Enzo Fernández wurde zum besten jungen Spieler des Turniers gespielt. Torwart Emiliano Martínez erhielt den Goldenen Handschuh für den besten Torhüter des Turniers.
- Kylian Mbappé wurde mit acht Toren WM-Torschützenkönig.
- Bei der Anreise zum Finalstadion war es zu teils chaotischen Szenen gekommen, zeitweise musste die neue Metro-Station des Lusail-Stadions sogar gesperrt werden.
Argentinien - Frankreich: Die Analyse
Lionel Scaloni hatte ein wenig überraschend Angel Di María in die Startelf gestellt - und noch überraschender war, dass sich der offensive Mittelfeldspieler von Juventus nicht rechts im Vierermittelfeld orientierte, sondern als linker Flügelstürmer. Die Franzosen schienen von diesem taktischen Kniff der Argentinier total überrascht, Di María positionierte sich sehr hoch, machte das Spiel breit und beschäftigte so permanent Jules Koundé und Ousmane Dembélé.
Die ersten drei Angriffe der überhaupt sehr druckvoll beginnenden Argentinier liefen über den von Lionel Messi in Szene gesetzten Di María über links. Auch Argentiniens 1:0 war eine Co-Produktion der beiden Altmeister. Dembélé konnte ein Dribbling Di Marías nur durch ein Foul im Strafraum stoppen, Messi verlud beim folgenden Elfmeter Hugo Lloris. Sein 1:0 in der 23. Minute war der sechste Turniertreffer des neuen WM-Rekordspielers und einzig wahren noch aktiven GOAT-Kandidaten.
Auch nach dem Führungstreffer ließen die Argentinier keinen Zweifel daran, dass sie an diesem Abend sich selbst, ihren Familien, Messi und sicher auch ihrem Land diesen Titel schenken würden. Das 2:0 in der 36. Minute entsprang wieder so einer Co-Produktion Messis und Di Marías, diesmal aber mit umgekehrten Vorzeichen: Nahuel Molina fing Dayot Upamecanos langen Pass ab, leitete den Ball zu Messi, dessen sagenhaft lockerer Lupfer das komplette Feld öffnete, Julián Alvarez passte den Ball dann auf Alexis Mac Allister, der aus dem blitzschnellen und meisterhaft ausgespielten Konter mit einem sauberen Querpass auf Di María endgültig den wunderbaren Spielzug zum 2:0 vollendete.
Deschamps wechselte noch vor der Pause zwei seiner Offensivspieler aus und brachte zwei Bundesligaspieler. Für Mittelstürmer Olivier Giroud kam Mönchengladbachs Marcus Thuram, für den gegen Di María völlig überforderten Dembélé kam Randal Kolo Mouani von Eintracht Frankfurt. Den beiden gelang in der ersten Halbzeit auch kein Schuss mehr, weswegen Frankreich ohne einen einzigen Schussversuch und gar ohne eine einzige Ballaktion im gegnerischen Strafraum in die Pause ging.
Seit dem WM-Finale 1970, in dem Brasilien und der große Pelé dank des 4:1 gegen Italien ihre dritte Weltmeisterschaft feierten, dürfte es in keinem Endspiel so einseitig zugegangen sein. Der amtierende Weltmeister wurde regelrecht vorgeführt von Messi und Argentinien - ohne dass die Albiceleste wirklich zauberte. Doch so einseitig blieb es nicht. Im Gegenteil.
Argentinien - Frankreich, Analyse: Messi und Mbappé im GOAT-Duell
Zweite Halbzeit und Verlängerung machten aus dem Finale eines der epischsten WM-Spiele überhaupt. Doch zunächst wurde das Geschehen etwas ruppiger, irgendwann gelang dem sehr lange so gut wie unsichtbaren Superstar Kylian Mbappé, inzwischen vom linken Flügel ins Sturmzentrum gerückt, sogar so etwas wie ein Torschuss, doch Frankreich gelang bis zur 80. Minute nicht mal der Hauch eines Zugriffs aufs Spiel.
Doch dann traf Nicolás Otamendi Kolo Muani im Strafraum am Oberschenkel. Mbappé verwandelte mit seinem 25. Ballkontakt den fälligen Elfmeter sicher. Keine zwei Minuten später eroberte der eingewechselte Bayer Kingsley Coman den Ball von Messi, über Adrien Rabiot kam der an Mbappés Kopf. Von dort flog das Spielgerät quer zu Thuram, der ihn sofort wieder zurückspielte, sodass Mbappé einen wunderschönen Volley-Treffer hinlegen konnte, der das Spiel komplett aus seinen Angeln hob. Die Franzosen als Party-Crasher! Argentinien brauchte bis zur siebten Minute der Nachspielzeit der regulären Spielzeit, um wieder für Gefahr zu sorgen, doch Hugo Lloris hielt Messis Schuss.
