SPOX: Herr Ebbers, Sie sind mittlerweile 39 Jahre alt und kicken immer noch: In der Oberliga Hamburg beim SC Victoria. In 13 Spielen haben Sie dort in dieser Saison zwölf Tore geschossen. Wann ist denn mal Schluss?
Marius Ebbers: Im Moment habe ich auf jeden Fall noch Bock, Fußball zu spielen und mich zu bewegen. Irgendwann macht das der Körper auf dem Niveau aber nicht mehr mit. Wann das sein wird, keine Ahnung. Das sage ich schon seit zwei, drei Jahren und am Ende mache ich dann doch immer noch ein Jahr weiter. Ich gucke von Woche zu Woche, wie es körperlich weitergeht und dann schauen wir, was im Sommer passiert.
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SPOX: Wie angenehm ist der Fußball im Amateurbereich für Sie, so ganz ohne Medienrummel?
Ebbers: Ich fand die Medien nie wirklich anstrengend. Natürlich gab es vereinzelt auch Tage, an denen ich keinen Bock hatte. Als ich bei Victoria anfing, habe ich erstmal ein Jahr lang nichts mit der Presse zu tun haben wollen. (lacht)
SPOX: Als zweites Standbein nach dem Profifußball führen Sie das Modegeschäft "Ebb & Flow" in Hamburg.
Ebbers: Die Idee dazu geht auf meine Zeit bei Alemannia Aachen zurück. Dort habe ich jemanden kennengelernt, der ein Modegeschäft führte. Ich fand das einfach faszinierend und spannend. Als abzusehen war, dass ich mit dem Profifußball Schluss mache, hatte ich die Idee, den Laden zu eröffnen. Ich ließ ihn im ersten halben Jahr neben dem Fußball laufen, anschließend bin ich komplett einsteigen.
SPOX: Sind Sie auch selbst als Designer tätig?
Ebbers: Nein. Wir kaufen und verkaufen nur. Es gab die Idee, mal etwas Eigenes zu designen und wir waren auch schon in der Planung, aber letztlich ist das noch nicht realisiert worden.
SPOX: Ihr Laden befindet sich in Hamburg an der Schanze, Ihr Ex-Verein St. Pauli ist um die Ecke. Das bleibt Ihr Klub, oder?
Ebbers: Natürlich. Ich lebe Hamburg und das bleibt auch so. Das Stadion ist einen Steinwurf von meinem Laden und einen noch kürzeren Steinwurf von meiner Wohnung entfernt. Ich hatte dort die schönste Zeit meiner Karriere. Ich schaue auch immer noch auf meine anderen Vereine, aber St. Pauli verfolge ich am meisten. Stadionbesuche sind aber sehr unregelmäßig geworden. Freitagabends spiele ich meist selbst, Samstag muss ich arbeiten und Sonntag bin ich froh, wenn ich mal gar nichts machen muss.
SPOX: Ihre letzte Profistation begingen Sie 2014, als Sie zu den Fort Lauderdale Strikers in die amerikanische NASL wechselten. Dort absolvierten Sie jedoch nur acht Pflichtspiele. Wieso?
Ebbers: Es gibt dort eine Frühling- und eine Herbst-Saison. Ich besaß nur einen Vertrag für die Spring Season. Für mich war das so in Ordnung. Ich wollte auch gar nicht länger bleiben, sondern einfach die Erfahrung machen. Das war eine super Zeit. Da mein Sohn in Hamburg lebt und ich mich um den Laden kümmern muss, wollte ich es auf diese drei Monate begrenzen.
SPOX: War die USA die klare Nummer eins oder gab es damals noch andere Überlegungen bezüglich des Auslands?
Ebbers: Im Prinzip war die USA die einzige Option. Für China und Dubai war ich wohl nicht interessant genug. So herausragend war meine Karriere dann doch nicht, auch wenn ich sie selbst sehr herausragend fand. (lacht) Irgendwann kam ein Anruf des damaligen Co-Trainers von Fort Lauderdale. Er war Deutscher und so hat sich das dann entwickelt. Zwischenzeitlich gab es noch die Option, zu Chicago Fire zu gehen. Da hatte Arne Friedrich den Kontakt hergestellt. Der Wechsel in die zweitklassige NASL spiegelt auch ein wenig meine Karriere wider, denn die 2. Liga war ja sowieso immer mein Steckenpferd.
