Mit dem Sieg gegen Nürnberg hat sich Union Berlin an die Spitze der zweiten Liga gekämpft - die Eisernen wollen nun erstmals ins Oberhaus. Der VfB Stuttgart steht in der Krise und hinkt aktuell hinter den Erwartungen zurück, bei Hannover 96 gibt es eine neue Doppelspitze. Eintracht Braunschweig ist zurück im Rennen um einen der begehrten Plätze. Schafft ein Aufsteiger den Durchmarsch? SPOX blickt auf das Aufstiegsrennen in der 2. Liga.
Dynamo Dresden (5. Platz, 41 Punkte, 39:29 Tore)
Restprogramm: Heidenheim (H), Braunschweig (A), Düsseldorf (H), Fürth (A), Bochum (A), 1860 München (H), Karlsruhe (A), Bielefeld (H)
Dynamo ist on fire! Die Mannschaft von Uwe Neuhaus hat sich in den letzten Wochen mehr und mehr ins Rampenlicht gespielt und ist zumindest auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen. Zehn Punkte aus den letzten vier Spielen sind eine starke Bilanz.
Der Rückstand auf das Spitzen-Quartett beträgt zwar noch fünf Punkte, aber das Restprogramm ist durchaus machbar. Der Aufstieg wäre dennoch eine Sensation, wenn man bedenkt, dass Dresden erst 2016 die Rückkehr in die zweite Liga geschafft hat.
Doch was macht den Klub aus dem Osten derzeit so stark? Stichwort Entwicklung: "Wir haben uns im Laufe der Saison in vielen Bereichen verbessert", stellt Trainer Neuhaus fest. Blickt man auf die Tabelle, wird schnell klar, was der Übungsleiter meint. Zu Beginn und in der Mitte der Saison rangierte Dynamo stets im Tabellenmittelfeld, seit der Rückrunde macht man peu a peu Boden gut.
Darüber hinaus ist auch die Spielweise für einen Aufsteiger außergewöhnlich. Dynamo hat meistens deutliche Vorteile im Ballbesitz. Gegen Sandhausen hatte man zu über 70 Prozent der ersten Halbzeit den Ball in den eigenen Reihen.
Viel spricht jedoch nicht für Dresden. Der Rückstand auf die Topteams ist nicht unmöglich, trotzdem fast nicht wettzumachen. Dynamos Kader ist zwar sehr ausgeglichen, das Quartett an der Spitze hat womöglich jedoch mehr Qualität. Aber: Mit den euphorischen Fans im Rücken kann die Mannschaft auf der Erfolgswelle getragen werden.
Hannover 96 (4. Platz, 46 Punkte, 40:29 Tore)
Restprogramm: Union Berlin (H), Nürnberg (H), Würzburg (A), Braunschweig (H), Aue (A), Düsseldorf (H), Heidenheim (A), Stuttgart (H), Sandhausen (A)
Die Formkurve zeigte bei den Niedersachsen in den letzten Wochen klar nach unten. Gegen 1860 München gewann 96 zwar noch knapp, aber gegen die Kellerkinder Karlsruhe und St. Pauli holte die Mannschaft insgesamt nur einen Punkt.
Spielerisch läuft es derzeit nicht mehr für den Bundesliga-Absteiger. Die letzten Auftritte waren allesamt nicht überzeugend und es machte auch nicht den Anschein, dass sich dies kurzfristig verändert.
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Daher zog der Verein die Reißleine: Daniel Stendel musste trotz aller Aufstiegschancen seinen Hut nehmen und wurde durch Andre Breitenreiter auf dem Trainerstuhl ersetzt. Der neue Coach will Hannover wieder in die Spur bringen: "Jetzt geht es darum, in die Mannschaft hineinzuhorchen und zu erkennen, wo es hapert", erklärte Breitenreiter.
Die ersten Wochen zeigten bereits Wirkung: Im Testspiel wurde Schalke mal eben mit 3:1 besiegt. Es scheint, als ginge es in Hannover wieder bergauf.
Bei Schalke 04 hat der neue Trainer bereits mit Manager Horst Heldt zusammengearbeitet. Damals trennten sich die Wege, als Breitenreiter im Mai 2016 freigestellt wurde. Von Horst Heldt. Nach diversen Streitigkeiten gingen beide im Bösen auseinander. Doch diese Differenzen wurden nun beigelegt: "Wir haben uns ausgesprochen und die Vergangenheit gemeinsam aufgearbeitet", teilte Heldt mit.
In Hannover ist der direkte Wiederaufstieg das erklärte Ziel. Dass dies möglich ist, steht außer Frage. Der Verein verfügt über den womöglich breitesten Kader der Liga und hat mit Breitenreiter nun einen Trainer, der den Aufstiegskampf bestens kennt. 2014 führte er den SC Paderborn mit deutlich geringeren sportlichen und finanziellen Mitteln in die Bundesliga. Dies soll ihm nun auch in Hannover gelingen. Der große Vorteil: Mit Union Berlin, Braunschweig und Stuttgart sind noch alle Konkurrenten um den Aufstieg in der HDI-Arena zu Gast.
Eintracht Braunschweig (3. Platz, 47 Punkte, 40:27 Tore)
Restprogramm: Kaiserslautern (A), Fürth (A), Dresden (H), Hannover (A), Bochum (H), 1860 München (A), Union (H), Bielefeld (A), Karlsruhe (H)
In der Hinrunde dominierte die Eintracht fast nach Belieben und grüßte letztlich verdient vom Platz an der Sonne. Danach rutschte die Mannschaft von Torsten Lieberknecht allerdings ab und fiel bis auf Platz vier zurück. "Die Jungs merken die Drucksituation", erklärte der Übungsleiter vor einigen Wochen.
