Freddy Adu galt einst als der künftige Michael Jordan des amerikanischen Fußballs. Er war 14 Jahre alt, als er seinen ersten Vertrag als Profi unterschrieb, er kassierte früh Millionen.
Doch der gebürtige Ghanaer, der seit 2003 die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, ist seit Jahren nur ein Versprechen, das nicht eingelöst wird. In der Nacht zum Donnerstag landete der mittlerweile 21 Jahre alte vermeintliche Superstar auf seiner Odyssee durch halb Europa im türkischen Belek. Dort hat unter anderem der FC Ingolstadt ein Trainingslager aufgeschlagen.
Adu: "Freue mich auf die Zeit in der Türkei"
Adu will sich beim stark abgestiegsgefährdeten Zweitligisten einen Platz im Kader für die Rückrunde erkämpfen - die Ingolstädter wiederum suchen einen Angreifer, der sie aus dem Keller schießt. "Ich freue mich auf die Zeit in der Türkei und möchte mich bei Ingolstadt mit guten Leistungen anbieten", sagte Adu.
Am Donnerstag kam er gleich mal zum Einsatz. Trainer Benno Möhlmann schickte ihn in der zweiten Halbzeit des Testspiels gegen den Drittligisten Kickers Offenbach (1:0) aufs Feld. Adu ließ sein Talent erkennen, besonders in Szene setzen aber konnte er sich nicht.
"Der Kontakt kam über seinen Vermittler zustande, der Adu uns anbot", sagt Möhlmann im Gespräch mit SPOX. Das Trainingslager wird nun genutzt, um Adu genauer kennen zu lernen. "Wir kannten seine Vorgeschichte. Aber wir wussten auch, dass die letzten Jahre nicht das bestätigt haben, was man von ihm erwartet hat, als er 15, 16 Jahre alt war. Wir werden die Tage nutzen und uns einen Eindruck von ihm machen.
Möhlmanns Erwartungen
In Ingolstadt waren eigentlich keine Transferaktivitäten geplant - bei Adu könnte der Klub eine Ausnahme machen: "Er hat sich bemüht, einige gute Aktionen gegen Offenbach gehabt. Wir müssen beobachten, wie robust er mit seinen 21 Jahren und wie effektiv seine Spielweise ist. Ich habe eigentlich gesagt, dass wir im Winter nicht die Zeit haben, um junge, entwicklungsfähige Spieler aufzubauen, vielmehr brauchen wir für die Rückrunde fertige Spieler, die uns sofort helfen. Das wird er in Belek zeigen müssen. Wenn nicht, werden wir ihn auch nicht verpflichten."
In den vergangenen sieben Jahren hat Adu ohnehin nur selten bis gar nicht unter Beweis stellen können, dass er die Fußball-Welt auch nur ansatzweise aus den Angeln heben wird.
Zuletzt unterschrieb er am 6. Januar 2010 einen über 18 Monate laufenden Leihvertrag beim griechischen Erstligisten Aris Saloniki - zum damaligen Zeitpunkt gehörte er noch dem portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon, der 2007 immerhin noch zwei Millionen Dollar gezahlt hatte, um den mutmaßlichen Superstar beim US-Profiklub Real Salt Lake auszulösen. Doch seit Beginn dieser Saison hat Adu kein Spiel bestritten.
Mit 16 Jahren in der A-Nationalmannschaft
Das hatte sich zu Beginn seiner Karriere noch ganz anders angelassen. Noch vor seinem 15. Geburtstag war Adu am 4. April 2004 als jüngster Spieler in der Geschichte der Major League Soccer zum Einsatz gekommen, nur zwei Wochen später avancierte er zum jüngsten Torschützen der nordamerikanischen Profiliga.
Im Alter von lediglich 16 Jahren und 234 Tagen gab Adu 2006 sein Debüt in der amerikanische A-Nationalmannschaft, 14 weitere Einsätze folgten. Die großen Klubs in Europa wollten ihn angeblich verpflichten, Manchester United etwa, doch die großen Träume bewahrheiteten sich nie.
Sechs Vereine in sieben Jahren
In den vergangenen sieben Jahren hat Adu für sechs Klubs gespielt, bei Benfica stand er nur elfmal auf dem Platz, dann wurde er ausgeliehen an den AS Monaco, an Belenenses und zuletzt an Saloniki. Durchsetzen konnte er sich nirgendwo.
Seine Berater hatten ihn nun dem FC Ingolstadt angeboten. Die "Schänzer", die jede Hilfe gebrauchen können, wollen erst mal abwarten. Das sagt einiges über Freddy Adu, das einstige Wunderkind.