SPOX: Sie haben einmal gesagt, dass für Sie eigentlich eine "eineinhalbte" Liga richtig wäre.
Ebbers: Im Prinzip war ich, das mag sich jetzt vielleicht ein bisschen arrogant anhören, für die 2. Liga ein bisschen zu gut und für die erste zu schlecht. Daher hätte ich mir eine Zwischenliga gewünscht. Ich weiß nicht, woran es lag, dass ich in Liga zwei regelmäßig traf und in Liga eins nicht. Ich habe drei Jahre erste Liga gespielt und bin drei Mal abgestiegen. Wahrscheinlich war es eine Qualitätsfrage. Vielleicht lag es auch an den Teams, in denen ich gespielt habe. Das waren immer Aufsteiger, die eher defensiv agierten.
SPOX: In der Bundesliga waren Sie aber auch zugegen. Wie haben Sie das Wechselbad der Gefühle erlebt, als Sie 2010 mit St. Pauli in die 1. Liga aufstiegen, 2011 den HSV auswärts schlugen und dann doch wieder direkt abstiegen?
Ebbers: Das war eine wechselhafte, aber vor allem sehr ärgerliche Saison. Es ist zwar irgendwie ein doofes Gefühl, aber im Nachhinein denke ich, dass dieser Sieg gegen den HSV für viele wichtiger als alles andere war. Das ist eigentlich traurig.
SPOX: Wie meinen Sie das genau?
Ebbers: Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir eine super Saison gespielt, in den letzten zehn oder elf Spielen holten wir aber nur noch einen einzigen Punkt. 1:0 beim HSV gewonnen - mehr geht eigentlich nicht. Das ist wohl ein bisschen wie nach dem Gewinn eines Weltmeistertitels, da fallen die meisten auch erstmal in ein Loch. In unserem Fall war es damals aber lediglich ein Derbysieg. Der war natürlich sehr schön und für viele sicherlich auch heute noch sehr wichtig. Hätten wir aber 1:1 gespielt, dafür die Klasse gehalten, im nächsten Jahr erneut gegen den HSV gespielt und ihn eventuell noch in die 2. Liga geschossen, wäre mir das deutlich lieber gewesen.
SPOX: Stimmt es eigentlich, dass Sie Wolfgang Overath 2004 für den Kölner Abstieg verantwortlich gemacht hat?
Ebbers: Ja, aber überhaupt nicht böswillig. Er fragte mich, was denn los wäre, da ich verletzt war. Und sagte dann: 'Weißt du, warum wir damals abgestiegen sind?' Ich dann: 'Nee, keine Ahnung, Herr Präsident.' Er meinte: 'Na deinetwegen, weil du ständig verletzt warst!' Seitdem bin ich der Schuldige für den Kölner Abstieg 2004. In dem Moment war ich überrascht, aber er hat es sicherlich augenzwinkernd gemeint. Das ist eine Anekdote, die ich mit meinen damaligen Teamkollegen immer gerne erzähle. Ich kann nur seinen Kölschen Slang nicht so gut nachmachen.
SPOX: Apropos Teamkollegen: 2013 haben Sie Christopher Nöthe bei St. Pauli, als dieser eine große Torchance vergab, im Nachhinein Rückendeckung gegeben. Erzählen Sie mal!
Ebbers: Es war eine relativ gute Chance, aber keine hundertprozentige. In den sozialen Netzwerken wurde sich dennoch auf ihn eingeschossen. Im Internet tummeln sich ja die Bundestrainer. Deshalb habe ich gesagt: 'Leute, die ihr jetzt hier das Maul aufreißt, lasst uns die Szene nachspielen!' Und das haben wir dann gemacht. Es wurde eine Spaß-Aktion, die in Zusammenarbeit mit Viva con Agua einem guten Zweck diente.