Der "große Traum" schien geplatzt zu sein. Die Konkurrenz zog an der Eintracht vorbei, man selbst verlor wichtige Punkte in den Partien gegen die Abstiegskandidaten. Doch wie Phönix aus der Asche hat sich das Team wieder ins Aufstiegsrennen gekämpft. Selbst die zuvor thematisierte Drucksituation scheint der Mannschaft keine Probleme mehr zu machen: Gegen Heidenheim und Düsseldorf gelang der Siegtreffer erst in der Nachspielzeit.
Die aktuelle Form stimmt wieder. Einzig die Personalie Domi Kumbela bereitet dem Verein Sorgen. Der Torjäger erzielte in der Hinrunde starke elf Treffer, nun ist er bereits seit neun Spielen torlos und hat sogar seinen Stammplatz verloren.
Für Lieberknecht sind die Wochen nach der Länderspielpause entscheidend: "Es kommt jetzt eine Phase in der Saison, in der es heißt, dranzubleiben." Ein Blick auf das Restprogramm der Braunschweiger zeigt, dass man vor allem in den letzten beiden Spielen wichtige Punkte gegen vermeintlich leichtere Gegner holen kann.
Daher nimmt der Trainer auch das Wort Aufstieg erstmals in den Mund: "Zwei Teams in der Liga haben das Ziel, aufsteigen zu müssen. Wir wollen es weiterhin." Das A-Wort ist also kein Tabuthema mehr.
VfB Stuttgart (2. Platz, 49 Punkte, 41:26 Tore)
Restprogramm: Dresden (H), 1860 München (A), Karlsruhe (H), Bielefeld (A), Union (H), Nürnberg (A), Aue (H), Hannover (A), Würzburg (H)
Die Causa Großkreutz war das bestimmende Thema beim VfB Stuttgart in den letzten Wochen. Der Rauswurf des Weltmeisters sorgte für großen Wirbel und ging anscheinend auch an der Mannschaft nicht spurlos vorbei. Vor dem Rausschmiss gewann die Mannschaft von Hannes Wolf fünf Spiele in Folge, seit der Affäre um den 28-Jährigen holte der VfB in drei Spielen lediglich zwei Punkte.
Die Trendwende am Fehlen von Großkreutz festzumachen, wäre aber wohl falsch. Trotzdem ist es auffällig, dass die Form der vergangenen Wochen verloren gegangen ist. "In den letzten Wochen haben sich einige Dinge eingeschlichen, die nicht gut sind", sagte Christian Gentner den Stuttgarter Nachrichten. "Das müssen wir intern besprechen."
Waren sich die Spieler schon zu sicher, den Aufstieg sowieso zu schaffen? Fest steht, dass der VfB ohne Zweifel zusammen mit Hannover den besten Kader der Liga zur Verfügung hat. Dennoch hat das Team in den letzten Wochen den Faden verloren. Für Sportvorstand Jan Schindelmeiser ist jedenfalls die Einstellung ein Grund für die Misere: "Wenn die Bereitschaft fehlt, ist die Systematik völlig egal", erklärte er nach der Niederlage gegen Fürth.
Schnell werden auch Parallelen zur Vorsaison deutlich, als der VfB nach einer Siegesserie im gesicherten Mittelfeld zu finden war, letztlich aber den Gang in die zweite Liga antreten musste.
Union Berlin (1. Platz, 50 Punkte, 40:24 Tore)
Restprogramm: Hannover (A), Aue (H), Düsseldorf (A), Kaiserslautern (H), Stuttgart (A), Sandhausen (H), Braunschweig (A), Heidenheim (H), Fürth (A)
"Scheiße, wir steigen auf!" Mit diesem Banner reagierten die Fans der Berliner humorvoll auf die Siegesserie der vergangenen Wochen. Union ist die Mannschaft der Stunde und steht nun erstmals in dieser Saison an der Spitze der Liga. Das Team aus dem Stadtteil Köpenick hat die letzten sechs Spiele allesamt gewonnen. Der Trend spricht also für Union!
Neun Spieltage vor Schluss hat der Verein die Möglichkeit, erstmals das deutsche Oberhaus zu erreichen. "Der Verein war noch nie oben, und wer jetzt diese Chance nicht wahrnehmen will, dem kann man wahrscheinlich auch nicht helfen", beschrieb Mittelfeldspieler Felix Kroos die aktuelle Lage.
Der sportliche Höhenflug der Berliner ist ein Verdienst von Trainer Jens Keller. Der Trainer hat es mit geringen finanziellen Mitteln geschafft, eine Mannschaft zu formen, die ohne große Namen in der Liga für Furore sorgt. Zudem hat das Team den Verlust von Torjäger Collin Quaner auf Anhieb weggesteckt.
Trainer Keller ist stolz auf seine Mannschaft: "Wir sind überall in aller Munde, durch die Art wie wir Fußball spielen und wie sich der Verein präsentiert."
Das Restprogramm der Eisernen ist jedoch alles andere als leicht: Union gastiert noch bei allen anderen Aufstiegsaspiranten. In der aktuellen Verfassung müssen die Berliner jedoch keinen Gegner fürchten. Union kann den direkten Aufstieg schaffen, auch wenn die Konkurrenz mit Stuttgart und Hannover riesig ist.