Die Lage an der Ostsee scheint hoffnungslos. Doch auch nach der jüngsten 1:5-Heimschlappe gegen die Frankfurter Eintracht wehrt sich Zweitliga-Schlusslicht FC Hansa Rostock zumindest verbal gegen jene, für die der zweite Abstieg in die dritte Liga in Folge bereits besiegelt ist.
"Wir haben am Sonntagabend lange zusammengesessen und wir denken, dass wir noch immer eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben", sagt Hansa-Vorstandschef Bernd Hofmann.
Die Zahl der Pessimisten steigt allerdings selbst unter eingefleischten Fans rasant. Nicht nur sportlich befindet sich der Klub mit zwei Siegen aus 25 Spielen auf Talfahrt.
Lizenzerhalt durch Schulden bedroht
Aufgetürmte Schulden lassen auch den Lizenzerhalt zur Zitterpartie werden. Zudem liefern Chaoten mit neuerlichen Übergriffen auf Gästefans dem Klub weitere Negativpresse.
Hofmann hält die Situation trotzdem für "beherrschbar. Die Konkurrenten im unteren Tabellendrittel würden "nicht wegrennen", sagt er.
Hansas Rückstand auf das rettende Ufer betrage nach wie vor fünf Punkte. "Jetzt warten wir mal die Spiele beim Karlsruher SC und gegen Aue ab", sagte der Hansa-Boss.
16 Millionen Euro Steuerschulden drücken
Bis zum Donnerstag muss er erst einmal die Lizenzunterlagen für die kommende Spielzeit beim DFB einreichen. Bei einem Schuldenstand von rund 16 Millionen Euro alles andere als einfach. Wo die 4,5 Millionen Euro Steuerschulden, die Hansa-Gläubiger bis zum Saisonende gestundet haben, herkommen sollen, steht in den Sternen.
"Wir gehen davon aus, dass wir die Lizenz für die zweite und die dritte Liga unter bestimmten Auflagen bekommen", sagt Optimist Hofmann, fügt aber an: "Die wirtschaftlichen Grundlagen sind in der dritten Liga wesentlich schwieriger darzustellen." Der diesjährige Personaletat von rund fünf Millionen Euro würde sich eine Liga tiefer wohl halbieren.
Und Manager Stefan Beinlich dürften im Abstiegsfall die Spieler weglaufen. Lediglich sechs Akteure aus dem aktuellen Kader sind auch für die dritte Liga gebunden. Die übrigen 22 Spieler könnten bei einem Abstieg ablösefrei gehen. Beinlich klopft daher bereits ab, welche Spieler im Fall des Falles bleiben würden. "Natürlich planen wir zweigleisig", sagt der Manager, der "gerne ein gewisses Gerüst von zwölf, dreizehn Spielern" halten möchte.
Dritte Baustelle: Problemfans
Und dann wäre da noch Rostocks dritte Baustelle: Die wiederkehrenden Ausschreitungen einiger Chaoten, die dem Klub in dieser Spielzeit bereits ein Geisterspiel einbrachten.
Zwar blieb es am Sonntag im Stadion ruhig, doch am Vorabend hatten 15 Rostocker Problemfans auf einem Parkplatz in Warnemünde sieben Frankfurter Anhänger angegriffen. Die Vermummten attackierten einen Kleinbus der Gästefans, die über die Stadtautobahn flohen. Die Horrorfahrt endete erst, als die alarmierte Polizei eingriff.
Gegen sechs polizeibekannte Rostocker wird nun wegen Landfriedensbruchs und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt.
Der FC Hansa Rostock im Steckbrief