In der Verlängerung hatte Argentinien zunächst wieder leichte Vorteile, bis Messi beim Abpraller von Lloris nach einem Gewaltschuss des eingewechselten Lautaro Martinez per Abstauber (!) vermeintlich alles klar machte. Dass er sich damit noch nicht selbst zum Weltmeister krönte, lag am anderen Superstar des Katar-Klubs Paris Saint-Germain in diesem Finale: Mbappé verwandelte den dritten Elfmeter, diesmal einen Handelfmeter, dieses auf ebenso wundersame wie herrliche Weise komplett aus den Fugen geratenen Spiels zum 3:3. Im Elfmeterschießen trafen beide Superstars die jeweils ersten Versuche für ihre Mannschaften. In der Folge trafen alle Argentinier, Frankreich vergab zwei. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Gonzalo Montiel.
Argentinien - Frankreich: Die Stimmen zum Spiel
Didier Deschamps (Nationaltrainer Frankreich): "Wenn man sich das ganze Spiel anschaut, muss man zugeben, dass wir 70 Minuten lang nicht auf dem Niveau von Argentinien waren. Aber wir sind von den Toten auferstanden und hätten in der letzten Minute der Verlängerung sogar gewinnen können. Es war ein großartiges Comeback. Wir waren so nah dran, aber es sollte nicht sein. Einigen unserer Schlüsselspieler fehlte ein bisschen die Energie. Letztlich wurde unser Traum leider nicht wahr."
Lionel Scaloni (Nationaltrainer Argentinien): "Wir haben das noch nicht realisiert, aber der Moment wird kommen. Jetzt genießen wir. Wir mussten schwere Momente durchstehen, wir wussten, dass man Nackenschläge bekommen kann. Aber wir sind zurückgekommen. Es ist unglaublich, wir sind ganz oben. Ich weiß, das mit der Familie wird oft gesagt, aber es ist für mich so. Mein Vater und meine Mutter haben mir so viel mitgegeben, was nicht ersetzbar ist. Dass man nie aufgeben darf. Heute kann ich die Früchte ernten. Als Trainer willst du immer alles richtig machen. Heute hatte ich das Glück, alles richtig zu machen."
Argentinien - Frankreich: Die Aufstellungen
Argentinien: E. Martinez - Molina (ab 91. Montiel), Romero, Otamendi, Tagliafico (ab 120.+1 Dybala)- de Paul (ab 102. Paredes), E. Fernandez, Mac Allister (116. Pezzella) - Messi, J. Alvarez (ab 103. L. Martinez), Di Maria (ab 64. Acuna). - Trainer: Scaloni
Frankreich: Lloris - Kounde (ab 120.+1 Disasi), Varane (ab 113. Konate), Upamecano, T. Hernandez (ab 71. Camavinga) - Tchouameni - Griezmann (ab 71. Coman), Rabiot (ab 96. Fofana)- Dembele (ab 41. Kolo Muani), Giroud (ab 41. Thuram), Mbappe. - Trainer: Deschamps
Argentinien - Frankreich: Die Daten zum Spiel
Tore: 1:0 Messi (23./FE), 2:0 Di María (36.), 2:1 Mbappé (80./FE), 2:2 Mbappé (82.), 3:2 Messi (108.), 3:3 Mbappé (118./HE).
Elfmeterschießen:
0:1 Mbappé
1:1 Messi
1:1 Coman verschießt
2:1 Dybala
2:1 Tchouameni verschießt
3:1 Paredes
3:2 Kolo Muani
4:2 Montiel
Zuschauer: 88.966 (ausverkauft in Lusail)
Gelbe Karten: E. Fernandez, Montiel (3), Acuna (3), Paredes (2), E. Martinez - Rabiot, Thuram, Giroud (auf der Bank)
Star des Spiels: Lionel Messi (Argentinien)
Bis zur 80. Minute dieses Finals hatte Lionel Messi eine richtig starke Darbietung auf den Rasen des Lusail Stadiums hingelegt, aber wenn das Spiel zu diesem Zeitpunkt beim Stand von 2:0 für Argentinien abgepfiffen worden wäre, hätte hier Elfmeterherausholer und Torschütze Angel Di María gestanden. Dann hob Kylian Mbappé das Spiel sogar zweimal aus den Angeln, weswegen Messi seinen siebten Turniertreffer und einen erfolgreichen Elfmeter im entscheidenden Elfmeterschießen zur endgültigen GOAT-Werdung nachlegen musste.
Der Flop des Spiels: Ousmane Dembélé (Frankreich)
Dem Flügelstürmer auch ein wenig das Verteidigen beigebracht zu haben, galt bis zum Finale als eine der Meisterleistungen von Frankreichs Trainer Didier Deschamps. Im Finale war der frühere BVB-Leichtfuß völlig überfordert gegen Di María, verursachte mit seinem zu spätem Einsteigen das 0:1, verlor bis zu seiner Auswechslung in der 41. Minute alle seine fünf Zweikämpfe und siebenmal den Ball.
Der Schiedsrichter: Szymon Marciniak
Seine Elfmeterentscheidung nach Dembélés Einsteigen gegen Angel Di María war zwar hart, aber sicher keine Fehlentscheidung. In der 86. Minute identifizierte er Thurams versuchte Elfmeterschinderei mit bloßem Auge. Somit benötigte er den in Katar sehr oft zu Recht kritisierten VAR nicht. Mit dem Polen, bereits seit 2011 FIFA-Schiedsrichter, traf die FIFA die richtige Wahl, er war ein würdiger Schiedsrichter für ein WM-Finale.