"Auf den Rauswurf waren wir nicht gefasst"

Von Interview: Christian Bernhard
Sebastian Langkamp holte mit dem KSC gegen 1860 München den ersten Saisonsieg
© Getty

Nach nur zwei Spieltagen wurde Trainer Ede Becker beim Karlsruher SC entlassen. Unter Interimscoach Markus Kauczinski gelang den Badenern gegen die Löwen gleich ein Sieg. Vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli spricht KSC-Spieler Sebastian Langkamp über die Trennung von Ede Becker, die Qualitäten von Kauczinski, die "Dohmen-raus"-Rufe und das schwierige Verhältnis zu den Fans.

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SPOX: Herr Langkamp, nach nur zwei Spielen hat der KSC schon Trainer Ede Becker entlassen. Das ging ja richtig schnell.

Sebastian Langkamp: Über den Zeitpunkt wurde lange diskutiert. Letztlich ist es so wie es ist. Markus Kauczinski hat bislang gute Arbeit geleistet und uns erfolgreich auf das Spiel bei den Löwen eingestellt. Er erreicht die Mannschaft und wir ziehen gut mit. Die bisherige Zusammenarbeit war durchaus positiv.

SPOX: Mit Beckers Rauswurf ist beim KSC eine Ära zu Ende gegangen.

Langkamp: Ich habe eineinhalb Jahre unter Ede Becker trainiert. Meine Erinnerungen sind durchaus positiv, besonders was den Menschen angeht. Der KSC hat ihm viel zu verdanken. Er hat damals den KSC in der 2. Liga gerettet hat und dann in die Bundesliga geführt. Deswegen sollte man jetzt nicht so negativ gegen seine Person vorgehen.

SPOX: Fühlen Sie sich mitverantwortlich für seinen Rauswurf?

Langkamp: Durchaus. Es ist nun mal so, dass der Trainer das schwächste Glied ist. Wir waren darauf nicht gefasst, dass er gehen muss. Natürlich hat man mal was im Umfeld gehört oder in der Zeitung gelesen, aber der Zeitpunkt kam überraschend. Aber wie gesagt: Ede Becker hat über all die Jahre gute Arbeit geleistet und deswegen sollte man ihn auch gebührend verabschieden.

SPOX: Die Fans fordern offenbar auch die Entlassung von Manager Rolf Dohmen. Beim Spiel in München gab es "Dohmen-raus"-Rufe.

Langkamp: Wenn man absteigt und die letzten Monate wenig Erfolgserlebnisse hatte, dann ist klar, dass die Fans sauer sind. Zudem gab es noch den ein oder anderen Vorfall, zu dem ich mich nicht äußern möchte. Letztlich ist er unser Manager und wir kommen gut klar mit ihm. Jetzt alles auf eine Person zu schieben, ist der falsche Weg.

SPOX: Das Verhältnis zu den Fans scheint angespannt. In Paderborn soll Dino Drpic nach dem Spiel die eigenen Fans auf kroatisch beschimpft haben...

Langkamp: Ich habe davon gehört. Die Fans waren enttäuscht, das kann man auch verstehen. Als Spieler muss man da drüber stehen und einfach mal in die Kabine gehen. Ich bin auch nicht in die Kurve gegangen, weil ich ebenfalls sauer war und wusste, dass es den Fans genauso ging. Natürlich fahren sie Hunderte von Kilometern, aber es geht natürlich nicht, auf einzelne Spieler zu schießen.

SPOX: Wünscht man sich als Spieler nicht, dass die Fans geschlossen hinter der Mannschaft stehen?

Langkamp: Absolut. Sobald es bei unseren Heimspielen nicht so läuft, kommt viel negative Stimmung auf. Das ist für die Mannschaft natürlich nicht förderlich.

SPOX: Mit dem Sieg bei den Löwen ist etwas Ruhe eingekehrt. Tut das der Mannschaft und dem Verein gut?

Langkamp: Natürlich bekommt man die Unruhe mit, aber bei uns in der Mannschaft ist es eigentlich kein Thema. Das ist die Arbeit von anderen. Wir müssen unsere machen und dann können wir dem Präsidium oder Management vielleicht ein bisschen helfen, dass noch ein bisschen mehr Ruhe reinkommt.

SPOX: Markus Kauczinski feierte mit dem Sieg bei 1860 gleich einen perfekten Einstand. Was hat er anders gemacht im Vergleich zu Ede Becker?

Langkamp: Er hat viele Einzelgespräche geführt. Wir mussten uns noch kennenlernen, viele kannten ihn ja nur vom Sehen. Deswegen hat er viel mit uns gesprochen und uns auch erreicht.

SPOX: Soll er längerfristig bleiben?

Langkamp: Die ersten Tage waren gut, wir kommen gut mit ihm klar. Markus ist ein Super-Coach. Er hat uns viele taktische Dinge nähergebracht, die das Team gegen 1860 besser umgesetzt hat als vorher. Ich glaube, dass er durchaus auch ein Kandidat für den KSC ist. Wenn wir als Mannschaft dahinter stehen, kann man dem Manager und Präsidium vielleicht auch sagen, dass wir uns vorstellen könnten, mit ihm weiterzuarbeiten.

SPOX: Er hat aber keinen Trainerschein...

Langkamp: Ach, wenn mich nicht alles täuscht, hat Markus Babbel auch keinen.

Der 4. Spieltag im Überblick