Wiederbelebt in eine neue Ära

Von Daniel Reimann
Hasan Ismaik (3. v. l.) möchte 1860 München in eine neue Ära führen
© Getty

Der erste arabische Investor im deutschen Profifußball, satte 18 Millionen Euro als Mitbringsel und kühne Träume: Beim TSV 1860 München ist durch den Einstieg von Hasan Ismaik der große Neuanfang im Gange. Doch was passiert mit all der Kohle? Ist 1860 nun die Marionette eines einzelnen Geschäftsmannes? Und was bedeutet das überhaupt für das sportliche Geschehen? SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Der 20. März dieses Jahres war womöglich der Wendepunkt. Der Meilenstein beim TSV 1860 München auf dem Weg aus der drohende Insolvenz. Geschäftsführer Robert Schäfer warb - der Verzweiflung offensichtlich nahe - über die Medien um potenzielle Geldgeber und pries 1860 als idealen Verein für einen "Investor mit Interesse am Fußball" an.

Hamada Iraki, ein Banker aus München, erhörte die Botschaft und nahm sogleich Kontakt zu Hasan Ismaik, einem Geschäftsmann aus Jordanien, auf. Knapp zweieinhalb Monate und viele zähe Verhandlungsstunden später sind die Münchner Löwen vor der Insolvenz gerettet - dank des Einstiegs von Hasan Ismaik.

Wofür wird das Geld verwendet?

Rund 18 Millionen Euro stellt Ismaik den Löwen zur Verfügung, dafür gehören ihm nun 49 stimmberechtigte und, aufgrund der von der DFL vorgeschriebenen 50+1-Regelung, elf nicht stimmberechtigte Anteile an der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA . Ein riesiger Batzen Geld für einen Zweitligisten, doch für neue Investitionen bleibt davon kaum ein Cent übrig.

Fünf Millionen Euro dienen zur Stopfung eines plötzlich aufgetauchten Finanzlochs in der Planung für die kommende Saison, nochmal fünf Millionen werden für die Auszahlung der Altgläubiger benötigt. Weitere 2,5 Millionen gehen in Form von gestundeten Stadionmieten an den FC Bayern, zudem fehlt noch das Geld für die Spielergehälter in den Monaten Juni und Juli (circa eine Million).

Die restlichen rund vier Millionen Euro werden mit den Einnahmen und Ausgaben der kommenden Spielzeit verrechnet, dennoch kalkuliert 1860-Präsident Dieter Schneider "mit einem leichten Minus nach der Saison", das aber "im Idealfall gegen Null gehen" sollte.

Dass man an der Grünwalder Straße nicht urplötzlich im Geld schwimmt, beweist auch die Tatsache, dass der kollektive Verzicht auf zehn Prozent Gehalt, der zur Abwendung der Insolvenz im November beschlossen wurde, weiterhin bestehen bleibt.

Wie sieht das neue Machtgefüge bei 1860 aus?

Im Gegensatz zu manchem Vorgänger hat Präsident Dieter Schneider das Schicksal der Löwen beherzt und konsequent in die Hand genommen. Ohne ihn und Hasan Ismaik hätte man am 31. Mai wohl den Spielbetrieb einstellen müssen. Er bleibt auch weiterhin die Bezugsperson für den Jordanier bei 1860 und die treibende Kraft im Verein.

Die Stunden von Robert Schäfer im Kompetenzbereich eines echten Geschäftsführers scheinen hingegen gezählt. Ihm wird angeblich intern das Übersehen des fünf Millionen schweren Finanzlochs in der Wirtschaftsplanung für die Saison 2011/2012 angerechnet. Um die endlich eingekehrte Ruhe im Umfeld nicht zu stören, wird man ihm wahrscheinlich einen leisen Rückzug bereiten.

Schäfer soll dem Verein zwar weiterhin erhalten bleiben, schwerwiegende Entscheidungen werden aber künftig wohl ohne ihn getroffen.

Der neue starke Mann im geschäftlichen Bereich soll ein von Ismaik und 1860 gemeinsam eingesetzter Finanzchef werden, der den unrealistischen und unzuverlässigen Kalkulationen der Vergangenheit ein Ende setzen soll.

Ismaik selbst, der, wie Schneider betont, nicht mehr "Investor", sondern nun "Partner" ist, wird entgegen der Befürchtung skeptischer Fans nicht etwa ein alleiniger Entscheidungsträger - das verbietet die DFL sowieso.

Ohnehin wird man dort aufgrund mancher Ungereimtheiten aus der Vergangenheit und der Tatsache, dass Ismaik der erste arabische Investor im deutschen Profifußball ist, ein besonderes Auge auf 1860 haben.

Ins allgemeine Tagesgeschäft oder gar in sportliche Fragen wird sich Ismaik nicht einmischen, letzteres Ressort kommt dem neuen Sportdirektor Florian Hinterberger zu. In wichtigen Finanzfragen führt jedoch kein Weg an ihm vorbei.

Ismaiks Berater und Übersetzer Hamada Iraki wird dem Verein weiterhin zwar in beratender und vermittelnder Position zur Seite stehen, einen offiziellen Posten will er jedoch nicht einnehmen.

"Vorstellen könnte ich mir einen Sitz im Aufsichtsrat", so der Münchner Banker. Der Aufsichtsrat wird zudem von neun auf sechs reduziert und soll neu gewählt werden, verriet Schneider.

Ein großes Fragezeichen steht indes noch immer hinter IMG. Ismaik wollte den 1860-Vermarkter ausbezahlen, doch IMG stellte sich quer. "Fakt ist, dass IMG uns die nächsten fünf Jahre mit seiner Expertise zur Verfügung stehen wird", erklärte Präsident Schneider.

Ismaik kündigte bereits an: "Ich habe viele Ideen, um den Verein besser vermarkten zu können" und sprach dabei von "Dingen, von denen auch die Fans etwas haben."

Was verspricht sich Investor Ismaik von dem Geschäft?

"Jeder weiß, dass man im Fußball kein Geld verdienen kann", erklärte Ismaik am vergangenen Dienstag höchst selbst. Und ein beinahe insolventer Verein wie 1860 ist erst recht keine Goldgrube für Investoren.

Vielmehr will Ismaik mit seinem Investment geschäftliche Kontakte nach Europa und vor allem nach Deutschland knüpfen, um sich auch hierzulande einen Namen zu machen. "Deutschland ist ein großartiges Land, es spielt eine wichtige Rolle in der Welt. Als Investor kommt man an Deutschland nicht vorbei", so Ismaik.

Schon jetzt soll er mehrere Angebote aus diversen Bereichen haben, "bald wird man davon hören". Im Fußball wird 1860 jedoch sein einziges Projekt bleiben. Und sollte er tatsächlich mit diesem Geschäft eines Tages Gewinn machen, dann werde er das Geld umgehend "in die Mannschaft und in die Infrastruktur des Klubs reinvestieren."

Seite 2: Was bedeutet Ismaiks Einstieg für das sportliche Geschehen?

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